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Russische Kriegsverbrechen in Butscha: "Eindeutiger Fall einer Hinrichtung"


Leichen und Hinweise auf Hinrichtungen
In Butscha sind die russischen Kriegsverbrechen unübersehbar

Von afp, dpa, t-online, lw, cck

Aktualisiert am 03.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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Massengrab und Leichen auf der Straße: US-Satellitenbilder belasten die russische Armee in Butscha schwer. (Quelle: t-online)

Die ukrainische Kleinstadt Butscha gleicht nach dem Rückzug Russlands aus der Region einem Trümmerfeld: Leichen liegen auf den Straßen, Menschenrechtler berichten von Kriegsverbrechen.

Nach dem Rückzug der russischen Armee aus der Region Kiew offenbart sich das Grauen des Krieges: Die Straßen der durch die Kämpfe stark zerstörten Kleinstadt seien mit Leichen übersät, berichtete Bürgermeister Anatoly Fedoruk der Nachrichtenagentur AFP. 280 Menschen mussten seinen Angaben zufolge bereits in Massengräbern beigesetzt werden, da die drei städtischen Friedhöfe in Reichweite des russischen Militärs liegen.

"In einigen Straßen sieht man 15 bis 20 Leichen auf dem Boden liegen", so der Bürgermeister. Er könne aber nicht sagen, wie viele Tote es insgesamt nach den wochenlangen Kämpfen in Butscha gebe. Klar ist jedoch, dass viele der Menschen offenbar auf grausamste Weise getötet wurden.

Menschenrechtsorganisation dokumentiert "eindeutigen Fall einer Hinrichtung"

So hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nach eigenen Angaben Beweise für ein Kriegsverbrechen in Butscha gesammelt. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, habe die Organisation eine Frau interviewt, die Zeugin wurde, wie russische Truppen fünf Männer zusammentrieben und einem von ihnen in den Hinterkopf schossen und ihn töteten.

"Wir haben einen eindeutigen Fall einer Hinrichtung im Schnellverfahren durch die Streitkräfte der Russischen Föderation am 4. März in Butscha dokumentiert", sagte eine Sprecherin von Human Rights Watch dem Bericht zufolge.

Klitschko wirft Putin Völkermord vor

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warf Kremlchef Wladimir Putin und dessen Truppen Völkermord vor. "Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen", sagte Klitschko der "Bild". "Es sind grausame Kriegsverbrechen, die Putin dort zu verantworten hat. Zivilisten, die mit verbundenen Händen erschossen wurden."

Für die ganze Welt und insbesondere Deutschland könne es nur eine Konsequenz geben, so Kiews Bürgermeister. "Kein Cent darf mehr nach Russland gehen, das ist blutiges Geld, mit dem Menschen abgeschlachtet werden. Das Gas- und Ölembargo muss sofort kommen."

Die EU will nach Angaben von Ratspräsident Charles Michel die Untersuchung von "Gräueltaten" der russischen Armee in Vororten von Kiew unterstützen. Michel zeigte sich am Sonntag im Onlinedienst Twitter "erschüttert" über Bilder aus dem ukrainischen Ort Butscha und sprach von einem "Massaker". Die EU werde bei der "Sammlung der notwendigen Beweise für die Verfolgung vor internationalen Gerichten" helfen, kündigte er an. Lesen Sie hier mehr zu den weltweiten Reaktionen.

Ukrainischer Politiker wirft russischen Truppen Mord vor

Von ukrainischen Medien, Politikern und der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichte Fotos und Videos aus dem Ort zeigen, wie Leichen auf der Straße der Stadt liegen. Anton Gerashenko, Berater des ukrainischen Innenministers, schrieb auf Twitter, Zivilisten seien von russischen Truppen erschossen worden.

Auf einem von ihm geteilten Bild ist zu sehen, dass eine Leiche auf dem Rücken zusammengebundene Hände hat. "Das ist kein fahrlässiger Tod, keine Selbstverteidigung. Das ist brutaler, blutrünstiger Mord." Der ukrainische Journalist Oleksiy Sorokin schrieb zum selben Foto, dass "höchstwahrscheinlich die Zivilisten in diesem Bild von Russland exekutiert worden sind".

Auch Mykhailo Podolyak, Berater vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, teilte ein Bild mit drei Leichen. Auf diesem sind einer Person die Hände am Rücken ebenfalls zusammengebunden. Leichen lägen auf der Straße. Sie seien von russischen Soldaten getötet worden, schreibt er dazu. "Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar", so Podolyak. "Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?"

Russland führe einen Krieg, um die Ukraine zu zerstören. Podolyak sendete eine Forderung an den Westen: "Wir bitten nur um eines: Geben Sie uns Waffen, damit wir Zivilisten schützen können."

Die Echtheit der Bilder konnte nicht unabhängig verifiziert werden. Auch weitere Berichte ukrainischer Medien über vermeintliche Gräueltaten russischer Soldaten konnten nicht unabhängig überprüft oder bestätigt werden.

Kleinstadt ist verwüstet

Butscha wurde durch die russischen Angriffe verwüstet. Wohnhäuser wurden durch Granatenbeschuss beschädigt und auf den Straßen waren zerstörte Autos zu sehen. In einigen Fahrzeugen liegen laut Reuters ebenfalls Leichen.

Die russischen Truppen hatten sich in den vergangenen Tagen aus mehreren Städten in der Nähe von Kiew zurückgezogen, nachdem ihr Versuch, die Hauptstadt einzukesseln, gescheitert war. Die Ukraine erklärte daraufhin, Butscha sei "befreit" worden. Laut dem Verteidigungsministerium ist die gesamte Region Kiew wieder unter ukrainischer Kontrolle.

In einem anderen Ort nördlich von Kiew wurde die Leiche eines bekannten ukrainischen Fotografen gefunden. Mehr dazu lesen Sie hier. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, Levin sei nach vorläufigen Erkenntnissen von russischen Soldaten erschossen worden. Die Behörde nahm nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen Kriegsverbrechens und zu den genauen Todesumständen Levins auf.

Verwendete Quellen
  • Wall Street Journal: Rights Group Alleges War Crime by Russian Troops in Ukrainian City (englisch)
  • Eigene Recherche
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