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Streit zwischen FDP-Politikerin und Markus Lanz: Neun Minuten Eskalation


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"Nicht in Ordnung, was Sie gerade machen"
Plötzlich fliegen die Fetzen – FDP-Politikerin greift Lanz hart an


Aktualisiert am 20.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Moderator Markus Lanz (Archivbild): Er sollte laut den "Reichsbürgern" verhaftet werden.Vergrößern des Bildes
Moderator Markus Lanz stand in der eigenen Sendung in der Kritik (Archivbild). (Quelle: gbrci via www.imago-images.de)
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Markus Lanz und Marie-Agnes Strack-Zimmermann geraten vor laufender Kamera heftig aneinander. Nach neun Minuten geht ein anderer Gast dazwischen.

Der Bruder einer vermutlich von der Hamas entführten Deutschen hatte zu warten. Denn Markus Lanz wollte am Donnerstagabend erst mal eine Rechnung mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann begleichen. Die FDP-Verteidigungsexpertin hatte seinem Freund Richard David Precht "knallharten Antisemitismus" vorgeworfen. Anlass war eine Äußerung des Philosophen im gemeinsamen Podcast mit Lanz. Hier lesen Sie mehr dazu. Letzterer holte umgehend zum Gegenschlag aus.

Die Gäste

  • Gili Roman, Bruder einer Hamas-Geisel
  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Verteidigungspolitikerin
  • Andreas Reinicke, Ex-Diplomat
  • Katrin Eigendorf, ZDF-Reporterin
  • Sönke Neitzel, Militärhistoriker

Im ersten Teil der Talkshow hätten eigentlich der besorgte Bruder Gili Roman und die von einer Straße in Tel Aviv zugeschaltete ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf zu Wort kommen sollen. Stattdessen verstrickten sich Lanz und Strack-Zimmermann in einem sehr persönlich anmutenden Schlagabtausch.

Eklat bei Lanz wegen Precht

Precht hatte in dem Podcast behauptet, ultraorthodoxe Juden dürften aus religiösen Gründen nicht arbeiten, mit Ausnahme einiger Bereiche wie "Diamanthandel und Finanzgeschäfte". Nach öffentlicher Kritik an dem antisemitischen Stereotyp gab es eine Sonderfolge des Podcasts. "Richard David Precht betont, dass der von ihm gesagte und zu Recht viel kritisierte Satz sachlich falsch ist", hieß es auf der Internetseite der Sendung.

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"Er hat es so nicht gesagt und er hat sich im Übrigen sehr ausführlich dafür entschuldigt", widersprach Lanz Strack-Zimmermanns Kritik an Precht, erläuterte aber nicht, was genau er meinte. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages hingegen betonte: Derartige Aussagen über Juden seien "knallharter Antisemitismus".

Den unterstelle sie Lanz gar nicht persönlich. Aber selbst der bürgerlichen Mitte sei das Gespür für das, was gehe, abhandengekommen. Deshalb sollten "alle schauen, nicht nur, was auf der Straße ist, sondern auch in den Salons dieser Gesellschaft".

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Lanz verbat sich daraufhin, von ihm und Precht eine direkte Linie zu antisemitischen Demonstrationen zu ziehen. "Es gibt, glaube ich, wenig Leute im deutschen Fernsehen, die in den letzten 15 Jahren so viele Gespräche mit Holocaustüberlebenden in einer deutschen Fernsehsendung geführt haben wie ich – wenige", verteidigte er sich. "Darum geht es nicht", stellte Strack-Zimmermann klar.

Als die Liberale dann dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorwarf, vorschnell die Darstellung der Hamas über einen Raketenangriff Israels auf ein Krankenhaus verbreitet zu haben, eskalierte Lanz die Auseinandersetzung weiter. Er bezichtigte Strack-Zimmermann, vor geraumer Zeit mit einem Tweet über eine angeblich in Polen niedergegangene russische Rakete ebenfalls vorschnell eine nicht korrekte Darstellung verbreitet zu haben.

