Diese Stimmen zählten Wahl-Krimi in Moldau – Plötzlich liegt Sandu doch wieder vorn
Wohin schlägt das Pendel bei der Präsidentenwahl in Moldau? Das Rennen zwischen der pro-europäischen Maia Sandu und ihren russlandfreundlichen Herausforderer ist denkbar knapp.
Die Stichwahl in Moldau war mit Spannung erwartet worden, geht es für die kleine Republik doch um nichts weniger als eine Zukunft im Kreis der europäischen Demokratien oder um einen deutlichen politischen Richtungswechsel in Richtung russischer Autokratie. Für die beiden sehr unterschiedlichen Kurse standen die Kandidaten dieser Stichwahl um das Präsidentenamt: die pro-europäische Amtsinhaberin Maia Sandu auf der einen, der Kreml-treue Alexandr Stoianolgo auf der anderen Seite.
Gewonnen hat die Wahl Maia Sandu. Die 52-Jährige ließ sich in der Nacht zu Montag in Moldaus Hauptstadt Chisinau als Siegerin von ihrem Wahlkampfstab feiern. Nach der Auszählung von mehr als 97 Prozent der Wahlzettel kam sie laut Wahlkommission auf 53,53 Prozent der Stimmen.
Am Sonntagabend hatte es zunächst so ausgesehen, als könne Stoianoglo die Wahl tatsächlich für sich entscheiden. Nach Auszählung von knapp 90 Prozent der Wahlzettel kam er auf knapp 51 Prozent der Stimmen, Sandu kam zu diesem Zeitpunkt nur auf 49 Prozent. Doch das Lager der amtierenden Präsidentin äußerte "leichten Optimismus", dass der Trend sich nach Auszählung der Stimmzettel von im Ausland lebenden Wahlberechtigten drehen könnte.
Tusk: "Hoffe, dass sich der Trend fortsetzt"
Und tatsächlich drehte sich im Laufe der Auszählung das Blatt. Wie schon vor zwei Wochen profitierte Sandu vor allem von den Stimmen der Moldauer, die im Ausland leben, vor allem in der EU, von denen traditionell eine große Mehrheit auf ihrer Seite steht.
Polens Regierungschef Donald Tusk hat sich vorsichtig optimistisch zur Wiederwahl von Sandu geäußert. "Trotz der aggressiven und massiven Einmischung Russlands" bei der Wahl habe die pro-westliche Sandu "höchstwahrscheinlich den Favoriten Moskaus besiegt", schrieb Tusk bei X. "Hoffen wir, dass sich dieser Trend in den kommenden Tagen und Monaten auch in anderen Ländern fortsetzen wird", fügte er hinzu.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron überbrachte Sandu seine Glückwünsche. "Die Demokratie hat über alle Einmischungen und Manöver triumphiert", schrieb Macron ebenfalls bei X. Frankreich werde Moldau auf seinem europäischen Weg weiterhin zur Seite stehen.
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Sandu hatte in der ersten Wahl-Runde gut 42 Prozent der Stimmen erhalten, während der EU-Kritiker Stoianoglo knapp 26 Prozent erreichte. Sowohl die Europäische Union (EU) als auch Russland ringen um Einfluss in der ehemaligen Sowjetrepublik. Bei einem ebenfalls vor zwei Wochen abgehaltenen Referendum hatte eine knappe Mehrheit für einen EU-Beitritt gestimmt.
Wahl durch falsche Bombendrohungen überschattet
Im Vorfeld der Abstimmung hatte die Präsidentin mehrfach vor Stimmenkauf und Betrug gewarnt. Auch unabhängige Beobachter sprachen von massiver Einflussnahme durch den Kreml. So sollen Wladimir Putins Helfer mit viel Geld Hunderttausende Stimmen gekauft haben. Moskau bestreitet, sich in die Angelegenheiten Moldaus einzumischen.
Überschattet war die Wahl auch durch mehrere falsche Bombendrohungen. Den Ausschlag für das Wahlergebnis dürften die Hunderttausenden Moldauer geben, die im Ausland leben, vor allem in der Europäischen Union.
Der wirtschaftlich schwache Agrarstaat, der zwischen dem EU-Mitglied Rumänien und der Ukraine liegt, zählt weniger als drei Millionen Einwohner. Der östliche Landesteil Transnistrien hat sich beim Zerfall der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre in einem international nicht anerkannten Schritt abgespalten und Russland zugewandt. In Transnistrien sind russische Soldaten stationiert.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP, Reuters und dpa