Mordfall Daria Dugina Putin-Gegner: Russische Gruppe reklamiert Anschlag für sich
Wer tötete die Tochter des kremlnahen Ideologen Dugin? In Russland mehren sich die Spekulationen. Nun gibt es erste Anhaltspunkte.
Eine bislang unbekannte russische Untergrundgruppe, die sich "Nationale Republikanische Armee" (NRA) nennt, soll den mutmaßlichen Anschlag auf das Auto des kremlnahen Ideologen Alexander Dugin ausgeübt haben. Das behauptete der ehemalige Duma-Abgeordnete und Putin-Kritiker Ilja Ponomarjow am Sonntagabend in einem von ihm mitgegründeten oppositionellen TV-Sender.
Berichten zufolge sagte Ponomarjow in der Übertragung aus Kiew auf Russisch: "Gestern Abend fand in der Nähe von Moskau ein folgenschweres Ereignis statt. Dieser Angriff schlägt eine neue Seite im russischen Widerstand gegen den Putinismus auf. Neu – aber nicht die letzte."
"Erklären Präsident Putin zu einem illegitimen Anwärter der Macht"
Die Gruppe, die bewaffnet sei, habe Ponomarjow ermächtigt, eine Erklärung abzugeben. Auch er selbst habe seine Unterstützung für die NRA bekundet, hieß es. Zunächst hatte das ukrainische Onlinemedium "Kyiv Independent" berichtet. Später auch der britische "Guardian", dem Ponomarjow seine Äußerungen erneut bestätigte.
"Wir erklären Präsident Putin zu einem illegitimen Anwärter der Macht und einem Kriegsverbrecher, der die Verfassung geändert, einen Bruderkrieg zwischen slawischen Völkern entfesselt und russische Soldaten in den sicheren und sinnlosen Tod geschickt hat", soll es in einer Erklärung der Gruppe heißen, die von einem Journalisten des "Kyiv Independent" in englischer Übersetzung auf Twitter geteilt wurde.
Weiter lautete es in dem Schreiben: Die NRA wolle das Putin-Regime stürzen. Man werde denjenigen Schutz bieten, die sich der Gruppe anschließen. Die Erklärung kursierte auch auf Russisch im Onlinedienst Telegram, Ponomarjow teilte einen Link dazu auf Twitter. Weder das Dokument noch die Aussagen von Ponomarjow konnten bislang unabhängig verifiziert werden. Die Lage ist weiterhin unübersichtlich.
Moskau macht Ukraine für mutmaßlichen Anschlag verantwortlich
Bei dem mutmaßlichen Mordanschlag in der Nacht auf Sonntag wurde Daria Dugina getötet. Spekulationen zufolge war es jedoch nicht Dugina, die durch einen Sprengsatz am Auto getötet werden sollte, sondern ihr Vater: der russische Philosoph Alexander Dugin. Russischen Medien zufolge hatte Dugin seiner Tochter das Auto, einen Toyota Land Cruiser, in letzter Minute für die Fahrt überlassen. Wie das russische Ermittlungskomitee mitteilte, saß die junge Frau am Steuer, als das Auto auf einer Autobahn bei Moskau explodierte und in Flammen aufging. Dugina war demnach sofort tot. Das Ermittlungskomitee leitete Mordermittlungen ein.
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Der ultranationalistische Intellektuelle und Publizist Dugin, der auch mit Rechtsextremen in Europa gut vernetzt ist, wird wegen seines Einflusses auf den Kreml oft als "Putins Rasputin" oder "Putins Gehirn" bezeichnet (hier lesen Sie mehr zu Dugin). Seine Tochter Daria hatte die russische Militäroffensive in der Ukraine ebenfalls offen unterstützt.
Der Anführer der prorussischen Separatisten in der ostukrainischen Region Donezk, Denis Puschilin, machte die Ukraine verantwortlich. "Terroristen des ukrainischen Regimes haben versucht, Alexander Dugin zu liquidieren, aber seine Tochter in die Luft gesprengt", erklärte Puschilin bei Telegram.
Sollten die zuständigen Behörden diese Theorie bestätigen, "kommt das Staatsterrorismus vonseiten des Kiewer Regimes gleich", schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Telegram. Der Berater des ukrainischen Präsidenten, Mychailo Podoljak, wies die Vorwürfe zurück.
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- Mit Material der Nachrichtenagentur afp