Geliebte des Kremlchefs? Furcht vor Putins Zorn – USA zögern bei Sanktionen gegen Kabajewa
Alina Kabajewa gehört zur russischen Machtelite und soll drei Kinder mit Wladimir Putin haben. Eigentlich steht sie ganz oben auf der US-Sanktionsliste – doch die Bedenken wiegen offenbar schwerer.
Putin-Geliebte, Propaganda-Chefin, Finanz-Jongleurin: So genau weiß niemand, welche Rolle Alina Kabajewa im russischen Machtapparat eigentlich spielt. Dem US-Finanzministerium ist die frühere Olympiasiegerin jedenfalls mächtig genug, um sie auf eine Sanktionsliste zu setzen. Doch dagegen hat der Nationale Sicherheitsrat im Weißen Haus offenbar sein Veto eingelegt, wie das "Wall Street Journal" berichtet – mit einer bemerkenswerten Begründung.
Dem Bericht zufolge fürchten die US-Sicherheitsexperten, dass Sanktionen gegen Putins mutmaßliche Geliebte den Kremlchef so sehr erzürnen könnten, dass dies sogar spätere Friedensverhandlungen torpedieren könnte. Darum habe der US-Sicherheitsrat in letzter Entscheidung sein Veto gegen die Strafmaßnahmen für Kabajewa eingelegt. Es bestehe die Möglichkeit, dass "Putin in aggressiver Weise" auf die Sanktionen reagiere, zitiert das "Wall Street Journal" einen Beamten des US-Finanzministeriums.
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Nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten gehört Alina Kabajewa zum engsten Machtzirkel Putins und soll ihre Kontakte genutzt haben, um sich und ihre Familie zu bereichern. Gerüchte um eine Liebesbeziehung zwischen Putin und der früheren Athletin gibt es seit Jahren. So berichtete 2008 ein russisches Boulevardmagazin, die beiden seien verlobt – Putin war zu dieser Zeit noch mit seiner ersten Frau Ljudmila Schkrebnjowa verheiratet. Putin dementierte den Bericht, die Zeitung wurde wenige Tage später geschlossen. Die Gerüchte um die beiden endeten damit aber nicht.
Bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi wurde Kabajewa als Fackelträgerin bei der Eröffnungsfeier ausgesucht – angeblich von Putin persönlich. 2015 brachte Kabajewa in einer Privatklinik in der Schweiz ihr erstes Kind zur Welt: angeblich von Putin, der sogar dabei gewesen sein soll, doch sein Sprecher Peskow dementierte die Gerüchte. 2019 brachte Kabajewa in Moskau Zwillinge zur Welt, auch diese sollen von Putin sein, offiziell ist das aber nicht bestätigt.
Fall Kabajewa lenkt den Blick auf die Schweiz
Bemerkenswert ist in jedem Fall Kabajewas Werdegang von einer rhythmischen Sportgymnastin zur Politikerin und Chefin des staatlichen Propagandanetzwerks Nationale Mediengruppe (NMG). Von 2007 bis 2014 saß Kabajewa für Putins Partei Einiges Russland im Parlament, anschließend übernahm sie die Leitung der NMG, der mehrere kremlnahe Sender und Webseiten gehören. Am 6. April, kurz vor einer erneuten Runde von US-Sanktionen, wurde Kabajewas Name von der NMG-Webseite entfernt.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine soll sich Kabajewa in der Schweiz aufgehalten haben, was dort zu Protesten und einer Petition zur Ausweisung der 38-Jährigen führte. Ob die sich wirklich dort aufhielt, ist aber unklar. Trotzdem wächst auch der Druck auf die Schweizer Regierung: Die hat nach eigenen Angaben von März bislang etwa 5,7 Milliarden Euro an russischen Vermögenswerten im Land eingefroren – von geschätzten 198 Milliarden.
- Wall Street Journal: U.S. Withholds Sanctions on a Very Close Putin Associate: His Reputed Girlfriend