Nach ersten Geiselbefreiungen Angehörige bangen um Hamas-Geisel Yarden Roman
Die Hoffnung der Familien vor der ersten größeren Geiselfreilassung war groß – auch die der Familie von Yarden Roman. Dann kam die Enttäuschung.
Seit fünf Wochen ist die Deutsch-Israelin Yarden Roman eine Geisel der Hamas. Eine Zeit, die für ihre Familie von Angst, Hoffnungsmomenten und Ernüchterungen bestimmt war. Nun, mit der Freilassung erster Geisel aus der Gewalt der Terrororganisation, war die Hoffnung besonders groß, dass Roman wieder freikommen könnte.
Die 35-Jährige war am 7. Oktober mit ihrem Ehemann Alon und ihrer dreijährigen Tochter im Kibbuz Be'eri in Israel von vier Hamas-Terroristen in einem Auto verschleppt worden. Die junge Familie wollte Verwandte besuchen.
Familie von Yarden Roman knapp entkommen
Noch während der Entführung gab es einen ersten kleinen Hoffnungsmoment: Als sich das Auto der Entführer der Grenze zu Gaza näherte, geriet es ins Sichtfeld eines israelischen Abwehrpanzers. Die Familie reagierte.
"Sie haben ihre Chance ergriffen, sprangen aus dem Auto und rannten", erzählte Roni Roman, Yardens Schwester, später der "The Times of Israel". Während sie rannten, reichte Yarden nach Angaben von Roni zufolge ihrem Ehemann die gemeinsame Tochter Geffen. Die Terroristen folgten ihnen, feuerten mit ihren Waffen auf sie. Alon rannte mit seiner Tochter im Arm weiter. Als er sich nach seiner Frau umdrehte, sah er, wie diese sich in den Bäumen versteckte, die Hände auf dem Kopf, um sich zu schützen. Es war das letzte Mal, dass er sie sah. Später erzählte Amit Avraham, der Partner von Yardens Schwester, der Deutschen Presse-Agentur, dass Alon sich mit Tochter Geffen 24 Stunden lang im Gebüsch verstecken konnten. Inzwischen seien sie aber in Sicherheit.
Noch am selben Nachmittag gab es einen zweiten Hoffnungsschimmer für die Familie: Sie habe erfahren, dass 50 Geiseln festgehalten und alle 50 wohlbehalten freigelassen worden seien, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Stunden später habe sich jedoch herausgestellt, dass das so nie stattgefunden hatte. Es seien weder Geiseln festgehalten noch sei jemand freigelassen worden.
Yarden Roman nicht unter freigelassenen Geiseln
Mittlerweile ist klar: Auch bei der jüngsten Geiselfreilassung ist Yarden nicht dabei. Am Freitag war eine erste Gruppe von Geiseln freigelassen worden. Insgesamt 24 Geiseln sind bisher aus der Gefangenschaft der Terrororganisation Hamas freigekommen. Das bestätigte das Rote Kreuz. Unter ihnen waren vier Doppelstaatler mit deutscher Staatsbürgerschaft, mehrere Kinder und Frauen über 70 Jahre.
Während Yarden weiter in Gaza festgehalten wird, orchestriert ihre Familie eine Kampagne für ihre Freilassung. Unter dem Slogan "Bring Yarden Home" demonstrierten auch Menschen in Deutschland für die Frau. Gili Roman, Yardens Bruder, hat sich bereits in Israel mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) getroffen und um Hilfe gebeten. Bei Markus Lanz war er ebenfalls zu Gast – mehr dazu erfahren Sie hier.
Yarden Roman ist den Angaben von Schwäger Amit Avraham zufolge die Enkelin von aus Deutschland geflohenen Juden, die aus dem bayerischen Fürth stammten.
Keine großen Erwartungen an nächste Freilassung
Für die nächste Freilassung macht sich die Familie keine große Hoffnung. Etwas mehr als ein Dutzend weitere Geiseln sollen am Samstag freigelassen werden. Lesen Sie hier mehr dazu. Insgesamt ist von etwa 50 Menschen die Rede, die im Zusammenhang mit der aktuellen Feuerpause freikommen sollen.
In der "SZ" rechnet sich Yardens Schwager die Chance als verschwindend gering aus: 40 Kinder plus 13 Frauen, die Mütter von Kindern in Gefangenschaft sind, will die Hamas freigeben. Yarden gehört wohl nicht dazu: Ihre Tochter ist keine Geisel der Hamas.
- timesofisrael.com: "Unaccounted for: Yarden Roman-Gat, handed daughter to husband". (Stand: 23. Oktober 2023; englisch)
- sueddeutsche.de: "Das Warten". (Stand: 22. November 2023)
- juedische-allgemeine.de: "Deutsch-Israelin nach Gaza verschleppt". (Stand: 10. Oktober 2023)
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp