Deutscher Oberst spricht "Wir sind Gäste, keine Kriegsgefangenen"
Separatisten unter der Führung des selbst ernannten "Volksbürgermeisters" von Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, haben erstmals einige der von ihnen als Geiseln festgehaltenen OSZE-Beobachter der Presse präsentiert - darunter ist auch ein Oberst der Bundeswehr. Die Männer trugen Zivilkleidung, und sie schienen unverletzt. Russische Internetportale übertrugen Teile der Pressekonferenz direkt.
"Wir sind Gäste von Ponomarjow", sagte einer der vier Deutschen. Alle Mitglieder des achtköpfigen Teams seien gesund. Zuvor hatte es Berichte über einen Festgesetzten gegeben, der medizinische Hilfe benötige. Er soll Diabetiker und dem Separatistenführer zufolge versorgt sein.
Oberst weist Spionagevorwurf zurück
"Wir sind keine Kriegsgefangenen", betonte der Oberst. So hatte Ponomarjow mehrfach Militärs und "Spione" bezeichnet, die das von den pro-russischen Kräften beanspruchte Gebiet betreten. Slawjansk befinde sich im Kriegszustand. Die unter pro-russischer Kontrolle stehende Stadt ist größtenteils von ukrainischen Einheiten abgeriegelt.
Die Vorbedingungen für eine Freilassung seien ihnen nicht bekannt, berichtete der Oberst. Und er wies die Vorwürfe zurück, dass er und die anderen Team-Mitglieder für die Nato spionieren würden.
Die von Deutschland geführte militärische OSZE-Mission ist unabhängig von der diplomatischen OSZE-Mission in der Ukraine. "Wir haben keinen Hinweis darauf, wann wir in unsere Heimatländer zurückgeschickt werden. Wir hängen von unseren Diplomaten ab, die mit dem Bürgermeister verhandeln müssen", sagte der Oberst.
"Tageslicht und Klimaanlage"
Das festgesetzte OSZE-Team sei am Freitag zunächst in Slawjansk in einem Keller untergebracht gewesen. "Dort mussten wir uns zunächst selbst einrichten. Seit gestern sind wir in einem komfortableren Aufenthaltsraum, der beheizt ist, untergebracht." In dem Raum gebe es "Tageslicht und eine Klimaanlage". Die ukrainische Übergangsregierung hatte zuvor von "unmenschlichen Bedingungen" gesprochen und von der Gefahr, dass Geiseln als "menschliche Schutzschilde" missbraucht werden könnten.
Das Auswärtige Amt führt bereits Gespräche mit den Separatisten. OSZE-Unterhändler wollten noch am Sonntag vor Ort über eine Freilassung verhandeln. Diese wird von den Separatisten nur im Austausch mit inhaftierten Gesinnungsgenossen angeboten.
Andere Geiseln unwürdig vorgeführt
Neben dem Oberst haben die Aktivisten zwei weitere Bundeswehr-Angehörige und einen Dolmetscher in ihrer Gewalt - außerdem jeweils einen Militärbeobachter aus Dänemark, Polen, Schweden, Tschechien sowie fünf ukrainische Soldaten.
Zuletzt nahmen andere Separatisten drei weitere ukrainische Soldaten gefangen. Die Aufständischen zeigten Journalisten am Morgen Videobilder von ihnen. Darauf waren drei blutverschmierte Männer ohne Hosen und Schuhe zu sehen, ihre Augen waren mit Klebeband verbunden. Die Soldaten hätten sich auf einer Mission befunden, pro-russische Kämpfer gefangen zu nehmen, als sie aufgegriffen worden seien, sagte Igor Strelkow, ein Befehlshaber der Aufständischen in der Ost-Ukraine.