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Presse zu Skandal um FPÖ-Chef Strache: "So besoffen kann keiner sein"


Pressestimmen zum Strache-Skandal
"So besoffen kann keiner sein"

Von t-online, cwe

Aktualisiert am 18.05.2019Lesedauer: 3 Min.
Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache: Österreichs Bundeskanzler von der ÖVP wird mit einem handfesten Skandal seines Koalitionspartners FPÖ konfrontiert.Vergrößern des Bildes
Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache: Österreichs Bundeskanzler von der ÖVP wird mit einem handfesten Skandal seines Koalitionspartners FPÖ konfrontiert. (Quelle: Leonhard Foeger/reuters)

Der Skandal um FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache erschüttert Österreichs rechtskonservative Regierung. Die großen Medien sehen zumindest Strache am Ende, manche sogar die Regierung von Sebastian Kurz.

Der Standard: "So besoffen kann keiner sein"

"So besoffen kann keiner sein, dass er derartige Pläne mit russischen Vertretern schmiedet. So besoffen kann keiner sein, dass er nicht erkennt, dass es hier um Rechtsbruch geht. So besoffen kann auch keiner sein, dass er danach zur Tagesordnung übergeht. Nüchtern betrachtet: Für wie besoffen halten Strache und Gudenus eigentlich ihren Koalitionspartner ÖVP, dass sie annehmen können, dass er ihnen nach all den Buben- und Burschenstreichen, die das Land in den vergangenen 500 Tagen der FPÖ-Regierungsbeteiligung bewegt haben, auch diese Geschichte durchgehen lässt? Für wie besoffen halten sie ihre Wähler, denen sie stets versichert haben, dass sie die einzigen Saubermänner der Nation wären? Dass sie dafür sorgen würden, dass Aufträge nur ganz sauber vergeben würden? Dass Parteispenden nur nach penibelster Prüfung und nur von ganz gewöhnlichen kleinen Leuten angenommen würden? Oder dass die bösen Medien halt nur das Allerböseste über die FPÖ berichten würden, wo die Blauen doch die reinsten Unschuldslamperln wären? Nein, so besoffen kann keiner sein, dass er der FPÖ noch irgendetwas von diesem Schmus glauben würde."

Die Presse: "Die Koalition in ihrer bisherigen Form ist zu Ende"

"Die Regierung erlebt in diesen Stunden die schwerste Krise seit ihrer Angelobung. So wie bisher wird es nicht weitergehen. Kann es auch nicht. Die Ereignisse, die am Freitag um 18 Uhr ihren Ausgang nehmen – und für die Regierungsmitglieder, auch die türkisen, schon früher –, stellen eine Zäsur dar. [...] Die beiden Hauptdarsteller auf dem Video, Heinz-Christian Strache und Klubchef Johann Gudenus, werden jedenfalls nicht sagen können, sie wussten von nichts. Wie sie nach derzeitigem Stand aus der Sache herauskommen sollen, ist unklar. Das Bekenntnis, nichts Illegales vorgehabt haben zu wollen, gleichzeitig aber alle möglichen Schlupflöcher anzudeuten, wird zu wenig sein. Nein, nach derzeitigem Stand, werden sie aus dieser Falle, die ihnen gestellt wurde, die aber ihre Absichten und Angewohnheiten offen zu Tage treten ließen, nicht mehr herauskommen. Seit Freitag, 18 Uhr, ist die Koalition in ihrer bisherigen Form zu Ende. Es kommt ein neuer Vizekanzler. Ein neuer Koalitionspartner. Oder Neuwahlen."

Kronen Zeitung: "Die Unabhängigkeit der Redaktion ist das Objekt der Begierde"

"Russisches Geld, feuchtfröhliche Abende, geheimnisvolle Frauen, das ist das Umfeld, in dem sich Szenen abspielen, die jetzt geeignet sind, die Regierung zu sprengen. Völlig unverblümt wird erklärt, wie man sich mit der Hilfe von obskuren Geldgebern den Einfluss der „Krone“ krallen will. Zu dem Zeitpunkt, zu dem FPÖ-Chef Strache und sein Vize Gudenus im partygeschwängerten Ibiza in die Video-Falle gingen, war längst bekannt, dass die deutsche Funke-Gruppe ihren 50-Prozent-Anteil an der „Krone“ abstoßen will. Hier vermutete man ein Einfallstor. [...] Die Unabhängigkeit der Redaktion ist das Objekt der Begierde, mit der sich mächtige Interessensgruppen oder milliardenschwere Finanzinvestoren gerne schmücken würden. "Die ,Krone‘ ist ,DAS MEDIUM‘, wenn die einen ,pushen‘, kann man alles erreichen", hört man Strache im Ruderleiberl schwadronieren. Wegen ihres Einflusses ist sie ständig bedroht, denn so mancher würde sich gerne die Krone aufsetzen."

Kurier: "In der FPÖ ist Großreinemachen angesagt"

"Das ist wahrhaft eine politische Bombe, die auch internationale Folgen haben wird. Nur eine Woche vor der EU-Wahl wird gezielt ein zwei Jahre altes Video via deutsche Medien veröffentlicht. Darin sagt der jetzige Vizekanzler der Republik Österreich in legerer Atmosphäre strafrechtlich Relevantes zu einer angeblichen russischen Oligarchin. Das macht wirklich fassungslos. Logische Konsequenz: Strache muss sofort zurücktreten, wenn diese türkis-blaue Koalition fortgesetzt werden soll. Das weiß natürlich auch Kanzler Sebastian Kurz, der hier nicht tatenlos zuschauen wird. In der FPÖ ist auf allen Ebenen Großreinemachen angesagt. Weitere Konsequenz wären sofortige Neuwahlen. Das Ergebnis kann man sich ausmalen."

Verwendete Quellen
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