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"Heißer Draht": Wie Moskau und Washington direkt miteinander kommunizieren


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"Heißer Draht" zwischen Moskau und Washington
So warnte Russland die USA vor ihrer neuen Rakete


24.11.2024 - 20:57 UhrLesedauer: 3 Min.
Joe Biden (l) und Wladimir Putin: Zwischen Washington und Moskau besteht seit Jahrzehnten eine direkte Verbindung.Vergrößern des Bildes
Joe Biden (l.) und Wladimir Putin: Zwischen Washington und Moskau besteht seit Jahrzehnten eine direkte Verbindung. (Quelle: IMAGO/Michael Reynolds - Pool via CNP/Mikhail Klimentyev)

Die diplomatischen Spannungen zwischen Moskau und Washington sind groß. Beide Länder setzen deshalb auf ein Instrument aus dem Kalten Krieg: den "Heißen Draht".

Russland hat am Donnerstag die Ukraine beschossen – vermutlich mit einer neuen experimentellen Mittelstreckenrakete namens Oreschnik. Das Geschoss ist prinzipiell in der Lage, Nuklearsprengköpfe zu transportieren, was in diesem Fall allerdings nicht passiert ist. Über den Angriff und besonders darüber, dass es sich nicht um eine Nuklearwaffe handelt, haben die Russen die USA bereits vorab informiert, erklärte eine US-Sprecherin.

Dazu nutzten Moskau und Washington "Kanäle zur Verringerung nuklearer Risiken", also Kommunikationskanäle, die das Risiko möglicherweise nuklearer Eskalationen auch im Falle schwerer Konflikte so gering wie möglich halten sollen. Diese Verbindung blickt auf eine lange Vorgeschichte zurück: Ihre Ursprünge liegen in der Zeit des Kalten Krieges.

Die Kuba-Krise und der "Heiße Draht"

Die USA und die Sowjetunion richteten den sogenannten "Heißen Draht" am 30. August 1963 ein – kurz nach Beendigung der Kuba-Krise, in der die Sowjets Mittelstreckenraketen auf Kuba und damit in geopolitischer Nähe der USA stationiert hatten.

In dieser Zeit warteten die Präsidenten Kennedy und Chruschtschow wegen Verbindungsproblemen teils stundenlang auf Antworten voneinander – Zeit, die beide in der sich zuspitzenden Krise eigentlich nicht hatten.

Unter dem starken Eindruck der Kuba-Krise hatten USA und Sowjetunion nun ein gemeinsames Ziel: einen Atomkrieg zu verhindern, der womöglich durch schlechte oder völlig fehlende Kommunikation ausgelöst werden könnte.

Das gelang: Trotz höchster diplomatischer Spannungen und gegenseitiger Aufrüstung schwappte der Kalte Krieg zwischen den Sowjets und den USA nie in einen heißen oder gar einen Atomkrieg über.

Das "Rote Telefon" und der Fernschreiber

Symbolisch dafür steht das "Rote Telefon", das die Amerikaner buchstäblich "Hot Line" nannten. Genutzt wurde es für Gespräche zwischen Moskau und Washington wohl so gut wie nie. Um Missverständnisse zu vermeiden, setzte man stattdessen auf schriftliche Kommunikation, also Fernschreiber. Die Leitungen liefen von Moskau durch Nordeuropa – genauer gesagt: Helsinki, Stockholm, Kopenhagen und London – bis nach Washington.

Verschlüsselt wurden die Nachrichten mit einem sogenannten One-Time-Pad-Verfahren, bei dem ein Verschlüsselungscode genutzt wird, der mindestens so lang ist wie die Nachricht selbst. Es gilt bei korrekter Anwendung als nicht zu knacken. Sowjets wie Amerikaner hätten maximalen Wert auf Sicherheit gelegt, erklärte der Historiker Bernd Greiner der Deutschen Welle im vergangenen Jahr.

Die erste Nachricht von Washington nach Moskau im Jahr 1963 lautete übrigens: "The quick brown fox jumps over the lazy dog 0123456789". Warum genau dieser Satz? Alle Buchstaben und Ziffern eines englischen Fernschreibers sind in dieser Nachricht enthalten – so konnten die Maschinen auf Fehler überprüft werden.

Genutzt wurde der Kommunikationskanal danach offiziell nur sporadisch, unter anderem 1967 während des Sechstagekriegs im Nahen Osten zwischen Israel und den arabischen Nachbarn Jordanien, Syrien und Ägypten. Was genau in diesen Telefonaten besprochen wird, ist meist nicht öffentlich.

Der "Heiße Draht" heute

Heutzutage ist der "Heiße Draht" nicht mehr ein Fernschreiber oder ein Festnetztelefon, sondern besteht aus einer ganzen Reihe abhörsicherer Kommunikationskanäle auf verschiedensten Ebenen. Dass auch Präsidenten ihn nutzen, um direkt miteinander zu sprechen, ist allerdings verbrieft: 2014 beispielsweise rief Wladimir Putin Washington an und erreichte Barack Obama – in Riad.

Der US-Präsident befand sich zu diesem Zeitpunkt auf Staatsbesuch in Saudi-Arabien, war aber über den "Heißen Draht" telefonisch erreichbar. Putin und Obama vereinbarten damals nach US-Angaben ein Treffen der beiden Außenminister Kerry und Lawrow. Außerdem forderte Obama Putin bei dem Gespräch 2014 auf, seine Truppen von der ukrainischen Grenze abzuziehen und von der Krim abzulassen. Auch Biden und Putin telefonierten seit Bidens Amtsübernahme über diese Direktverbindung miteinander.

China, Nato, USA, Russland: weitere "Heiße Drähte"

Auch seitdem soll die Verbindung immer wieder genutzt worden sein. Nicht nur Moskau und Washington, sondern der Nato-Oberbefehlshaber für Europa sowie der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses sind inzwischen angeschlossen.

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine gibt es auch eine Kommunikationslinie zwischen dem Europa-Hauptquartier der US-Streitkräfte und Moskau. In seiner ursprünglichen Rolle als Frühwarnsystem zwischen Washington und Moskau wurde der "Heiße Draht" nun wohl am Donnerstag wieder eingesetzt.

Amerika pflegt indes nicht nur eine Direktverbindung nach Moskau: Im Jahr 2007 verständigten sich die Verteidigungsministerien der USA und China auf ihre Version des "Heißen Drahtes". Der damalige Verteidigungsminister Robert Gates besuchte damals sogar seinen Kollegen Liang Guanglie in Peking. US-Experten besprachen vor Ort technische Details mit den Chinesen. Eine ähnliche Direktverbindung nach Peking besteht ebenfalls seit 2008 – nämlich die aus Moskau.

Verwendete Quellen
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