Einreisestopp ab 2024 Frankreich will ausländische Imame nicht mehr ins Land lassen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will Hassprediger bekämpfen und nennt das "republikanischen Rückeroberung". Kritiker werfen ihm "primitive Islamophobie" vor.
Frankreich will ab 2024 keine ausländischen Imame etwa aus der Türkei oder Algerien mehr ins Land lassen. Im Kampf gegen Hassprediger setzt Präsident Emmanuel Macron auf die Ausbildung einheimischer Geistlicher, wie er bei einem Besuch im elsässischen Mülhausen sagte. Der islamische Dachverband äußerte am Mittwoch Zweifel an dem Plan. Aus der Türkei kam scharfe Kritik an Macron.
Macron hatte bei seinem Elsass-Besuch am Dienstag angekündigt, die Praxis der "entsandten Imame" solle schrittweise enden. Der französische Innenminister Christophe Castaner präzisierte daraufhin am Mittwoch im Radiosender France Inter, in den kommenden drei Jahren liefen die Aufenthaltsgenehmigungen für die ausländischen Imame in Frankreich aus. Deshalb könne der Einreisestopp voraussichtlich ab 2024 greifen.
"In Frankreich muss man auf Französisch predigen"
In Frankreich halten sich nach Angaben der Regierung derzeit rund 300 ausländische Imame auf, dazu kommen in jedem Ramadan rund 300 Koran-Rezitatoren aus der Türkei oder arabischen Ländern. Sie sprächen größtenteils kein Französisch, kritisierte Innenminister Castaner. "In Frankreich muss man auf Französisch predigen", betonte er. In Deutschland hatte das Bundeskabinett im November eine Vorlage verabschiedet, nach der ausländische Imame Deutschkenntnisse nachweisen müssen.
Der islamische Dachverband Centre français du culte musulman (CFCM) ließ Zweifel an dem Vorhaben der Regierung erkennen. "Ich weiß nicht, ob das machbar ist", sagte der CFCM-Vorsitzende Abdallah Zekri der Nachrichtenagentur AFP. "Es kann funktionieren, aber dafür müssen andere Imame ausgebildet werden."
Die meisten Imame kommen aus der Türkei
Zektri betonte, die ausländischen Imame seien dem französischen Staat bekannt und ihre Äußerungen würden von den Behörden überprüft. Nach seinen Angaben halten sich derzeit bis zu 130 Imame aus der Türkei in Frankreich auf, 70 weitere kommen aus Algerien und 50 aus Marokko.
Staatschef Macron hatte zuvor ein härteres Vorgehen gegen "islamistischen Separatismus" und Ghettobildung angekündigt. Der türkische Parlamentspräsident Mustafa Sentop, der der regierenden AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan angehört, warf Macron daraufhin im Kurzbotschaftendienst Twitter "primitive Islamophobie" vor.
Auch Sprachkurse betroffen
Präsident Macron hat auch angekündigt, Moscheeprojekte mit ausländischer Beteiligung genau unter die Lupe zu nehmen. Im elsässischen Mülhausen etwa wird derzeit die An-Nour-Moschee mit Mitteln aus dem Emirat Katar gebaut.
Vom Ausland finanzierte Sprachkurse etwa für Algerisch, Marokkanisch oder Türkisch sollen nach Macrons Worten spätestens im Herbst auslaufen. Frankreich habe "keine Kontrolle über die Programme, die unterrichtet werden", kritisierte er. Betroffen sind allerdings auch Kurse für europäische Sprachen wie Spanisch, Italienisch und Kroatisch. Von solchen Kursen ausländischer Staaten profitieren jedes Jahr in Frankreich rund 80.000 Schüler, wie Macron sagte.
Macrons Regierung hatte 2018 eine "republikanische Rückeroberung" von insgesamt 47 Brennpunktvierteln versprochen. Der "Separatismus" sei in 15 Vierteln besonders ausgeprägt, sagte Innenminister Castaner. Von dort aus seien in den vergangenen Jahren viele junge Männer in den "Dschihad" in Syrien gezogen.
- Nachrichtenagentur AFP