Landesweite Proteste Iran: Polizisten schließen sich offenbar Demonstration an
Im Iran haben sich die Proteste in der Nacht fortgesetzt. Erstmals solidarisierten sich wohl auch Einsatzkräfte offen mit Demonstrierenden.
Im Iran haben sich Mitglieder der Polizei in der Nacht offenbar erstmals den Protesten gegen das Regime angeschlossen. Videoaufnahmen, die derzeit in den sozialen Medien kursieren, zeigen Männer in Polizeiuniform, die neben einem Demonstrationszug gehen. Ein mutmaßlicher Polizist, der ein Schild in der linken Hand trägt, klopft einem Demonstranten freundschaftlich auf die Schulter. Andere Aufnahmen zeigen einen Uniformierten mit Schlagstock, der lachend in der Menge geht.
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Es wäre das erste Mal, dass sich die Einsatzkräfte mit den Demonstrationen im Iran solidarisieren. "Ich habe noch nie gesehen, dass Demonstranten und Polizisten im Iran zusammen marschieren", schreibt der US-amerikanische Politikwissenschaftler Ian Bremmer auf Twitter: "Wenn das kein Kipppunkt ist, dann ist er in der Nähe." Mehrere Nutzer sprechen von einem historischen Moment für die Proteste.
Augenzeugen: Gewaltbereitschaft deutlich gestiegen
In der Nacht zum Sonntag gingen die Proteste Augenzeugen zufolge weiter. Demnach stieg die Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten deutlich. Die Polizei soll gegen die Demonstranten nicht nur Tränengas eingesetzt, sondern diese auch mit Paintball-Munition beschossen haben. Die Demonstrierenden warfen den Berichten zufolge mit Molotow-Cocktails nach den Beamten und setzten mobile Polizeiwachen in Brand.
Ein junger Autofahrer wurde den Angaben zufolge in der westiranischen Stadt Sanandadsch während einer Demonstration durch einen Kopfschuss getötet. Die Polizei gab an, dass Protestierende ihn erschossen hätten. Demonstranten machten die Polizei für den Tod verantwortlich.
Die Proteste gegen das islamische System gehen in ihre vierte Woche. Sie hatten nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini Mitte September begonnen. Die Sicherheitskräfte gehen teils mit Gewalt gegen Demonstranten vor. Beobachtern zufolge sind Dutzende Menschen im Zusammenhang mit den Protesten getötet worden, viele weitere wurden verletzt.
- twitter.com: Tweet von @SamanArbabi
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa