Britische Regierung fordert Freilassung Putin-Kritiker im Krankenhaus: Kreml bestreitet Beteiligung
Der Putin-Kritiker Wladimir Kara-Mursa liegt im Krankenhaus. Ein Kreml-Sprecher sagt, die russische Regierung habe mit der Sache nichts zu tun.
Der Kreml hat nach eigenen Worten keinen Einfluss auf die Lage des inhaftierten russischen Kreml-Kritikers Wladimir Kara-Mursa, der vergangene Woche aus einer Strafkolonie in ein Gefängniskrankenhaus verlegt worden war. Der Kreml habe "leider nicht die Möglichkeit, diese Situation zu beobachten", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch vor Journalisten. Dies gehöre "nicht zu unseren Vorrechten", sagte er. Zuständig sei der Gefängnisdienst.
Kara-Mursa ist einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er war im April 2023 wegen des Vorwurfs des "Hochverrats" und der "Verbreitung falscher Informationen" über den Konflikt in der Ukraine zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Es handelt sich um eine der längsten Haftstrafen, die bisher gegen Gegner Putins verhängt wurden. Es wird befürchtet, dass sich sein Gesundheitszustand aufgrund der verschärften Haftbedingungen und der begrenzten medizinischen Versorgung verschlechtert.
Anwalt: Mangel an Kontakt "besorgniserregend"
Nach Angaben seiner Frau wurde Kara-Mursa vergangene Woche aus der Hochsicherheits-Strafkolonie in der Region Omsk in ein Gefängniskrankenhaus in der gleichen Region verlegt. Am Mittwoch schreib Jewgenija Kara-Mursa im Onlinedienst X, Kara-Mursas Anwalt konnte den Kreml-Kritiker im Krankenhaus besuchen. "Es ist immer noch unklar, warum Vladimir in das Gefängniskrankenhaus verlegt wurde, aber er lebt und es geht ihm so gut, wie man erwarten kann", schrieb seine Frau.
Zuvor wurden die Anwälte nicht ins Krankenhaus gelassen. Seit dem 2. Juli hätten sie nichts mehr über seinen Zustand erfahren.
Laut seinem Anwalt Wadim Prochorow ist der "Mangel an Kontakt in einer Situation, in der Lebensgefahr besteht, besonders besorgniserregend". "Das pessimistische Szenario ist, dass sich sein Zustand verschlechtert hat", sagte Prochorow laut von Kara-Mursas Unterstützern am Dienstagabend veröffentlichten Online-Posts.
Kara-Mursa soll zwei Vergiftungsversuche überlebt haben
Gegenüber der Zeitschrift "Reform" äußerte Prochorow zudem, dass der verwehrte Zugang zu Anwälten sowohl gegen russisches als auch gegen internationales Recht verstoße. Die Schuld daran gab er den russischen Behörden. "Wie wir vermuten, liegt die Verantwortung für die Verweigerung des Zugangs bei Moskau – es ist unwahrscheinlich, dass das Krankenhaus selbst diese Entscheidung getroffen hat", erklärte der Anwalt.
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Die Angehörigen des Oppositionellen hatten zuvor bereits Sorgen angesichts seines Gesundheitszustands geäußert. Kara-Mursa leidet nach ihren Angaben infolge zweier Vergiftungsversuche in den Jahren 2015 und 2017 an einer Erkrankung des Nervensystems. Großbritannien hatte zuvor die sofortige Freilassung und eine dringende Behandlung des 42-Jährigen gefordert, der auch die britische Staatsangehörigkeit besitzt.
Kara-Mursa ist Pulitzer-Preisträger
Kara-Mursa wurde im April 2022 verhaftet, nachdem er die Offensive Moskaus in der Ukraine kritisiert und den Westen zur Verhängung von Sanktionen gegen den Kreml aufgefordert hatte. Aus dem Gefängnis heraus setzte er seine Arbeit fort. Anfang Mai erhielt er den Pulitzer-Preis für "seine leidenschaftlichen Artikel, die er unter Einsatz seines Lebens aus seiner Gefängniszelle heraus geschrieben hat".
Kara-Mursa stand dem im Februar in einer Strafkolonie in der Arktis gestorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny nahe. Seit Nawalnys Tod im Februar mehren sich die Sorgen um den 42-Jährigen.
- Nachrichtenagentur AFP