Schüsse auf Kriegsgefangene "Le Monde" verifiziert Video von Gräueltaten ukrainischer Kämpfer
Das Blatt belastet ein Freiwilligenbataillon der ukrainischen Armee schwer: Experten bestätigen demnach die Misshandlung von russischen Gefangenen. Die Täter konnten jedoch nicht identifiziert werden.
Es sind erschreckende Bilder: Fünf Männer, offenbar verwundet, liegen gefesselt auf dem Boden eines Hofs. Über sie beugen sich mehrere Soldaten mit ukrainischen Abzeichen, einer von ihnen tritt auf einen der Gefesselten ein. Das sei für die Zerstörung von Charkiw, sagt eine Stimme.
Dann schwenkt die Kamera auf einen Kleinbus, aus dem drei Männer klettern. Auch sie scheinen gefesselt zu sein. Ein Soldat tritt heran und schießt den drei Männern in die Beine.
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Wie die französische Tageszeitung "Le Monde" am Wochenende berichtete, zeigen die Aufnahmen wohl Kriegsverbrechen eines ukrainischen Freiwilligenbataillons an russischen Soldaten. Das Video sei authentisch, schreibt das Blatt und beruft sich auf eigene Analysen. Ein Team aus Journalisten und Experten habe mehrere Anhaltspunkte für dessen Echtheit gefunden.
Armbänder und Sprachanalyse: Täter könnten Ukrainer gewesen sein
Die Videoaufnahme, die aus dem sozialen Netzwerk Telegram stammt, hatte bereits vor einigen Wochen Bestürzung und Entrüstung hervorgerufen. Dem Bericht zufolge entstand sie am 27. März auf einem Betriebshof in Malaya Rohan, einem Dorf fünf Kilometer östlich von Charkiw. Laut "Le Monde" konnten die Gefesselten anhand weißer Armbänder als russische Kriegsgefangene identifiziert werden – gelbe und blaue Abzeichen würden ihre Bewacher als Ukrainer ausweisen. Eine Sprachanalyse bestätige das, heißt es weiter. Auch die Witterungsbedingungen passten: Zum mutmaßlichen Zeitpunkt der Aufnahmen haben sich nach Einschätzung der Analysten ukrainische Kräfte an dem Ort aufgehalten.
Verantwortlich für die Gräueltaten könnte laut "Le Monde" das Freiwilligenbataillon Slobozhanshchina sein. Dessen Anführer, Andriy Yangolenko, könne über Bildvergleiche mit den Gefangenen in Verbindung gebracht werden. Jedoch können weder Yangolenko noch die Schützen in dem Video identifiziert werden.
Die Misshandlung von Kriegsgefangenen ist nach der Genfer Konvention streng verboten. Sie stehen unter einem besonderen Schutz. Ein Soldat macht sich beispielsweise in der Regel nicht strafbar, wenn er im Gefecht einen gegnerischen Soldaten tötet. Hat sich dieser Soldat jedoch kurz vorher ergeben, ist es ein Kriegsverbrechen.