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"Dragon Lady": Das ist Amerikas Trumpf gegen Chinas "Spionageballon"


U-2 "Dragon Lady"
Das ist Amerikas Trumpf gegen Chinas Spionageballon

Von t-online, mk

Aktualisiert am 08.02.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 145191024Vergrößern des Bildes
Eine U-2 "Dragon Lady" der US Air Force: "Hervorragend ausgestattet für die elektronische Kriegsführung." (Quelle: via www.imago-images.de)

Schon im Kalten Krieg hatte die U-2 "Dragon Lady" Legendenstatus. Jetzt war die US-Maschine offenbar erneut in diplomatisch heikler Mission unterwegs.

Die Entwickler bei Lockheed Martin hätten sicher nie gedacht, dass ihre U-2 "Dragon Lady" eines Tages zu Spionageflügen über den USA abheben würde. Erdacht wurde das Spezialflugzeug in den 50er-Jahren, um die Sowjetunion in extremer Höhe zu überfliegen und dabei ihr Atomprogramm auszukundschaften. Ausgemustert wurde die Legende des Kalten Krieges nie und hat sich nun anscheinend erneut bewährt – im Einsatz gegen den chinesischen Spionageballon, der die USA gerade in gut 20.000 Metern Höhe überflogen hat.

Bevor ein F-22-Kampfjet den Ballon am Samstag mit einer Rakete vor der Küste von South Carolina über dem Atlantik abschoss, schickte die US Air Force zwei ihrer U-2 "Dragon Ladies" zu dem fremden Objekt, wie das Fachmagazin "The War Zone" jetzt unter Berufung auf eigene Quellen berichtet. "Wir wissen nicht genau, welche Aufgabe die U-2 hatten, ihr Einsatz erscheint aber sinnvoll", schreibt das Magazin. "Die 'Dragon Lady' ist das einzige Flugzeug des US-Militärs, das sogar höher fliegen kann als der Ballon."

Spionageballon war 61 Meter hoch

Bis zu 21.300 Meter Flughöhe sind kein Problem für die U-2, und das war wohl nicht ihr einziger Trumpf gegen den Ballon. Voll mit Kameras, Sensoren, Radaranlagen und Störsendern gleicht sie einem bemannten Spionagesatelliten: "Die U-2 ist hervorragend ausgestattet für die elektronische Kriegsführung", schreibt "The War Zone". "Wenn sie über den Ballon geflogen ist, konnte sie möglicherweise dessen Kommunikation mit den Satelliten im All blockieren." Womöglich konnten die zwei "Dragon Ladies" auch detaillierte Bilder des Ballons machen, bevor dieser vom Himmel geschossen wurde.

Der Ballon sei 61 Meter hoch gewesen und habe vermutlich so viel wie ein kleines Linienflugzeug gewogen, teilte das US-Militär nach dem Abschuss mit. Das Objekt war zunächst über Alaska aufgetaucht, flog dann über Kanada und trat über Idaho wieder in den US-Luftraum ein.

Mehrere Tage trieb der Ballon in südwestlicher Richtung über den USA und löste erhebliche diplomatische Spannungen zwischen Washington und Peking aus. China behauptete, es handle sich um einen Wetterballon und kritisierte den Abschuss. Inzwischen sind weitere Ballons über Lateinamerika gesichtet worden. Für die U-2 war es nicht der erste diplomatisch heikle Einsatz.

Als die U-2 einen Skandal auslöste

Zum Ärger des Kreml konnten die neu entwickelten US-Maschinen fast vier Jahre lang ungestört den Himmel über der Sowjetunion kreuzen. Erst im Mai 1960 gelang es der sowjetischen Luftverteidigung, mit einer neu entwickelten Rakete erstmals eine U-2 abzuschießen.

Ironischerweise versuchte die US-Regierung von Dwight D. Eisenhower zunächst, den missglückten Spionageflug als Wetterbeobachtung zu vertuschen. Am folgenden Tag präsentierte das sowjetische Fernsehen allerdings die Trümmer der U-2 und führte auch den Piloten Francis Gary Powers vor, den man in Washington für tot gehalten hatte. Kremlchef Nikita Chruschtschow verlangte vergeblich ein Schuldeingeständnis Eisenhowers und sagte ein geplantes Treffen kurzerhand ab.

Nach dem peinlichen Vorfall setzten die USA mehr und mehr auf Spionagesatelliten und die schnellere SR-71 "Blackbird", die ebenfalls Lockheed Martin entwickelte. Das Aus für die "Dragon Lady" bedeutete der Vorfall aber nicht. So half das Flugzeug im Oktober 1962, die Stationierung sowjetischer Atomraketen auf Kuba zu dokumentieren.

Noch kein Ende für die U-2 in Sicht

Das Nervenspiel der Kubakrise führte nach ihrem dramatischen Höhepunkt zu einer Phase der Entspannung im Kalten Krieg. Das chinesische Atomwaffenprogramm sollen die USA in den 60er-Jahren ebenfalls mithilfe ihrer U-2 ausspioniert haben. Auch nach dem Kalten Krieg fand sich immer wieder eine Verwendung für die Überflieger.

Im März 2011 etwa flog eine U-2 über Japan, um die Schäden nach dem großen Beben und dem folgenden Tsunami zu vermessen. Im Irak half die U-2 noch 2017, die Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" auszuspähen. Erwägungen, die U-2 außer Dienst zu stellen und komplett durch Aufklärungsdrohnen zu ersetzen, hat das Pentagon bislang offenbar nicht in die Tat umgesetzt.

Verwendete Quellen
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