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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Propaganda-Show in Moskau "Dieser Putin ist kaputt. Bringen Sie den nächsten"
Wladimir Putin stellt sich in einem Propaganda-Spektakel Fragen seiner Bürger. Doch keine wird zufällig gestellt. Die wichtigsten Aussagen im Liveblog.
Inhaltsverzeichnis
- "Dieser Putin ist kaputt. Bringen Sie den nächsten!"
- Putin würde Kohl, Chirac und Berlusconi zum Tee einladen
- Peinliche Fragen rutschen durch
- Putin wagt einen Scherz auf Kosten von Boris Johnson
- Putin stichelt gegen US-Journalisten
- Putin über Schmach in Syrien: "Es läuft alles nach Plan"
- Putin bekommt eine unbequeme Frage und schießt zurück
- Wladimir Putin lispelt und hustet, Gesicht löst Spekulationen aus
- Putin schlägt dem Westen Experiment vor: "Dann schlägt Russland zu"
- "Ich kann kein Datum nennen" – Putin gerät ins Stottern
- "Wie bewerten Sie den Verlauf der militärischen Spezialoperation?"
- Putin fabuliert über Deutschland
Wladimir Putin hält seine große Jahrespressekonferenz ab. Die Fragerunde für Journalisten wird in diesem Jahr mit der TV-Show "Der direkte Draht" verknüpft. Dieses Format soll Bürgern die Gelegenheit geben, ihrem Staatsoberhaupt Fragen zu stellen. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass keine Frage, die Putin beantworten wird, zufällig ist. Im Saal werden keine durchschnittlichen Bürger sitzen. Es ist ein inszeniertes Spektakel, das Putins Ruf als Vater der Nation und "guter Zar" festigen soll.
"Dieser Putin ist kaputt. Bringen Sie den nächsten!"
13.44 Uhr: Im Netz verbreiten sich derweil Ausschnitte aus der mehrstündigen Show, die Putins Stottern und Hüsteln in den Vordergrund stellen. "Dieser Putin ist kaputt. Bringen Sie den nächsten!", heißt es im Kommentar zum folgenden Ausschnitt in Anspielung auf die Gerüchte um mögliche Doppelgänger Putins.
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Putin würde Kohl, Chirac und Berlusconi zum Tee einladen
13.30 Uhr: "Mit wem würden Sie gerne ein Tässchen Tee trinken", lautet eine der vielen Fragen. Nach einigen Augenblicken nennt Putin den ehemaligen deutschen Kanzler Helmut Kohl. Dieser habe ihn mehrfach besucht.
Der ehemalige französische Präsident Jacques Chirac sei auch ein sehr interessanter Mensch gewesen. Putin schwärmt von seiner Intelligenz. Silvio Berlusconi hätte er auch gerne auf einen Tee eingeladen.
Die Frage nach einer Tasse Tee hat einen unbeabsichtigten Beigeschmack. Als Alexej Nawalny im Jahr 2020 mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet wurde, hatte man zunächst spekuliert, dass sein Tee vergiftet worden sein könnte. Später kam jedoch heraus, dass das Gift auf seiner Unterwäsche platziert worden war.
Über drei Stunden dauert die Putin-Show bereits
Peinliche Fragen rutschen durch
13.15 Uhr: Das KI-Programm, das die Zuschauerfragen aussucht, die auf den Bildschirmen im Studio eingeblendet werden, ist nicht fehlerfrei. Der russische Telegram-Kanal SOT Avision hat die besten Ausrutscher gesammelt. Jemand wollte wissen: "Wie sollen wir, einfache Bewohner von Nowosibirsk, einen Kredit aufnehmen, wenn der Zinssatz zwischen 26 und 28 Prozent liegt?" Ein anderer fragte: "Warum sind unsere Renten so miserabel? Wie sollen wir davon leben?"
Jemand nutzte die Gelegenheit für einen Heiratsantrag: "Katja, ich weiß, dass du das hier siehst. Heirate mich", hieß eine Botschaft. Einen anderen plagt etwas anderes: "Die Eintrittspreise in Museen und Theatern sind unerschwinglich teuer geworden. Bücher sind unverschämt teuer."
Blogger fragt Putin nach Anweisungen
12.50 Uhr: Es folgt eine wilde Mischung an Themen: Putin widmet sich der Telefonbetrüger-Plage. Dann spricht er über das angeblich "kriminelle Regime von Selenskyj". Schließlich fragt ein Blogger mit einem Millionen-Publikum unvermittelt danach, was er den Menschen, die ihm folgen, beibringen soll. Ganz offen wird hier nach einem Leitfaden von Putin gefragt.
Schüler müssen Putin-Show anschauen
12.29 Uhr: In russischen Schulen werden die Schüler derweil gezwungen, die Propaganda-Show anzusehen. Statt Mathematik oder Literatur steht heute das Programm des Staatsfernsehens auf dem Stundenplan.
