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Libanon: Pager-Explosionen treffen Hisbollah | Nahostkonflikt könnte eskalieren


Explosion von Dutzenden Piepsern
"Ein großer Schlag gegen die Hisbollah"

Von t-online, mak

17.09.2024Lesedauer: 3 Min.
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Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen den Moment einer Explosion. (Quelle: t-online)

Im Libanon haben Explosionen tragbarer Funkempfänger zahlreiche Opfer gefordert – Ziel der mutmaßlich israelischen Attacke war offenbar die Hisbollah. Ein Experte erklärt, was das für den schwelenden Konflikt bedeutet.

Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz spitzt sich weiter zu: Bei mutmaßlich koordinierten Explosionen Hunderter tragbarer Funkempfänger sind im Libanon rund 2.750 Menschen verletzt und 9 Menschen getötet worden. Der Zustand von rund 200 Verletzten sei kritisch, erklärte der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad in der Hauptstadt Beirut. Die Hisbollah machte Israel für die Explosionen der sogenannten Pager verantwortlich und kündigte auf Telegram Vergeltung für die "sündige Aggression" an.

Der israelische Geheimdienstexperte Shlomo Shpiro sagte in einem Interview mit dem Sender Welt, er sehe eine "israelische Handschrift", vermutet den Auslandsgeheimdienst Mossad hinter der Attacke.

"Die Geduld der israelischen Regierung mit der Hisbollah ist am Ende. Das ist ein großer Erfolg, ein großer Schlag gegen Hisbollah", sagte er weiter. Denn die Pager seien offenbar nur in den Händen "relativ hochrangiger Mitglieder" der Miliz gewesen. Shpiro vermutet entweder einen Cyberangriff auf die Geräte, bei dem die Akkus zur Explosion gebracht worden seien. Oder aber eine "größere Aktion", in der Hunderte Geräte ins Land gelangt seien. Dieses Szenario hält Shpiro für deutlich wahrscheinlicher.

Video | Zahlreiche Hisbollah-Mitglieder bei Pager-Explosion verletzt
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Quelle: t-online

Explosionen zeigten "Verletzlichkeit" der Hisbollah

Auch das "Wall Street Journal" berichtete, die Pager stammten aus einer Lieferung, die die Hisbollah erst kürzlich erhalten habe. Hunderte Kämpfer hätten solche Geräte, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Hisbollah-Vertreter.

Dieser vermutete demnach, die Geräte seien mit Schadsoftware versehen gewesen, die zu einer Überhitzung und zur Explosion geführt hätten. Experten in israelischen Medien gingen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Miliz sehr wichtiges Kommunikationssystem gehandelt habe.

Laut Shpiro zeigen die Explosionen der Hisbollah ihre "Verletzlichkeit". Die Miliz verstehe, "dass Israel an jedes Mitglied der Hisbollah herankommt", sagte er weiter. Dieses "Gefühl der Unsicherheit" könne starke Folgen haben. Derzeit liefen die Untersuchungen bei Hisbollah und im Iran "auf Hochtouren", so der Experte. Eine offene Frage sei etwa: "Wer hat in der Hisbollah entschieden, die Geräte zu kaufen?"

Experte: "Die Lage kann jetzt eskalieren"

Beobachter gehen davon aus, dass es in naher Zukunft zu weiteren und womöglich größeren militärischen Zusammenstößen zwischen Israel und der Hisbollah kommen könnte. Die Lage hatte sich in den vergangenen Wochen zugespitzt.

So erklärte der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet jüngst, einen Bombenanschlag der Hisbollah auf einen ehemaligen ranghohen Sicherheitsvertreter Israels vereitelt zu haben. Die Attacke sei in den kommenden Tagen geplant gewesen, hieß es. Der Sprengsatz sei mit einem Fernzünder ausgestattet gewesen, verbunden mit einer Kamera und einem Handy. So hätte die Bombe demnach vom Libanon aus von der Hisbollah gezündet werden können.

Die israelische Zeitung "Jerusalem Post" meldete unter Berufung auf politische und militärische Kreise derweil, Israel sei einem umfassenden Krieg mit der Hisbollah näher als je zuvor. Ein großangelegter Krieg sei für alle Seiten aber weiter riskant.

Israel will durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Hisbollah-Miliz wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es die UN-Resolution 1701 vorsieht.

Auch Shpiro sagte Welt: "Die Lage kann durchaus jetzt eskalieren." Es bleibe abzuwarten, was in der Nacht auf Mittwoch passiere – ob es zu einem Schlag der Hisbollah auf Israel komme. Sein Fazit: "Es zeigt, wie gefährlich ein solcher Cyberkrieg sein kann." Es sei nicht nur ein Krieg wie bisher – sondern eine neue Dimension des Krieges.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Interview von Shlomo Shpiro in Welt-TV am 17. September 2024
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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