Lanz greift FDP-Politikerin an

"Es war ein ähnlich heikler Kontext", behauptete Lanz. "Das war genau die gleiche Situation." "Herr Lanz, Sie werden es heute Abend nicht schaffen, abzulenken von dem Thema Antisemitismus in Deutschland", entgegnete Strack-Zimmermann, während der Moderator sie viermal mit der Frage "Was haben Sie denn geschrieben?" zu unterbrechen versuchte. "Frau Strack-Zimmermann, nicht in Ordnung, was Sie gerade machen", wollte er die FDP-Politikerin zurechtweisen.

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Geschlagene neun Minuten nach Beginn des Zwists wurde es dem Militärhistoriker Sönke Neitzel zu bunt. "Wollen wir nicht alle ein bisschen abrüsten?", ermöglichte er die Rückkehr zum eigentlichen Thema der Sendung. Dann bekam endlich der Gast aus Israel Gelegenheit, auf das Schicksal seiner Schwester Yarden Roman aufmerksam zu machen.

Sie verschwand während des Massakers im Kibbuz Be'eri. Ihre Angehörigen vermuten, dass sie in den Gazastreifen verschleppt wurde. "Wir brauchen ein Lebenszeichen von ihr", flehte ihr Bruder bei "Markus Lanz" mit Tränen in den Augen.

Nahost-Experte: Hamas-Strategie scheint aufzugehen

Gili Roman hat sich bereits in Israel mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) getroffen und um Hilfe gebeten. Er und seine Schwester besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. "Das geschah nicht nur Israel, es geschah der ganzen liberalen Welt, das geschah der Menschheit", bekräftigte er auf Englisch. Seine Großmutter war 1938 nach den Pogromen aus Deutschland geflohen.

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Vielleicht auch wegen des zeitraubenden Zwists zwischen Lanz und Strack-Zimmermann wurde in der Talkshow leider nicht ausführlicher beleuchtet, wie genau Deutschland oder diplomatische Initiativen den Geiseln im Gazastreifen helfen könnten oder welche Perspektiven es für sie in der verfahrenen Situation überhaupt gibt.

Nahost-Experte Andreas Reinicke teilte seine Überzeugung, dass die Terrorangriffe der Hamas Teil einer ausgeklügelten Strategie seien – die gerade perfiderweise aufzugehen scheine. Der 7. Oktober habe die Palästina-Frage überhaupt erst wieder auf die politische Agenda gebracht, die Annäherung Israels zur arabischen Welt gestoppt und den Nimbus Israels als unbezwingbare Militärmacht erschüttert.

Stellt Hamas Israel eine Falle?

Der Direktor des Deutschen Orient-Instituts und ehemaliger EU-Sonderbeauftragte für den Friedensprozess im Nahen Osten zeigte sich bei Lanz überzeugt, dass die Hamas in einem vierten Schritt Israel im Gazastreifen in einen verlustreichen Bodenkampf locken wolle, um den Feind in der arabischen Welt weiter zu schwächen.

"Die große Angst von uns ist, dass es einen Flächenbrand gibt", pflichtete ihm Neitzel bei. Niemand wisse, was die Hamas-Schutzmacht Iran oder die Hisbollah-Miliz im Libanon vorhätten. Man könne nur hoffen, dass die Machtdemonstration der USA mit Flugzeugträgern vor der israelischen Küste Wirkung zeige. "Da gehören eigentlich auch wir Europäer hin", forderte der Militärhistoriker von der Universität Potsdam.

Angesichts der Zerstrittenheit der Europäischen Union rechne er aber nicht mit einer schnellen militärischen Unterstützung, sofern Israel überhaupt darum bitten sollte. Reinicke warnte vor einem Dreifrontenkrieg in Gaza, dem Westjordanland sowie gegen die Hisbollah. "Dann wird es auch für Israel sehr schwierig", sagte er.

Roman hingegen stellte klar, dass selbst der Tod von tausend Israelis das Überleben des Staates nicht infrage stellen würde. "Wir werden nicht besiegt werden", sagte er. "Wir werden uns nicht ergeben."

Verwendete Quellen
  • ZDF: "Sendung 'Markus Lanz' vom 19. Oktober 2023"
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