Putin wagt einen Scherz auf Kosten von Boris Johnson
12.16 Uhr: Während Putin weiter über seine Maßnahmen zur Rettung der sinkenden Geburtenrate spricht, macht in den sozialen Medien ein Scherz des Kreml-Chefs die Runde: Als Putin kurz Boris Johnson erwähnt, bezeichnet er ihn als "Menschen mit einer hübschen Frisur". Im Publikum vor Ort bringt ihm das ein paar Lacher ein. Die TV-Kameras fangen ein, wie auch Ksenia Sobtschak, die Tochter von Putins politischem Ziehvater Anatoli Sobtschak, herzlich darüber lacht.
Ende November war Sobtschak nach eigenen Angaben noch in Berlin unterwegs – und teilte von dort ein Selfie mit Sahra Wagenknecht. Mehr dazu lesen Sie hier.
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Russischer Journalist liefert Putin Steilvorlage
11.59 Uhr: Ein russischer Journalist äußert sich zur sinkenden Geburtsrate und thematisiert die unkonventionellen Maßnahmen, die Putins Regierung ergriffen hat. Putin betont, dass Russland nicht als einziges Land mit diesem Problem kämpft. Er präsentiert Zahlen und zieht Vergleiche zu anderen Ländern. Auch hier scheint die Frage vorab ausgewählt worden zu sein, damit Putin seine Pläne darlegen kann.
In Russland läuft seit Monaten eine riesige Propaganda-Kampagne, die die Russen dazu bewegen soll, wieder mehr Kinder zu bekommen. Vor kurzem wurden die Menschen etwa dazu aufgerufen, in der Mittagspause Sex am Arbeitsplatz zu haben.
Putin stichelt gegen US-Journalisten
11.43 Uhr: Zum Schluss seiner Ausführungen über den angeblichen russischen Erfolg in Syrien lässt es sich Putin nicht nehmen, abermals den unbequemen US-Journalisten zu adressieren. Dafür unterbricht er sogar seinen Sprecher Dmitri Peskow. "Wenn Sie noch weitere Fragen haben, stellen Sie sie ruhig", sagt er mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht – offenbar in dem Glauben, dass seine Ausführungen über Syrien so meisterlich waren, dass sie den Kritiker zum Schweigen gebracht haben.
Putin über Schmach in Syrien: "Es läuft alles nach Plan"
11.40 Uhr: "Wir haben unser Ziel in Syrien erreicht", erklärt Putin. Angesichts der Schmach, die Russland mit dem Fall von Baschar al-Assad hinnehmen musste, leugnet Putin schlichtweg eine Niederlage. Dieselbe Taktik schlägt Putin auch hinsichtlich der Situation in der Ukraine stets ein. "Es läuft alles nach Plan": Das ist mittlerweile seine traditionelle Aussage in allen Notfällen.
- Lesen Sie auch: Russland zieht Luftverteidigung aus Syrien ab
Putin bekommt eine unbequeme Frage und schießt zurück
11.30 Uhr: Nachdem Putin sich lange darüber ausgelassen hat, dass in den "neuen russischen Regionen" alles besser wird, kommt ein US-Journalist zu Wort. Er fragt nach dem Schicksal eines anderen US-Journalisten, der spurlos in Syrien verschwunden ist. "Sind Sie bereit, Baschar al-Assad nach seinem Verbleib zu fragen?", will der Journalist wissen. Putin gibt vor, keine Ahnung von dem Fall zu haben. Er hustet und stottert. "Ich habe mich bisher nicht mit Präsident Baschar al-Assad getroffen." Dazu sei der Journalist bereits vor zwölf Jahren verschwunden, da könne man wenig sagen. "Ich habe Assad vier Jahre lang nicht gesehen." Die Frage ist Putin sichtlich unbequem. Er schießt zurück: "Sie und diejenigen, die Sie bezahlen, wollen, dass Russland schwach ist." Putin versucht, von der Frage abzulenken. "Aber wir sind erstarkt. Wir stärken unsere Verteidigung, unsere Streitkräfte." Es folgt eine lange Rede über die angebliche Stärke Russlands.
Putin schwenkt wieder die Atom-Keule
11 Uhr: Das Arsenal der Propaganda ist hochgefahren. Nach der Lobpreisung auf die Mittelstreckenrakete "Oreschnik" stellt ein Zuschauer rein zufällig eine Frage nach dem russischen Atomprogramm. Ob der Westen nun abgeschreckt sei, will er wissen. "Weiß ich nicht, das musst du sie selbst fragen", antwortet Putin. Dann fügt er hinzu, jedes Land, welches Russland bedroht, müsse mit einem Angriff rechnen.
Wladimir Putin lispelt und hustet, Gesicht löst Spekulationen aus
10.54 Uhr: Den russischen Zuschauern fällt nicht nur auf, dass Putins Rede von seinem berühmten Hüsteln unterbrochen wird, sondern auch, dass er lispelt. Es gibt zudem Kommentare zu einer vermeintlichen Asymmetrie seines Gesichts. Dies könnte auf die Lähmung eines Nervs hindeuten, so die Spekulation in russischen sozialen Netzwerken und unter den Kommentaren der TV-Zuschauer, die das Geschehen im Netz kommentieren.
