"Schwäche lädt ihn ein" Kallas warnt vor russischem Angriff auf die EU ab 2028
Die EU-Außenbeauftragte richtet einen dringenden Appell an die Europäer. Russland könnte sich schon bald zu einem Angriff ermutigt fühlen, so Kaja Kallas.
Russland stellt nach Ansicht der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas eine existenzielle Bedrohung für die Sicherheit der Europäischen Union dar. "Viele unserer nationalen Geheimdienste geben uns die Information, dass Russland in drei bis fünf Jahren die Verteidigungsbereitschaft der EU testen könnte", sagte die frühere estnische Regierungschefin bei einer Veranstaltung der Europäischen Verteidigungsagentur in Brüssel. Ein russischer Angriff wäre demnach ab 2028 möglich.
"Die Zeit ist nicht auf Russlands Seite. Aber sie ist auch nicht unbedingt auf unserer. Denn wir tun noch nicht genug", sagte Kallas. Es müsse mehr ausgegeben werden, um einen Krieg zu verhindern. "Aber wir müssen uns auch auf einen Krieg vorbereiten. (...) Das Versäumnis Europas, in militärische Fähigkeiten zu investieren, sendet auch ein gefährliches Signal an den Aggressor", betonte Kallas. "Schwäche lädt ihn ein."
Kallas fordert höhere Verteidigungsausgaben
US-Präsident Donald Trump habe recht, wenn er sage, dass die Europäer nicht genug Geld für Verteidigung ausgäben. Im vergangenen Jahr hätten die EU-Mitgliedstaaten im Durchschnitt 1,9 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgegeben. Russland hingegen gebe neun Prozent aus.
Details zu möglichen Plänen Russlands nannte Kallas nicht. Sie äußerte allerdings die Einschätzung, dass die Ukraine der EU mit ihrem Abwehrkrieg gegen Russland derzeit noch Zeit kaufe.
Unterstützung aus Litauen
Ähnlich formulierte es auch der Außenminister Litauens, Kęstutis Budrys. Die Forderung des neuen US-Präsidenten Donald Trump, die Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung zu steigern, sehe sein Land "nicht so kritisch", sagte Budrys dem "Spiegel". Erst kürzlich habe man in Litauen das Ziel vereinbart, die Investitionen in die Streitkräfte auf fünf, später sogar auf sechs Prozent der Wirtschaftsleistung zu steigern.
Mit Blick auf die Unterstützung der EU für die Ukraine kündigte sie an, dass derzeit an einem 16. Paket mit Russland-Sanktionen gearbeitet werde und sie sich für eine effizientere Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte für die Ukraine einsetzen wolle. Den Wert der bislang von EU-Staaten geleisteten Militärhilfen bezifferte sie auf knapp 50 Milliarden Euro. Bis zum Ende des kommenden Monats werde man zudem bereits 75.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten ausgebildet haben, sagte sie.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
- spiegel.de: "Wir müssen zeigen, dass die Nato für jede Aggression gerüstet ist" (kostenpflichtig)