"Ausländische Agentin" Russland: Untersuchungshaft für US-Journalistin wird verlängert
Die amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva wird weiter in Russland festgehalten. Grund dafür ist, dass sie sich angeblich nicht als "ausländische Agentin" registriert hat.
Ein russisches Gericht hat die Untersuchungshaft für die US-amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva bis Anfang August verlängert. Ein Antrag ihrer Verteidiger, sie in Hausarrest zu entlassen, sei von dem Bezirksgericht in Kasan abgewiesen worden, teilte der US-Auslandssender Radio Freies Europa/Radio Liberty (RFE/RL) mit Sitz in Prag am Freitag mit.
Kurmasheva, die für das tatarische Programm des Senders arbeitet, wird seit einem Jahr an der Ausreise aus Russland gehindert. Seit Oktober befindet sie sich im Gefängnis. RFE/RL verurteilte die Inhaftierung und sprach von einer Vergeltungsmaßnahme für Kurmashevas journalistische Arbeit.
Ausländische Agenten als anti-westliches Stigma
Kurmasheva verfügt sowohl über die US-amerikanische als auch die russische Staatsbürgerschaft. Die in Prag lebende 47-Jährige war nach Angaben ihres Senders im Mai 2023 nach Russland gereist, um ihre Mutter zu besuchen. Kurz vor ihrem geplanten Rückflug wurden demnach ihre Pässe beschlagnahmt. Russlands Justiz wirft ihr vor, sich nicht als "ausländische Agentin" registriert zu haben. Dafür drohen der Mutter von zwei Kindern bis zu fünf Jahre Haft.
Als ausländische Agenten werden in Russland Menschen, Medien, Organisationen gebrandmarkt, wenn sie aus einem anderen Land Geld erhalten. Sie sollen so als Spione stigmatisiert werden, die im Interesse anderer Staaten arbeiten. Insbesondere seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren geht Russland hart gegen kritische Medien vor.
Gegründet wurde Radio Freies Europa 1949 zum Höhepunkt des Kalten Krieges. Der US-Kongress stellt das Jahresbudget von umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro bereit. Bis zum Umzug nach Prag 1995 sendete RFE/RL aus einem großen Gebäudekomplex am Englischen Garten in München.
- Nachrichtenagentur dpa