Vorfall in Transnistrien Gesprengte Antennen dienten Russland als Propagandasender
Im von prorussischen Separatisten besetzten Transnistrien haben Unbekannte die zwei stärksten Radioantennen Europas gesprengt. Moskau spricht von einer Provokation, die Regierung Moldaus ruft den Sicherheitsrat zusammen.
Erst ging ein Waffenlabor bei Moskau in Flammen auf, dann ein Öllager an der Grenze zur Ukraine – und jetzt haben Unbekannte eine Antennenanlage in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region Transnistrien in der Republik Moldau gesprengt. Welche Bedeutung hatte die Anlage – und was bedeutet die Aktion für die umkämpfte Region, die an die Ukraine grenzt?
Nach Angaben des Investigativjournalisten Christo Grozev handelte es sich bei der Anlage in dem Ort Mayak nahe der ukrainischen Grenze um die zwei stärksten Mittelwelle-Antennen in Europa. Bis Kriegsbeginn wurden sie vom evangelikalen Netzwerk "Transworld Radio" genutzt. Dann habe Russland die Antennen übernommen, um von dort Propaganda in der Ukraine zu verbreiten. Das hat die russische Staatsagentur Ria Nowosti inzwischen bestätigt.
"Die Vorgänge in Transnistrien sind eine Provokation"
Demnach handelte es sich bei der Anlage in Mayak um eine von 14 Radiostationen aus Sowjetzeiten. Ihre Sendeleistung sei stark genug gewesen, um Nord- und Südamerika sowie den Nahen Osten zu erreichen. Ria Nowosti bestätigte auch, dass die beiden Antennen ausgeschaltet wurden.
Die Sprengung der Radiomasten droht die Lage in der Region zu verschärfen. Die Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, berief für den Nachmittag eine Sitzung des Sicherheitsrats ein. Die russische Regierung drohte indirekt mit einem Einmarsch in der Region. Russland wolle nach Angaben des Außenministeriums ein Szenario vermeiden, in dem es gezwungen sei, in Transnistrien zu intervenieren, schrieb Ria Nowosti, ohne nähere Details zu nennen. Ein russischer Befehlshaber hatte schon am Freitag davon gesprochen, dass Moskau die gesamte Südukraine bis nach Transnistrien unter seine Kontrolle bringen wolle.
Republik Moldau fürchtet russische Expansion
Kiew beschuldigt dagegen Moskau, selbst zu provozieren, um Panik zu schüren. Demnach könnten die in Transnistrien stationierten Truppen versuchen, von dort aus die Ukraine in Richtung der Stadt Odessa am Schwarzen Meer anzugreifen. In einer in Kiew veröffentlichten Mitteilung erinnerte der Geheimdienst zudem an die Äußerung des russischen Befehlshabers von Freitag.
Das Außenministerium in Chisinau bestellte wegen der Äußerungen des Generals den russischen Botschafter ein und forderte Moskau zum Respekt der "Souveränität und territorialen Integrität" Moldaus auf. Schon am Montag war das Ministerium für Staatssicherheit in der transnistrischen Hauptstadt Tiraspol beschossen worden. Der Sicherheitsrat von Transnistrien verhängte am Dienstag die rote und damit höchste Terrorwarnstufe in dem Gebiet.
Serie von Attacken auf Russland?
In den vergangenen Tagen hat es in Russland eine Reihe von Vorfällen und mutmaßlichen Angriffen gegeben. Bei einem Brand in einem Raketenforschungszentrum bei Moskau starben am Donnerstag 17 Menschen. Dem Kreml zufolge soll der Brand durch veraltete Elektrokabel verursacht worden sein, spekuliert wird über einen möglichen Sabotageakt. Die Einrichtung gilt als ein zentrales Institut des Verteidigungsministeriums und war an der Entwicklung der Iskander-Rakete beteiligt, die Russland im Krieg gegen die Ukraine intensiv nutzt.
In der Nacht zu Montag ging ein russisches Öldepot in der Stadt Brjansk in Flammen auf. Ob das mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängt, ist derzeit nicht bekannt. Anfang April hatte Russland nach einem Brand in einem Öllager in der Stadt Belgorod die Ukraine dafür verantwortlich gemacht, die Ukraine wies das zurück.