Opfer erhebt Vorwürfe Was wusste Papst Franziskus vom Kindesmissbrauch?
Noch vor wenigen Wochen hat Papst Franziskus behauptet, von keinem Missbrauchsopfer über die Verbrechen eines chilenischen Priesters informiert worden zu sein. Nun kommt heraus: Ein Brief dazu müsste ihn bereits 2015 erreicht haben.
Papst Franziskus soll bereits vor zwei Jahren einen Brief erhalten haben, in dem ein chilenisches Missbrauchsopfer das Kirchenoberhaupt detailliert über die Verbrechen eines chilenischen Priesters informiert – und über die Kirchenoberhäupter, die den Mann gedeckt haben sollen. Das widerspricht jüngsten Äußerungen des Papstes: Noch im Januar hatte er behauptet, es hätten sich keine chilenischen Missbrauchsopfer bei ihm gemeldet.
Die Nachrichtenagentur AP erhielt den achtseitigen Brief von dem chilenischen Missbrauchsopfer Juan Carlos Cruz. Mitglieder der päpstlichen Kommission für den Schutz Minderjähriger erklärten der Agentur, sie seien 2015 eigens nach Rom geflogen, um den Brief persönlich dem päpstlichen Berater Kardinal Sean O'Malley zu übergeben.
In dem Schreiben beschreibt Cruz, wie ein notorisch pädophiler Priester ihn missbraucht habe. Bischof Juan Barros und andere Kirchenverantwortliche seien Zeugen davon gewesen, hätten aber nichts unternommen. Cruz und die Kommissionsmitglieder sagen, O'Malley habe ihnen später versichert, dass er dem Papst den Brief überreicht habe.
Franziskus hatte im Januar bei einem Besuch in Südamerika einen Aufschrei der Empörung ausgelöst, indem er sich hinter Bischof Barros stellte. Opfer beschuldigen Barros, den pädophilen Priester Fernando Karadima gedeckt zu haben. Franziskus sagte, keines der Opfer hätte ihn über Barros' Verhalten informiert.
- AP