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Kritik an WHO: Corona-Pandemie "hätte verhindert werden können"


Beginn der Krise
Experten: Pandemie "hätte verhindert werden können"

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 13.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Gebäude der WHO in Genf: Die WHO hat den Experten nach zu lang auf die Verharmlosung der Situation durch China gehört.Vergrößern des Bildes
Gebäude der WHO in Genf: Die WHO hat den Experten nach zu lang auf die Verharmlosung der Situation durch China gehört. (Quelle: Steinach/imago-images-bilder)
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Unabhängige Experten werfen der Weltgesundheitsorganisation und einigen Ländern vor, zu spät auf die Corona-Pandemie reagiert zu haben. Das Virus konnte sich schnell verbreiten, weil Zeit vertrödelt wurde.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im vergangenen Jahr zu langsam auf erste Alarmzeichen einer möglichen Gesundheitsbedrohung reagiert. Die Pandemie mit ihren schrecklichen Auswirkungen "hätte verhindert werden können". Zu diesem Schluss kommt eine von der WHO bestellte unabhängige Expertenkommission, deren Bericht am Mittwoch in Genf veröffentlicht wurde.

Auch Regierungen kommen darin nicht gut weg: Viele Länder hätten den Monat Februar des Jahres 2020 vertrödelt, statt Vorkehrungen gegen die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 zu treffen. Global wurde so eine Gesundheits- und Wirtschaftskatastrophe mit weitreichenden sozialen Folgen ausgelöst.

"Die Kommission kommt zu dem Schluss, dass das System, wie es zurzeit besteht, nicht dazu geeignet ist zu verhindern, dass sich mit einem neuen und hochansteckenden Erreger, der jeden Augenblick auftauchen könnte, eine Pandemie entwickelt", heißt es in dem Bericht.

China hatte Ende Dezember 2019 über die Häufung einer unbekannten Lungenkrankheit in Wuhan berichtet. Die WHO erklärte erst am 30. Januar eine "Notlage von internationaler Tragweite" – die höchstmögliche Alarmstufe. Das verpflichtet Länder, Vorkehrungen zu treffen. Die WHO sprach jedoch erst am 11. März von einer Pandemie. Das hat nach den WHO-Gesundheitsvorschriften anders als die Erklärung der "Notlage" zwar eigentlich keine Konsequenzen. Im Rückblick war das aber erst der psychologisch notwendige Schub, um Regierungen richtig in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Experten stellen drei Forderungen zur Pandemiebekämpfung

Um die Corona-Pandemie sofort schärfer zu bekämpfen, stellen die Expertinnen und Experten drei Forderungen auf: Erstens sollen reiche Länder mit genügend Impfstoff bis September zusammen eine Milliarde Impfdosen für 92 ärmere Länder zur Verfügung stellen. Zweitens sollen Pharmafirmen freiwillig mehr Lizenzen zur Impfstoffherstellung vergeben. Wenn die Produktion damit in den nächsten drei Monaten nicht angekurbelt wird, soll unmittelbar eine Aufhebung der Patente in Kraft treten. Drittens sollen die reichsten Länder (G7) sofort 60 Prozent der fehlenden 19 Milliarden Dollar für das Programm ACT Accelerator bereitstellen, das die Erforschung und globale Verteilung von Impfstoffen, Medikamenten und Tests organisieren soll.

Die WHO-Mitgliedsländer hatten die Expertenkommission 2020 unter Leitung der früheren Regierungschefinnen Helen Clark aus Neuseeland und Ellen Johnson Sirleaf aus Liberia einberufen. Sie sollte Erfahrungen aus dem Umgang mit der Pandemie zusammentragen und Vorschläge für Verbesserungen machen.

Um auf neue Pandemien besser vorbereitet zu sein, schlägt die Kommission unter anderem einen Rat für Globale Gesundheitsbedrohungen vor. Mitglieder sollen Staats- und Regierungschefinnen und -chefs sein, die das Thema der Pandemievorbereitung im weltweiten Fokus halten.

Experten fordern einen Pandemie-Fonds

Ein neues globales Überwachungssystem von Krankheiten soll der WHO die Möglichkeit geben, bei Bedarf sofort und ohne Rücksprache mit betroffenen Ländern Alarm zu schlagen. Der WHO wird vorgeworfen, zu Anfang der Pandemie zu sehr auf China gehört zu haben. Dort wurde die Schwere der Bedrohung heruntergespielt.

Statt bei der Erforschung etwa von Impfstoffen und Medikamenten auf Marktkräfte zu vertrauen, sei ein Programm nötig, das globale öffentliche Güter schafft, zu denen alle Länder Zugang haben. Die Kommission schlägt einen Pandemie-Fonds vor, der pro Jahr fünf bis zehn Milliarden Dollar (bis 8,2 Milliarden Euro) einsammelt, um Vorkehrungen gegen eine neue Pandemie zu finanzieren.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und afp
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