Wahl in Großbritannien Wählen auf Englisch: So funktioniert das britische Mehrheitswahlrecht
Das Wahlsystem in Großbritannien ist bei dieser Wahl besonders unter Beschuss geraten. Denn dort gilt das Mehrheitswahlrecht und nicht wie in Deutschland das personalisierte Verhältniswahlrecht. Das heißt: Gewählt ist der Kandidat, der die meisten Stimmen im Wahlkreis hat - die Stimmen der Gegner verfallen. Egal, wie viele sie gesammelt haben.
Ein Beispiel: Hat Kandidat A 30 Prozent der Stimmen, Kandidat B auch 30 Prozent und Kandidat C 40 Prozent, dann zieht C ins Parlament - obwohl 60 Prozent der Wähler gegen ihn gestimmt haben. Die Stimmen für die anderen beiden Kandidaten werden nicht berücksichtigt. Es entsteht ein Zweiparteiensystem, ähnlich wie in den USA. Viele finden das unfair, da kleine Parteien kaum eine Chance haben, an die Regierung zu kommen. Der Vorteil ist: Streit mit einem Koalitionspartner gibt es nicht, die Regierung ist stabil und handlungsfähig.
Mehrheit der Wählerstimmen ist keine Regierungsgarantie
Das britische Mehrheitswahlrecht führt manchmal dazu, dass die Partei mit der landesweit höchsten Prozentzahl nicht unbedingt die meisten Sitze bekommt und somit auch nicht die Regierung stellt. Im Gegenteil: Auch die Partei, die nach Wählerstimmen nur zweite oder dritte geworden ist, kann regieren. An die Regierung kommt der, der die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament hat. Bei dieser Wahl sind 650 Sitze zu vergeben, der Gewinner muss also mindestens 326 Sitze erreichen.
Zuschnitt der Wahlkreise begünstigt Labour
Es kommt ein weiteres Manko hinzu: Die Tories und Liberaldemokraten müssen prozentual mehr Stimmen gewinnen als Labour, um an die Macht zu kommen. Das liegt am speziellen Zuschnitt der Wahlkreise und an Stammwählertraditionen. Traditionell gewinnen die Tories mehr Stimmen auf dem Land, Labour in den Städten. Bisher waren fast immer die konservativen Tories oder die sozialdemokratische Labour-Partei an der Macht.