Wohl Kleinkinder darunter Hamas inszeniert Übergabe vier israelischer Leichen martialisch
Im Gazastreifen wurden dem Roten Kreuz die sterblichen Überreste von vier Menschen übergeben. Israel prüft nun ihre Identität. Es könnte sich um die jüngsten Geiseln handeln.
Die Terrororganisation Hamas hat im Gazastreifen die sterblichen Überreste von vier Menschen an das Rote Kreuz übergeben. Die Zeremonie in Chan Junis war in einer Live-Übertragung im Fernsehen zu sehen. Israel will nun die Identität der Leichen prüfen, bei denen es sich laut der Hamas um tote Geiseln handeln soll.
Bevor die schwarzen Särge in IKRK-Fahrzeuge geladen wurden, stellten die Mitarbeiter des Roten Kreuzes weiße Sichtblenden auf. Sie überdeckten Hamas-Propaganda auf den Särgen mit weißen Tüchern. Das IKRK hatte zuvor mehr Menschenwürde bei der Übergabe von Geiseln gefordert.
Mutmaßlich handelt es sich bei drei der Geiseln um die Deutsch-Israelin Shiri Bibas und ihre beiden Söhne Kfir und Ariel. Die israelischen Behörden haben bislang keine offiziellen Namen der zu überführenden Leichen genannt, die am 7. Oktober bei dem brutalen Überfall der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas in den Gazastreifen verschleppt wurden. Das Büro des Regierungschefs Benjamin Netanjahu erklärte jedoch am Mittwoch, dass es eine entsprechende Liste erhalten habe. Die Familien seien informiert worden.
"Erschütternde Nachricht"
Am späten Mittwochabend hatte das Forum der Geisel-Familien mitgeteilt, es habe die "erschütternde Nachricht" erhalten, "dass Shiri Bibas, ihre Kinder Ariel und Kfir sowie Oded Lifshitz nicht mehr unter uns sind".
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Angehörigen der Familie Bibas sein Mitgefühl ausgesprochen. Ihr Tod sei "zur schrecklichen Gewissheit geworden", erklärte Scholz am Donnerstag anlässlich der Übergabe vier toter Geiseln an Israel im Onlinedienst X. "Ich fühle mit allen, die mit dieser schrecklichen Gewissheit umgehen müssen", fügte er hinzu.
Die Hamas hatte die Übergabe in Chan Junis martialisch inszeniert. Auf einer Bühne hatte sie die vier Särge neben Geschosshülsen aufgereiht, daneben standen vermummte und bewaffnete Hamas-Kämpfer. An jedem Sarg war ein Foto der Geisel, die die Hamas nach eigenen Angaben übergeben wollte, zu sehen. Neben Shiri Bibas und ihren Kindern sollte am Donnerstag auch die Leiche von Oded Lifshitz übergeben werden.
Im Hintergrund der Bühne war ein großes Plakat mit Fotos der Geiseln zu sehen, auf dem der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Vampir dargestellt war.
Kfir und Ariel Bibas waren die letzten Kinder, die noch von der Hamas als Geiseln im Gazastreifen festgehalten wurden. Die Terrororganisation hatte die Kleinkinder sowie deren Eltern Shiri und Jarden vor mehr als 16 Monaten aus dem Kibbuz Nir Oz verschleppt. Kfir war damals gerade einmal neun Monate alt, sein Bruder Ariel vier Jahre. Auch Vater Jarden Bibas hatte die Hamas als Geisel gefangen gehalten, er wurde Anfang Februar freigelassen.
Die Hamas will in den kommenden Tagen insgesamt zehn weitere Geiseln an Israel übergeben. Am Samstag sollen sechs lebende Israelis freikommen, wie die radikalislamische Miliz mitteilte.
Für die erste Phase der seit dem 19. Januar geltenden Waffenruhe war der Austausch von insgesamt 33 israelischen Geiseln gegen Hunderte palästinensische Häftlinge vereinbart worden. Die zweite Phase der Waffenruhe, die am 2. März beginnen soll, sieht dann die Übergabe der verbliebenen Geiseln vor.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP