Auf dem Weg nach Hawaii Kam der Spionageballon vom Kurs ab?
Der abgeschossene chinesische Ballon könnte vom Wind auf US-Gebiet getrieben worden sein. Seine Flugbahn hat sich wohl plötzlich verändert.
Die ursprüngliche Flugbahn des abgeschossenen chinesischen Ballons hat Insidern zufolge über Guam und Hawaii geführt. Die USA gingen davon aus, dass der Ballon durch die vorherrschenden Winde dann vom Kurs abgebracht worden sei, sagte ein Regierungsvertreter unter der Bedingung der Anonymität am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.
Die beiden Inseln liegen im Pazifik zwischen Asien und Amerika, etwa auf der Höhe von Hongkong. Allerdings kamen die ersten Sichtungen über Festland aus Kanada, das wesentlich weiter nördlich liegt.
Unerwartet Richtung Norden geflogen
Die "Washington Post" berichtete indes, dass das US-Militär die Route des abgeschossenen chinesischen Ballons bereits seit seinem Start verfolgt habe. Der Ballon sei schon gut eine Woche beobachtet worden, bevor er Ende Januar in den US-Luftraum eingedrungen sei, war in dem Bericht am Mittwoch zu lesen. Die US-Zeitung berief sich dabei auch auf mehrere anonyme US-Beamte. Der Ballon sei von seinem Heimatstützpunkt auf der südchinesischen Insel Hainan gestartet.
Der Ballon habe zunächst eine Flugbahn eingeschlagen, die ihn über das US-Außengebiet Guam zu führen schien, wo sich mehrere US-Militärstützpunkte befinden, hieß es weiter. Doch dann habe er unerwartet einen nördlichen Kurs eingeschlagen. Der Ballon habe später über Alaskas Aleuten-Inseln geschwebt und sei dann über Kanada gedriftet, von wo er anscheinend durch starke Winde auf das Festland der Vereinigten Staaten getrieben sei. Analysten untersuchten dem Bericht zufolge nun die Möglichkeit, dass China mit seinem "Überwachungsgerät" nicht absichtlich in das amerikanische Kernland eindringen wollte.
Der Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Kirby, hatte kurz nach dem Absturz noch davon gesprochen, dass der Ballon steuerbar gewesen sein soll. "Also hatte es Propeller, es hatte ein Ruder, wenn Sie so wollen, um die Richtung zu ändern", sagte er auf einer Pressekonferenz.
Die chinesische Insel Hainan ist nicht nur ein beliebter Urlaubsort. Sie ist auch Standort eines wichtigen Teils der Marine der Volksbefreiungsarmee (PLA). Von hier aus können Kriegsschiffe ins umstrittene südchinesische Meer gelangen, aber ebenso nach Indien und in den Nahen Osten. Nach einem Bericht des US-Senders CNN wurde hier die "Shandong", der erste selbst gebaute chinesische Flugzeugträger, in Dienst gestellt. Außerdem sollen sich auf dem Stützpunkt der Südflotte U-Boote und ballistische Raketen befinden.
Ballon soll Antennen gehabt haben
Ein US-Kampfflugzeug hatte den Ballon am 4. Februar vor der Küste South Carolinas abgeschossen. China hatte die Spionagevorwürfe der USA zurückgewiesen und von einem Forschungsballon gesprochen, der durch "höhere Gewalt" vom Kurs abgekommen sei. Der Ballon-Zwischenfall hatte die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und China weiter verschlechtert.
Die US-Marine hat bereits erste Teile des chinesischen Überwachungsballons vom Meeresgrund an die Oberfläche gebracht. Es handle sich dabei um eine etwa zehn Meter hohe Antennenvorrichtung, berichtete der Sender CBS am Montagabend (Ortszeit).
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
- cnn.com: "Hainan island: Known as ‘China’s Hawaii,’ the vacation hotspot is also a strategic military base"