t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandInternationale Politik

Russland-Expertin: Anschlag auf Top-General erschüttert den Kreml


Anschlag auf Top-General
"Ein schwerer Schlag für den Kreml"

Von t-online, FIN

19.12.2024 - 12:17 UhrLesedauer: 3 Min.
Hochrangiger General in Moskau bei Explosion getötetVergrößern des Bildes
Der russische General Igor Kirillow: Er gehörte zu den bekanntesten Gesichtern des Angriffskriegs gegen die Ukraine. (Quelle: Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa/dpa-bilder)
News folgen

Der Tod des russischen Top-Generals Igor Kirillow ist ein schwerer Schlag für den Kreml, sagt eine Russland-Expertin. Das könnte der Verlust für Putin bedeuten.

Am frühen Morgen des 17. Dezember wurde der russische General Igor Kirillow bei einer Explosion im Zentrum Moskaus getötet. Kirillow, Befehlshaber der russischen Streitkräfte zur Abwehr radioaktiver, chemischer und biologischer Angriffe, spielte eine zentrale Rolle im russischen Militärapparat. Er war sowohl für den Einsatz dieser Waffenarten verantwortlich als auch für die Verbreitung von Desinformationen über die Ukraine und den Westen. Der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU), der Kirillow erst einen Tag zuvor in Abwesenheit angeklagt hatte, bekannte sich kurz nach der Explosion zu dem Anschlag.

Olga Lautman, Wissenschaftlerin am Center for European Policy Analysis, hat mit dem russischen Exilmedium "Meduza" über die Auswirkungen des Anschlags auf Kremlchef Putin und den Krieg in der Ukraine gesprochen. Lautman zufolge stellt der Anschlag einen "schweren Schlag für das russische Regime" dar. Neben den militärischen Auswirkungen betont sie vor allem die symbolische Bedeutung des Vorfalls: Er zeige das "Versagen des Kremls, seine eigenen Leute zu schützen" und könne "Unsicherheit und Angst unter den Beamten" weiter verstärken.

Zweifel an Rechtmäßigkeit der Verhaftung

Zudem würde der Anschlag den Kreml zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt treffen, da die jüngste Demütigung durch die schweren Verluste in Syrien kaum Wochen zurücklägen, so Lautman. Bereits am Mittwoch verkündete der russische Geheimdienst FSB die Verhaftung eines 29-jährigen Usbeken, der in einem veröffentlichten Video gestand, im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes für 100.000 Dollar und die Zusicherung eines europäischen Passes die Bombe gelegt zu haben.

Lautman äußert erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Verhaftung. Die Geschwindigkeit, mit der der FSB den Fall gelöst haben will, sei verdächtig. "Es ist unwahrscheinlich, dass die wahren Täter so schnell identifiziert werden konnten", erklärte sie gegenüber "Meduza".

Russische Geheimdienste wollen "Image polieren"

Lautman merkte auch an, dass die häufigen Berichte des FSB über vereitelte Terroranschläge, die fast wöchentlich erfolgten, "eher darauf ausgerichtet zu sein scheinen, ihr Image aufzupolieren, als die Wahrheit widerzuspiegeln", und fügte hinzu: "Diese Berichte sind ein Versuch, die ‚Effektivität‘ des FSB zu demonstrieren, insbesondere nach spektakulären Misserfolgen wie der Tötung Kirillows."

Lautman hält es für äußerst unwahrscheinlich, dass Kirillows mutmaßlichem Attentäter Geld und "ein europäischer Pass" für die Durchführung des Anschlags angeboten worden seien. "Die ukrainischen Geheimdienste agieren nicht auf diese Weise. Das ist lediglich eine weitere Projektion Russlands – genau so arbeiten die russischen Geheimdienste", erklärte sie.

Psychologische Kriegsführung

Seit Beginn der großangelegten Invasion Moskaus haben ukrainische Geheimdienste wie der SBU, der Hauptnachrichtendienst des Militärs (HUR) und die Spezialeinsatzkräfte immer wieder unkonventionelle Angriffe auf russisches Territorium durchgeführt. Während Igor Kirillow der ranghöchste russische Militäroffizier ist, der bisher außerhalb der Kampfzone getötet wurde, hat die Ukraine bereits mehrere hochkarätige Attentate verübt.

"Diese unkonventionellen Angriffe verfolgen mehrere Ziele", erklärte Lautman."Sie dienen als psychologische Operationen, um zu zeigen, dass Russland nicht vor Krieg auf eigenem Boden geschützt ist, legen Schwächen in der Verteidigung offen und stören wichtige Infrastrukturen wie Ölfelder, die Russlands Kriegsanstrengungen finanzieren." Zudem hätten diese Aktionen eine demütigende Wirkung auf den Kreml, da sie dessen Unfähigkeit, solche Angriffe zu verhindern, aufzeigen.

Gleichzeitig unterstützen sie Kiews Ziele auf dem Schlachtfeld. "Die Ukraine konzentriert sich auf militärische Ziele innerhalb Russlands, vermeidet zivile Opfer und destabilisiert so die russischen Militäroperationen sowie die innere Stabilität", betonte Lautman.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website