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Ist Putins "Wunderwaffe" nur ein Fake? Zweifel an Hyperschallrakete


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Einsatz von Hyperschallrakete
"Es könnte sein, dass Putin schon die Waffen ausgehen"


Aktualisiert am 22.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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Video sorgt für Vermutung unter Experten: Diese Bilder lassen Zweifel an Putins Wunderwaffe Kinschal aufkommen und legen einen Verdacht nahe. (Quelle: t-online)
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Russland will mit der Hyperschallrakete Kinschal angeblich ein Waffenarsenal der Ukraine zerstört haben. Doch ein Video lässt Zweifel an Putins Wunderwaffe aufkommen.

Mach 10. So schnell soll Russlands Wunderwaffe fliegen. Zehnmal schneller als der Schall. Von der gegnerischen Flugabwehr nicht aufzuhalten. Ihr russischer Name Kinschal bedeutet übersetzt: Dolch.

Im Nato-Jargon ist die Hyperschallrakete unter dem Codenamen AS-24 Killjoy bekannt. Was einigermaßen zynisch ist, denn die mit 480 Kilogramm Sprengstoff bestückte Bombe tötet dort, wo sie niedergeht, nicht nur jeglichen Spaß, sondern auch jegliches Leben.

Russland will diese Waffe im Ukraine-Krieg schon zweimal erfolgreich eingesetzt haben. Behauptet jedenfalls die russische Administration.

Entsprechend der offiziellen Verlautbarungen berichtete die Zeitung "Moskowski Komsomolez" am Montag stolz davon, dass eine der neuartigen Raketen ein unterirdisches Waffenarsenal der ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Iwano-Frankiwsk zerstört habe. An dem Standort in der Westukraine soll sich zu Sowjetzeiten ein hochgesicherter Atomwaffenbunker befunden haben. "Aber dem Schlag des Kinschal (…) konnte dieses supergesicherte Depot nicht standhalten", jubelte das kremltreue Boulevardblatt, dessen Chefredakteur Pawel Gusew seit Jahren fest an Putins Seite steht.

Westliche Politiker besorgt

Es wäre tatsächlich das erste Mal, dass die Hyperschalltechnologie in einem heißen Krieg zum Einsatz gekommen ist. Es wäre das, was Militärexperten einen "Gamechanger" nennen; eine Demonstration der Stärke, die dem Kriegsverlauf möglicherweise eine andere Richtung geben könnte.

Schon zeigten sich westliche Politiker besorgt. "Der Einsatz der Hyperschallwaffe ist ein realer Test vor den Augen der Welt und ein Signal an die Nato: Mischt Euch nicht ein, denn wir sind im Besitz von Waffen, gegen die Ihr Euch kaum verteidigen könnt", sagte etwa der CDU-Außen- und Sicherheitsexperte Johann Wadephul der "Welt". Und Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, beeilte sich zu versichern, der Einsatz der Hochpräzisionslenkwaffe auf ukrainischem Gebiet gehe auch in den nächsten Tagen weiter. Alles im Plan, also.

Aber was ist eigentlich dran am Hype um die Hyperschallrakete? Wie übermächtig ist sie wirklich?

"Ich habe noch keine Satellitenbilder davon gesehen, was die Russen nun genau in der Ukraine mit der Hyperschallrakete getroffen haben", sagt Gustav Gressel im Gespräch mit t-online. Der Militärexperte von der Berliner Denkfabrik European Council On Foreign Relation (ECFR) hält die Bilder vom Einschlag der Rakete eher für einen Fake.

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"Diese Bilder stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem alten Übungsvideo. Bei dem Waffendepot, von dem das russische Militär behauptet, es getroffen zu haben, handelt es sich um einen Bauernhof in der Ostukraine, der schon vor ein paar Tagen geräumt worden ist."

Keine Folgeexplosionen nach dem Einschlag

Dass es sich bei dem Einsatz der Kinschal um eine Propagandaaktion des Kremls gehandelt haben könnte, glauben inzwischen viele Experten. Als Beleg für diese These gilt ausgerechnet ein Video, das vom Moskauer Verteidigungsministerium veröffentlicht worden ist. Darauf ist zwar der Einschlag einer Rakete in einem landwirtschaftlichen Gebäude zu sehen. Allerdings liegt das Gebäude in der Ostukraine und nicht im westlichen Teil des Landes, wie vom russischen Verteidigungsministerium angegeben.

Zudem gibt es unmittelbar nach dem Raketeneinschlag keine Folgeexplosionen – was zu erwarten wäre, wenn sich dort eingelagertes Raketenmaterial befunden hätte. Das Video könnte also vor allem dazu dienen, die russische Öffentlichkeit von einem erfolgreichen Verlauf des Krieges zu überzeugen.

Der Konfliktforscher Dr. Ulrich Kühn möchte im Einsatz der Kinschal keine eindeutigen Indizien für Putins militärische Stärke erkennen. "Es kann sein, dass Wladimir Putin dem Westen damit seine Durchsetzungsfähigkeit und militärische Stärke demonstrieren will. Es kann aber auch etwas anderes sein. Dass nämlich dem russischen Militär langsam die Hochpräzisionswaffen ausgehen und man deswegen solche Systeme einsetzt."

Der Experte vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) meint: "Das wiederum wäre ein Zeichen der Schwäche, denn es würde bedeuten, dass sich die russischen Munitionsdepots leeren."

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Dass der völkerrechtswidrige Angriff auf die Ukraine alles andere als erfolgreich verläuft, bekräftigte am Sonntag US-Verteidigungsminister Lloyd Austin im Sender CBS. Austin sieht im Einsatz der Kinschal keine maßgebliche Veränderung im Kriegsverlauf. So versuche Wladimir Putin mithilfe der Hyperschallwaffen lediglich wieder Schwung in den Vormarsch seiner Truppen zu bekommen. Ein Vormarsch, der schneller zum Erliegen kam, als sich das der Kremlchef und seine Generäle vorgestellt hatten.

Als ein Zeichen der Schwäche betrachtet auch Gustav Gressel den Kinschal-Einsatz: "Man könnte auch fragen, warum die Russen dort nicht mit der eigenen Luftwaffe hineinfliegen? Sie tun das deshalb nicht, weil die Ukrainer nach wie vor eine funktionierende Luftabwehr besitzen. Deswegen verlegt sich das russische Militär lieber auf Abstandswaffen wie Marschflugkörper oder jetzt die Kinschal."

Der Militärexperte, dessen Spezialgebiet die russischen Streitkräfte sind, sieht durchaus Indizien, dass Putin mit dem Einsatz der vermeintlichen "Wunderwaffe" von strukturellen Schwächen der russischen Armee ablenken möchte. "Bei den Präzisionswaffen für Kampfflugzeuge dürfte schon ein Mangel da sein, bei den Iskander-Systemen (fahrzeuggebundenes ballistisches Raketensystem, Anm.d.Red.) auch. Bei Marschflugkörpern scheint Putin schon jetzt an die Schmerzgrenze zu kommen." Das wäre dann das Gegenteil von militärischer Dominanz.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Gustav Gressel
  • Gespräch mit Ulrich Kühn
  • Eigene Recherche
  • Mit Material von dpa
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