"Unsere Position ist klar" Putin äußert sich zu mutmaßlichen Weltraum-Atomplänen
In den USA geht die Sorge vor russischen Atomwaffen im Weltraum um. Nun hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich erklärt.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat Anschuldigungen aus den USA zu angeblichen Plänen für den Einsatz von Atomwaffen im Weltraum dementiert. "Unsere Position ist klar und deutlich: Wir waren immer kategorisch gegen die Stationierung von Atomwaffen im Weltall und sind es auch jetzt", sagte der Kremlchef der Nachrichtenagentur Interfax zufolge bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
US-Medien hatte in der vergangenen Woche über atomare Ambitionen Russlands im All spekuliert. Das neue nukleare Potenzial solle sich gegen Satelliten im All richten und könne damit eine Bedrohung für die nationale wie die internationale Sicherheit darstellen, hieß es (t-online berichtete). Die US-Regierung erklärte daraufhin, Russland entwickle militärische Fähigkeiten zum Einsatz gegen Satelliten im Weltall. Zur spezifischen Art dieser Bedrohung wurden keine Angaben gemacht.
Kremlsprecher: Vorwürfe sollen Ukraine-Hilfen beschleunigen
Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des US-Repräsentantenhauses, Mike Turner, hatte am vergangenen Mittwoch eine Stellungnahme veröffentlicht und darin mitgeteilt, sein Ausschuss habe allen Mitgliedern des Kongresses "Informationen über eine ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit zur Verfügung gestellt". Das hatte erste Spekulationen über eine nukleare Bedrohung ausgelöst.
Nach Informationen der "New York Times" sind die jetzt diskutierten nuklearen Fähigkeiten Russlands noch in der Entwicklung und bislang nicht zum Einsatz gekommen. Eine akute Gefahr bestehe daher nicht. Fox News berichtete, mit einem Einsatz nuklearer Systeme gegen Satelliten ließen sich möglicherweise militärische Kommunikation und Aufklärung der USA ausschalten. Es gab zunächst keine offizielle Bestätigung für die Berichte.
Daraufhin hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow der US-Regierung vorgeworfen, damit die Debatte um Ukraine-Hilfen anschieben zu wollen: "Es ist offensichtlich, dass das Weiße Haus mit allen Tricks und Raffinessen versucht, den Kongress zur Abstimmung über das Gesetz zur Bereitstellung von Geld zu bewegen", sagte er. Die Republikaner hatten sich bislang gegen die weiteren Ukraine-Hilfen der Demokraten gestellt.
Pistorius: Nicht vorschnell antworten
Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte am Donnerstag am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel, ihm lägen bislang keine Erkenntnisse darüber vor, dass Russland möglicherweise atomare Anti-Satelliten-Waffen im Weltraum stationieren wolle. Er kündigte allerdings an, dass er sich mit Partnern darüber austauschen werde. "Diese Meldungen sind meines Wissens sehr, sehr neu, jedenfalls für mich", sagte der SPD-Politiker.
Pistorius warnte davor, vorschnell Antworten zu geben oder zu glauben, welche zu haben. "Wir müssen die technischen Fragen klären und dann sehen, was daraus folgert", sagte er.
Um besser auf Angriffe gegen Satelliten reagieren zu können, hatte die Nato bereits 2021 beschlossen, dass Angriffe aus oder im Weltraum künftig nach Artikel 5 zur kollektiven Verteidigung als Bündnisfall behandelt werden können – also so, wie zuvor Angriffe am Boden oder im Luft-, See- oder Cyberraum.
Putin gratulierte Schoigu im gleichen Interview am Mittwoch zudem zur Eroberung der ostukrainischen Stadt Awdijiwka vor einigen Tagen. Er forderte den Minister auf, den Erfolg auszubauen und weitere Gebiete zu besetzen. Mehr über den russischen Vormarsch in Awdijiwka und seine Auswirkungen für die Ukraine lesen Sie hier.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa