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Russland: Nawalny setzt emotionalen Post über Gefangenschaft ab


Unterstützer alarmiert
Nawalny hungert "im Bademantel, mit Glatze und Bibel" im Bett

Von afp, joh

Aktualisiert am 02.04.2021Lesedauer: 2 Min.
Alexej Nawalny: Der inhaftierte Kreml-Kritiker befindet sich weiterhin im Hungerstreik.Vergrößern des Bildes
Alexej Nawalny: Der inhaftierte Kreml-Kritiker befindet sich weiterhin im Hungerstreik. (Quelle: Alexander Zemlianichenko/dpa)
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Die Sorgen über den schlechten Gesundheitszustand von Alexej Nawalny in einem russischen Straflager wachsen. Der Kremlkritiker protestiert mit einem Hungerstreik gegen mangelnde medizinische Versorgung. Jetzt schreibt er aus der Haft.

In einem emotionalen Post hat sich Alexej Nawalny aus dem Straflager gemeldet. „Das Leben eines Sträflings ist weniger wert als eine Schachtel Zigaretten", schreibt der 44-jährige Kreml-Kritiker. Und weiter: „Wer liegt da im Bademantel, mit Glatze und Brille auf einem Bett und hat eine Bibel in der Hand? Das bin ich.“

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Die Bibel sei das einzige Buch, das er in den letzten Wochen bekommen habe. Außerdem seien ihm „dummerweise“ ein Arztbesuch und auch der Zugang zu Medikamenten bislang verwehrt geblieben. „Meine Rückenschmerzen sind in mein Bein gewandert. Teile meines rechten und jetzt auch meines linken Beines haben ihr Gefühl verloren.“
Außerdem schreibt der Kreml-Kritiker, werde er durch Schlafentzug gequält. Er werde acht Mal pro Nacht geweckt. Das seien die Gründe für seinen Hungerstreik.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass er sich im Hungerstreik befindet. Auf die Frage, warum er die Nahrungsaufnahme verweigert, schreibt er: „Diese Frage beunruhigt nur diejenigen, die keine Gefangenen waren. Äußerlich sieht es kompliziert aus. Aber von innen heraus ist es einfach: Sie haben keine anderen Methoden des Kampfes, also gehen sie in den Hungerstreik.“ Es gebe zwar auch andere Methoden, doch die solle man sich ersparen.

Mit dem Nahrungsentzug setzt Alexej Nawalny auch seinen ohnehin geschwächten Körper eine Extrembelastung aus. Der 44-Jährige hatte vor sieben Monaten einen Giftanschlag überlebt.

Unterstützer von Alexej Nawalny sind hochbesorgt über den Gesundheitszustand des Kreml-Kritikers. Dies sei "sehr beunruhigend", sagt Ruslan Schaweddinow, ein Mitarbeiter Nawalnys. Niemand könne sagen, wie der Organismus nach einer Vergiftung auf die Nahrungsverweigerung reagiere.

Angebliche Verstöße gegen Auflagen

Nawalny ist in der berüchtigten Strafkolonie Nr. 2 in der Kleinstadt Pokrow rund hundert Kilometer östlich von Moskau inhaftiert. Er war nach seiner Rückkehr aus Deutschland, wo er nach dem Giftgasanschlag vom August 2020 behandelt worden war, zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen verurteilt worden. Das Straflager gilt als eines der härtesten in Russland. Nawalny hat es als "Konzentrationslager" bezeichnet.

Die Gefängnisbehörde weist Nawalnys Vorwürfe zurück und beteuert, dieser erhalte jegliche notwendige medizinische Versorgung. Auch werde der prominente Häftling nicht im Schlaf gestört: "Die Vollzugsbeamten halten sich strikt an das Recht aller Häftlinge auf einen ununterbrochenen achtstündigen Schlaf."

Ökonom: "Verzweifelter Schritt"

Unter welchen genauen Umständen Nawalny seinen Hungerstreik abhält, ist nicht bekannt. In der Vergangenheit hatten bereits Verbündete Nawalnys den Hungerstreik als Mittel des Protests gewählt: Ljubow Sobol nahm im Sommer 2019 über 32 Tage hinweg nur Flüssigkeit zu sich, weil ihr die Teilnahme an den Moskauer Kommunalwahlen verboten worden war, 2015 verbrachte Leonid Wolkow, die rechte Hand Nawalnys, zwölf Tage im Hungerstreik.

Der Ökonom Sergej Guriew, ein Verbündeter Nawalnys, bezeichnet dessen Aktion als "verzweifelten Schritt". Der Hungerstreik zeige, dass Nawalny nach eigener Wahrnehmung "nichts zu verlieren hat, seine Lage unerträglich ist".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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