Putin schlägt dem Westen Experiment vor: "Dann schlägt Russland zu"
10.50 Uhr: Während seiner langen Verteidigung der russischen Mittelstreckenrakete "Oreschnik" fallen das Lispeln und die verzerrte Mimik vermehrt auf. Die internationale Kritik der vermeintlichen Wunderwaffe setzt Putin offenbar immer noch zu. Mehrere Minuten verwendet er darauf, die neuartige Rakete in Schutz zu nehmen. Den westlichen Regierungen schlägt er ein Experiment vor: Sie könnten sich in Kiew ein Ziel aussuchen und versuchen, es mit ihren gesamten Luftverteidigungskräften zu schützen. Dann würde Russland mit der "Oreschnik" zuschlagen und man würde das Ergebnis sehen können. "Wir sind bereit für ein solches Experiment. Ist auch die andere Seite bereit?", fragt er provokant.
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"Ich kann kein Datum nennen" – Putin gerät ins Stottern
10.42 Uhr: Eine angebliche Bewohnerin der Region Kursk wird ins Studio geschaltet. Sie fragt, wann sie und andere Bewohner wieder in ihre Dörfer und Städte zurückkehren können. "Ich kann kein konkretes Datum nennen", antwortet Putin. "Unsere Jungs kämpfen in diesem Moment. (...) Wir werden sie mit Sicherheit wieder verjagen. Ein Datum kann ich nicht nennen. Aber es gibt natürlich Pläne. Wenn ich ein Datum nenne, dann wissen sie sofort Bescheid" – Putin meint hier die ukrainischen Streitkräfte. "Aber es wird alles wieder wiederhergestellt", verspricht Putin: von Schulen bis zu Straßen.
"Wie bewerten Sie den Verlauf der militärischen Spezialoperation?"
10.35 Uhr: Der Chefredakteur der Nachrichtenagentur Tass startet seinen Auftritt mit einer großen Danksagung an den Präsidenten. Dann stellt der russische Propagandist die entscheidende Frage dieser Veranstaltung: "Wie bewerten Sie den Verlauf der militärischen Spezialoperation? Und sind wir dem Sieg näher?" Putin beantwortet die Frage nicht direkt. Stattdessen folgt eine einstudierte Darbietung: Gehilfen bringen eine Fahne, die die Abzeichen aller Einheiten präsentiert, die Putin zufolge "gerade an der Front stehen". Der Kremlchef weiter: "Unsere Kämpfer schreiten überall voran. Sie erkämpfen überall unsere Territorien zurück." Dies entspreche einer klassischen militärischen Strategie, behauptet Putin. "Die Möglichkeiten unserer Streitkräfte wachsen." Putin gerät an dieser Stelle stark ins Stolpern.
Konkrete Aussagen zu Siegesaussichten macht Putin nicht. Auch macht er keine Versprechungen, was die Situation in der russischen Region Kursk angeht.
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Putin fabuliert über Deutschland
10.25 Uhr: In Deutschland sei das Nationalgefühl "ausgerottet" worden. "Sie fühlen sich als Europäer. Und nicht als Deutsche." In diesem Umstand sieht Putin den Grund für die schlechte Wirtschaftslage nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Für Russland sei hingegen die "nationale Souveränität" entscheidend – genauso wie für das Wachstum der russischen Wirtschaft.
Putin leiert Zahlen herunter
10.20 Uhr: Als Erstes leistet sich Putin einen Exkurs in die Wirtschaft. Er leiert einstudierte Zahlen herunter. Im Gegenteil zu Europa verzeichnet Russland ein starkes Wirtschaftswachstum, behauptet der Kreml-Chef. Die Aufzählung von Zahlen scheint Putin zu beruhigen und selbstsicher zu machen. Sie geben ihm Sicherheit. Nach einem etwas holprigen Start findet er zu seiner Linie.
Putin trifft ein
10.13 Uhr: Mit einer Verspätung von 13 Minuten trifft Putin im Studio des Staats-TVs ein. Die erste Frage der Moderatorin lässt sich nicht anders zusammenfassen als: Wie schaffen Sie es, so großartig zu bleiben?
Putin lässt auf sich warten
10.07 Uhr: Ungewohnt spät. Wladimir Putin lässt auf sich warten. Für solch eine wichtige Live-Veranstaltung ist die Verspätung für den Kreml-Chef ungewöhnlich.
Vier Stunden für Putin-Show angesetzt
9.58 Uhr: An die vier Stunden soll die Putin-Show in diesem Jahr dauern.
Der Countdown läuft
9.37 Uhr: Im russischen Staats-TV wurde in den vergangenen Wochen immense Werbung für die Putin-Show betrieben. Die Quoten sollen in die Höhe gerieben werden.