Trumps Attacke auf Selenskyj Raketen auf Russland? "Das ist verrückt"
Trump hat die Ukraine für Angriffe auf russisches Territorium mit US-Raketen kritisiert. Er kündigte eine grundlegende Änderung der Ukraine-Politik an.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat scharfe Kritik an der Ukraine geübt, nachdem diese russisches Gebiet mit Raketen aus US-Produktion angegriffen hat. In einem Interview mit dem "Time"-Magazin kritisierte er auch die scheidende US-Administration für ihre Art der Ukraine-Unterstützung.
"Das ist verrückt, was da passiert", sagte Trump. "Das ist verrückt. Ich bin ganz und gar nicht damit einverstanden, Raketen Hunderte von Meilen nach Russland zu schicken. Warum tun wir das? Wir eskalieren nur den Krieg und verschlimmern die Situation." An anderer Stelle sagte Trump: "Ich glaube, das Gefährlichste ist, was im Moment passiert, nämlich dass Selenskyj beschlossen hat, mit Genehmigung des Präsidenten, wie ich annehme, Raketen nach Russland zu schießen."
Das Interview wurde Ende November geführt, nachdem der scheidende US-Präsident Joe Biden der Ukraine Mitte November den Einsatz von Raketen des Typs ATACMS genehmigt hatte. Diese haben eine Reichweite von 300 Kilometern und können Ziele in Russland weit hinter der Front treffen. Nach russischen Angaben setzte die ukrainische Armee die Raketen seither bereits mehrfach gegen Ziele in Russland ein.
Kremlchef Wladimir Putin hatte danach damit gedroht, seine neue ballistische Hyperschallrakete Oreschnik auf das Zentrum von Kiew abzufeuern, sollte die Ukraine ihre Angriffe auf russisches Territorium mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen nicht einstellen. Die russische Armee will nach Angaben des Kreml "mit Sicherheit" auf einen mutmaßlichen ukrainischen Angriff mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen auf einen Militärflugplatz in Südrussland reagieren.
Trump möchte andere Ukraine-Politik
Trump plant eine Abkehr von der bisherigen Ukraine-Politik Washingtons. Er ist ein Gegner der massiven US-Hilfen für die Ukraine. Seit dem Überfall Russlands im Februar 2022 waren die USA der wichtigste Unterstützer des Landes mit Milliardenbeträgen und Waffen.
Im Wahlkampf hatte Trump angekündigt, er werde den Ukraine-Krieg rasch beenden. Vor Kurzem kündigte er in einem anderen Interview bereits die Kürzung der US-Hilfen an. "Ich möchte eine Einigung erreichen, und die einzige Möglichkeit, eine Einigung zu erzielen, besteht darin, nicht aufzugeben", sagte Trump in dem "Time"-Interview.
Kritiker befürchten, dass die Ukraine mit dem Amtsantritt Trumps am 20. Januar und der dann ausbleibenden US-Unterstützung zu einem Deal mit Moskau und zur Abgabe russisch besetzter Gebiete gezwungen werden könnte.
Trump von dem Magazin zur "Person des Jahres" gekürt
Das "Time"-Magazin, in dem das Interview veröffentlicht wurde, kürte den designierten Präsidenten Donald Trump zur Person des Jahres 2024. "Trumps politische Wiedergeburt ist beispiellos in der amerikanischen Geschichte", schrieb das Magazin zur Begründung. "Seit er 2015 als Präsidentschaftsbewerber antrat, hat vielleicht keine Person den Lauf der Politik und der Geschichte so sehr verändert wie Trump."
Die "Time"-Redaktion würdigt seit 1927 die einflussreichsten Persönlichkeiten des Weltgeschehens. Es geht demnach um die Person, "die im Guten wie im Schlechten die Welt und die Schlagzeilen der vergangenen zwölf Monate am meisten geprägt hat". In vielen Jahren sei die Wahl eine schwierige Entscheidung, schrieb das Magazin. "Im Jahr 2024 war es das nicht." Kurz vor der zweiten Amtszeit des Republikaners lebten "alle – von seinen fanatischsten Anhängern bis zu seinen schärfsten Kritikern – im Zeitalter von Trump".
Der 78 Jahre alte Trump hatte die Präsidentenwahl Anfang November klar gegen seine demokratische Kontrahentin Kamala Harris gewonnen. Nach seinem ersten – damals noch überraschenden – Wahlsieg 2016 hatte das "Time"-Magazin Trump schon einmal zur "Person des Jahres" gekürt.
Begangen wurde die Verleihung diesmal auf besondere Art und Weise: Trump läutete erstmals die Glocke zum Handelsauftakt an der Börse an der New Yorker Wall Street. Begleitet wurde der designierte US-Präsident dabei unter anderem durch seine Ehefrau Melania.
- time.com: "Read the Full Transcript of Donald Trump’s 2024 Person of the Year Interview With TIME"
- Nachrichtenagenturen Reuters, AFP und dpa