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Syrien-Konflikt: Wer kämpft gegen wen? Überblick


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Konflikt eskaliert wieder
Aleppo fällt erneut: Das Chaos in Syrien kehrt zurück


02.12.2024 - 15:45 UhrLesedauer: 4 Min.
Kämpfer im syrischen Bürgerkrieg (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Mitglieder einer Pro-Assad-Miliz im Kampf um Aleppo 2016 (Archivbild): Im Nordwesten des Landes herrscht jetzt die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS). (Quelle: imago stock&people/imago-images-bilder)

Seit 2011 kämpfen verschiedene Gruppen in Syrien um die Vorherrschaft. t-online stellt die wichtigsten Gruppierungen vor.

Lange Zeit war der Bürgerkrieg, der in Syrien seit 2011 herrscht, aus dem Blickfeld der internationalen Beobachter verschwunden. Die Fronten wirkten festgefahren, der Konflikt eingefroren. Doch nach der überraschenden Einnahme von Aleppo durch die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hat der Konflikt wieder an Dynamik gewonnen. t-online gibt einen Überblick über die kämpfenden Parteien.

Haiat Tahrir al-Scham

Haiat Tahrir al-Scham (Komitee zur Befreiung Großsyriens) oder kurz HTS entstand 2017 aus einem Zusammenschluss verschiedener dschihadistischer Rebellengruppen. Die größte dieser Gruppen war die bis dahin mit der al-Qaida verbündete al-Nusra-Front. Doch mit dem Zusammenschluss kam es zum öffentlichen Bruch zwischen al-Qaida und HTS.

Nach erbitterten Kämpfen zwischen der HTS und verschiedenen kleineren Rebellengruppen sowie der von Russland und dem Iran unterstützten syrischen Armee schaffte es die Gruppe 2019, die Kontrolle über die Region Idlib im Nordwesten Syriens zu erringen. Seitdem bemüht sich die Gruppe darum, ihre Macht in der Region zu festigen und die zivile Infrastruktur aufzubauen, um den Anschein einer funktionierenden Staatlichkeit zu erwecken.

So gibt in den von der HTS kontrollierten Gebieten Schulen, einen öffentlichen Personennahverkehr, durchgängig Strom und Internet – Dinge, die in weiten Teilen des vom Assad-Regime kontrollierten Teils Syrien nicht selbstverständlich sind. Das Image der Terrorgruppe will die HTS wohl abstreifen: Sogar Kirchen hat sie wieder aufgebaut und es kommt zu regelmäßigen Treffen mit christlichen Geistlichen.

Doch trotz aller Bemühungen, sich ein gemäßigtes Image zu geben, herrscht die HTS mit harter Hand. Die Gefängnisse sind voll mit jenen, die es gewagt haben, die HTS zu kritisieren. Wie glaubwürdig der moderate Kurs der Gruppe ist, bleibt daher abzuwarten. Unterstützt wird die HTS, deren Truppenstärke vom UN-Sicherheitsrat 2022 auf bis zu 15.000 Mann geschätzt wurde, von der türkischen Regierung.

Syrische Nationale Armee

Ebenfalls von der Türkei wird die Syrische Nationale Armee (SNA) unterstützt. Die SNA ist ein Sammelbecken von etwa 40 islamistischen Rebellengruppen, die vorwiegend im von der Türkei besetzten Norden Syriens aktiv sind. Immer wieder gibt es Berichte über durch die SNA verübte Verbrechen. So werfen ihr die UN Plünderungen, Folter, Vergewaltigungen, Raub und Zerstörung von Weltkulturerbe vor. Obwohl die Türkei als Besatzungsmacht völkerrechtlich dazu verpflichtet ist, den Schutz der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten zu gewährleisten, lässt sie die SNA, deren Stärke auf 30.000 bis 80.000 Mann geschätzt wird, aber weitestgehend gewähren.

Zwar waren Kämpfer der SNA am Angriff auf Aleppo beteiligt, doch in der Vergangenheit konzentrierten sich ihre Angriffe weniger auf das Assad-Regime als auf die kurdischen Autonomiegebiete. Auch die Türkei sieht in den Kurden die größere Bedrohung für die eigene Sicherheit.

Die Kurden

Rund 30 Prozent des syrischen Staatsgebiets stehen unter der Kontrolle der Partei der Demokratischen Union (PYD), dem syrischen Ableger der türkischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). In dem als Rojava bekannten Gebiet haben es die Kurden geschafft, eine funktionierende Demokratie aufzubauen, deren bewaffneter Arm, die Volksverteidigungseinheiten (YPG), sich durch ihren Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) zu einem strategischen Partner für den Westen entwickelt hat.

Da die PKK, die seit Jahren gegen die Türkei kämpft, sowohl in der EU als auch in den USA als Terrororganisation gilt, haben die Kurden 2015 die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) ins Leben gerufen. Ein Militärbündnis, das zwar von der YPG angeführt wird, aber noch aus weiteren nicht-kurdischen Gruppierungen besteht. So war es den USA möglich, die Kurden im Kampf gegen den IS zu unterstützen. Rund 900 amerikanische Soldaten sind in der Region stationiert und gelten für die Führung in Rojava als Lebensversicherung.

Denn in der Vergangenheit kam es immer wieder zu Angriffen durch die Türkei und pro-türkische Milizen auf das kurdische Autonomiegebiet. Daher sind die von der Türkei unterstützten Rebellengruppen wie HTS und SNA auch die Hauptgegner der SDF. Mit dem Assad-Regime haben sich die Kurden nach Einschätzung der Nahostexpertin Kristin Helberg arrangiert. Dies sollte jedoch nicht als Unterstützung des Regimes gewertet werden, sagte Hellberg dem "Spiegel".

Die größte Sorge der Kurden sei, dass die von der Türkei unterstützten Gruppierungen es schaffen, Assad zu entmachten und dann zusammen mit der Türkei ihre Angriffe auf Rojava konzentrieren. Schon kurz nach der Einnahme von Aleppo kam es zu einem Angriff der SNA auf die Stadt Tel Rifaat im kurdischen Autonomiegebiet. Der Deutschlandfunk berichtete aber auch über Angriffe der SDF gegen Truppen des Assad-Regimes.

Das Assad-Regime

Das Regime von Baschar al-Assad war und ist auf die Unterstützung seiner beiden großen außenpolitischen Partner angewiesen, um sich an der Macht zu halten: Russland und Iran. Doch beide sind momentan in eigene militärische Konflikte verwickelt, Russland in der Ukraine und der Iran und die mit ihm verbündeten Terrororganisationen Hamas und Hisbollah mit Israel. Die Schwäche der syrischen Streitkräfte, die zum Teil auch von verschiedenen Milizen unterstützt werden, haben die Rebellen für ihren Angriff auf Aleppo ausgenutzt. Dazu kommt, dass sich Syrien gerade in der schwersten wirtschaftlichen Krise seit 2011 befindet und somit das Regime noch weiter an Rückhalt in der Bevölkerung verloren hat.

Doch jetzt fliegen russische Kampfflugzeuge das erste Mal seit 2016 wieder Angriffe gegen Aleppo. Syrische Nachrichtenportale melden zudem, dass der Iran verbündete Milizionäre aus dem Irak nach Syrien schickt, um Assads Truppen beim Zurückschlagen der Rebellen unterstützen. Bei einem Besuch in der syrischen Hauptstadt Damaskus sicherte der iranische Außenminister Syrien umfassende militärische Unterstützung zu.

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