Vor japanischem Parlament Selenskyj warnt eindringlich vor Atomkrieg
Wie wird es im Ukraine-Krieg weiter gehen? Der ukrainische Präsident hat noch einmal vor dem Einsatz von Atomwaffen gewarnt. Auch der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates hält eine weltweite Katastrophe wohl für möglich.
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat in einer Rede vor dem japanischen Parlament das Versagen der Vereinten Nationen bei der Verhinderung des Ukraine-Krieges beklagt. "Weder die Vereinten Nationen noch der UN-Sicherheitsrat haben funktioniert. Reformen sind erforderlich", sagte Selenskyj am Mittwoch in einer Videoansprache an die Abgeordneten in Tokio.
"Wir brauchen ein Instrument, um vorbeugend die globale Sicherheit zu gewährleisten", sagte der ukrainische Präsident. "Die bestehenden internationalen Organisationen funktionieren in dieser Hinsicht nicht." Es brauche ein neues Instrument, "das Invasionen tatsächlich stoppen kann".
Auch der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, hat die USA vor einem Zusteuern auf eine atomare Katastrophe für die Welt gewarnt, sollten sie mit der von ihm so bezeichneten Verschwörung zur Zerstörung Russlands fortfahren. Seit dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 hätten sich die USA als Teil eines "primitiven Spiels" verschworen, um Russland zu zerstören. "Es bedeutet, dass Russland gedemütigt, eingeschränkt, zerschmettert, geteilt und zerstört werden muss", hieß es in Medwedews Erklärung am Mittwoch. Der 56-Jährige war von 2008 bis 2012 Staatsoberhaupt und ist einer der engsten Vertrauten von Präsident Wladimir Putin.
Russland ist Mitglied im UN-Sicherheitsrat
Russland hat als ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat mit seinem Veto eine Verurteilung seines Angriffskrieges in der Ukraine sowie jedwede andere Aktion des höchsten UN-Gremiums unmöglich gemacht.
Die Regierung in Tokio hat sich bislang den von westlichen Staaten gegen Russland und dessen Verbündeten Belarus verhängten Sanktionen angeschlossen, die russische Invasion wiederholt scharf verurteilt und die Ukraine mit humanitärer Hilfe in Millionenhöhe unterstützt. Selenskyj lobte Japan als "die erste Nation in Asien, die begonnen hat, Druck auf Russland auszuüben" und bat um weitere Sanktionen wie Handelsembargos.
Weitere Ansprache von Selenskyj geplant
Der ukrainische Präsident hatte in den vergangenen Wochen zahlreiche Reden in den Parlamenten von Staaten wie den USA, Deutschland und Großbritannien gehalten, um für Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg zu werben. Jede einzelne dieser Ansprachen war sorgfältig auf die jeweilige Hörerschaft ausgerichtet. Für den Nachmittag ist eine Rede vor der Nationalversammlung in Paris geplant.
In Japan, wo die Erinnerung an die Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 noch frisch ist, warnte er vor möglicherweise katastrophalen Folgen russischer Angriffe auf ukrainische Atomkraftwerke: Russland habe die zerstörten Reaktoren von Tschernobyl und weiterhin aktive Aufbereitungsanlagen für Kernmaterial "in ein Kriegsgebiet verwandelt", sagte Selenskyj.
- Nachrichtenagenturen Reuters und AFP