"Warten, dass der Rassist abhaut" Wegen Trump: Mexiko baut Zeltstädte für Tausende Migranten
Mexiko reagiert auf Trumps Einwanderungspolitik und errichtet unter Hochdruck Flüchtlingslager an der Grenze. Mit dem Programm "Mexiko umarmt Dich" sollen Massenabschiebungen abgefangen werden.
Männer in Tarnkleidung spannen olivgrüne Zelte in der Größe kleiner Häuser auf, dutzende Feldbetten daneben warten auf ihren Einsatz. Vermummte Soldaten bewachen das Gelände. In Matamoros im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas errichtet die mexikanische Marine unter Hochdruck Flüchtlingslager, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag (Ortszeit) berichteten. Die mexikanischen Vorbereitungen auf die Massenabschiebungen aus den USA und auf die harte Politik gegen Migranten von US-Präsident Donald Trump laufen auf Hochtouren.
Das Lager in Matamoros, das den Behörden zufolge Platz für etwa 3.000 Menschen bieten soll, liegt im Nordosten Mexikos direkt gegenüber des texanischen Brownsville. Die mexikanische Regierung hatte angekündigt, entlang der 3.100 Kilometer langen Grenze zwölf Aufnahmelager für aus den USA ausgewiesene Migranten einzurichten: neun für mexikanische Staatsbürger und drei für Menschen anderer Nationalitäten. Das Aufnahmeprogramm trägt den Namen "Mexiko umarmt Dich", wie die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum mitteilte.
Trump hatte in seiner Antrittsrede angekündigt, "Millionen und Abermillionen" irregulärer Migranten abzuschieben. Die Politik des Rechtspopulisten unter dem Motto "Bleibt in Mexiko" sieht auch vor, dass zusätzliche Soldaten die südliche Grenze der USA sichern sollen und das Asylrecht aufgehoben wird. Am Donnerstag verkündete das Weiße Haus die ersten Abschiebungen von "hunderten kriminellen illegalen Migranten", die "größte Massenabschiebung der Geschichte" sei im Gange.
"Es gibt nicht genug Platz"
In vielen mexikanischen Grenzstädten befürchten Verantwortliche eine Überlastung der Auffangsysteme. "Keine Gemeinde ist vorbereitet", sagte der Bürgermeister von Reynosa im Bundesstaat Tamaulipas, Carlos Peña, diese Woche und fügte hinzu: "Es gibt nicht genug Platz, und die Situation könnte kritisch werden." Er forderte, ausländische Migranten sofort weiter in ihre Herkunftsländer zu schicken, um mehr Platz für mexikanische Migranten zu schaffen. Schätzungen zufolge leben allein sechs Millionen irregulär eingewanderte Mexikaner in den USA.
Währenddessen ist die Verzweiflung der Migranten, die in Mexiko auf Asyl in den USA gewartet haben, groß. Alle Termine bei Einwanderungsbüros, die über die staatliche App CBP One vereinbart worden waren, wurden abgesagt, die App wurde deaktiviert.
Auch die 48-jährige Kolumbianerin Margelis Tinoco ist von dieser Maßnahme betroffen. Sie steht gemeinsam mit anderen Migranten in der Grenzstadt Ciudad Juárez im Bundesstaat Chihuahua im Norden Mexikos und zeigt ihr Handy mit der Nachricht, dass ihr Termin abgesagt wurde. "Möge er (Trump) Mitgefühl mit uns haben und uns über die Grenze lassen", fleht Tinoco unter Tränen. Sie sei seit sechs Monaten unterwegs, habe sehr gelitten. "Ich weiß nicht, was von nun an mit meinem Leben geschehen wird", sagt die Frau ganz aufgelöst der AFP.
Südamerikaner fliehen vor Verfolgung nach Mexiko
Ein anderer junger Migrant, Enrique Huesca, der in Ciudad Juárez auf seinen Einwanderungstermin gewartet hatte, resigniert. "Es gibt nichts mehr, was wir tun können", sagt er der AFP und wickelt währenddessen sein dreijähriges Kind in eine Decke. Er könne nicht weiter Risiken eingehen, für die Kinder werde es zu kalt. "Jetzt müssen wir vier Jahre darauf warten, dass dieser alte Rassist wieder abhaut", sagt Huesca.
Viele Migranten aus anderen Ländern Lateinamerikas wählen nun die nächstbeste Option: Asyl in Mexiko. In der südmexikanischen Stadt Tapachula, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Guatemala entfernt, stehen Hunderte Menschen Schlange, um ein Asylgesuch an Mexiko zu richten. Die meisten wollten eigentlich weiter in die USA, wie Engelber Vázquez aus Venezuela. "Wir warten, bitten Mexiko um Asyl und warten darauf, welche Lösungen die Trump-Regierung uns bietet", sagte der 42-Jährige. Vázquez musste sein Land nach eigenen Angaben verlassen, weil er verhaftet wurde, als er gegen die Regierung protestierte.
"Mexiko umarmt dich"
Während aus den USA Massenabschiebungen drohen, kommen immer mehr Migranten aus anderen lateinamerikanischen Ländern im Süden Mexikos an. Das Land versucht, sich bestmöglich zu wappnen. Teil des Programms "Mexiko umarmt Dich" soll auch eine App für Mexikaner in den USA sein, mit der sie mexikanische Konsulate in den USA im Fall von Razzien kontaktieren und finanzielle Unterstützung erfragen können, wenn sie ausgewiesen werden.
Den Migranten aus anderen Ländern gegenüber möchte Mexiko "humanitär handeln", versicherte Präsidentin Sheinbaum am Dienstag. Mexiko habe seine eigene Einwanderungspolitik und es werde sich um die Rückführung von Menschen, die keine Mexikaner sind, in ihre Herkunftsländer bemühen. Zwischen Januar und November 2024 nahm Mexiko fast 23.000 ausländische Flüchtlinge auf.
- Nachrichtenagentur AFP