t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAusland

J. D. Vance besucht Donald Trumps Wunschinsel Grönland


Ringen um Grönland
Vance: "Glauben nicht, dass militärische Gewalt nötig wird"

Von dpa
Aktualisiert am 28.03.2025Lesedauer: 4 Min.
Player wird geladen
Im Video: Hier steigt J. D. Vance mit seiner Frau aus dem Flieger. (Quelle: t-online)
News folgen

Mit polternden Auftritten verschreckt Trump-Vize J. D. Vance die Europäer. Nun besucht er Grönland – und meidet die heimische Bevölkerung.

US-Vizepräsident J. D. Vance hat bei einem Besuch auf Grönland gegen Dänemark und die Europäer ausgeteilt. "Dänemark hat keine gute Arbeit geleistet, um Grönland sicher zu halten", sagte Vance auf dem US-Militärstützpunkt Pituffik. Die weitgehend autonome Eisinsel gehört zum Königreich Dänemark.

Die Verbündeten in Europa würden angesichts der Gefahren durch Russland und China "zu oft" nicht Schritt halten. "Sie haben bei den Militärausgaben nicht Schritt gehalten, und Dänemark hat nicht die Mittel bereitgestellt, die notwendig sind, um diesen Stützpunkt zu erhalten, um unsere Truppen zu schützen." Zugleich relativierte Vance die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, wonach Grönland den USA gehören sollte.

Trump wiederholt Anspruch auf Grönland

"Wir glauben nicht, dass militärische Gewalt jemals nötig sein wird", sagte Vance. Die Menschen in Grönland könnten selbst bestimmen und man hoffe, dass sie sich für eine Partnerschaft mit den USA entscheiden. Man könne die Wünsche des Präsidenten aber nicht ignorieren. "Wenn der Präsident sagt, dass wir Grönland haben müssen, dann sagt er damit, dass diese Insel nicht sicher ist", sagte Vance. Anders als von Vance dargestellt, hatte Trump den Einsatz des Militärs in der Vergangenheit nicht ausgeschlossen, um Kontrolle über Grönland zu erlangen.

Auch am Freitag machte Trump klar, dass er seine Idee einer Einverleibung Grönlands durch Amerika Ernst meint. "Wir brauchen Grönland", sagte Trump im Weißen Haus. "Wir haben keine andere Wahl." Für die internationale Sicherheit und den Weltfrieden sei es sehr wichtig, "dass wir Grönland haben". Auf den Wasserstraßen rund um die Insel im Nordatlantik seien "überall chinesische und russische Schiffe" unterwegs. Man könne sich nicht auf Dänemark verlassen, sich darum zu kümmern.

Vance: "Schweinekalt hier"

Trump unterstrich seine Botschaft mit der Veröffentlichung eines Propagandavideos auf X. Darin wird hervorgehoben, dass die USA Grönland schon während des Zweiten Weltkriegs gegen die Nazis und während des Kalten Kriegs gegen die Sowjetunion verteidigt hätten. Dabei hätten US-Amerikaner und Grönländer stets Seite an Seite gestanden. Das Video in englischer Sprache sehen Sie hier:

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Vance war am Nachmittag unserer Zeit mit seiner Ehefrau Usha und einer US-Delegation auf dem abgeschiedenen amerikanischen Militärstützpunkt Pituffik etwa 1.500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nuuk gelandet. Als er erstmals grönländischen Boden betritt, wunderte sich der US-Vize zunächst über die frostigen minus 18 Grad. "Es ist schweinekalt hier. Das hat mir keiner gesagt", sagte er zur Begrüßung der US-Soldaten und erntete Gelächter. Mit dabei waren auch Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz und Energieminister Chris Wright, wie in Aufnahmen von US-Sendern zu sehen war.

Die Pituffik-Basis, die bis vor zwei Jahren Thule Air Base hieß, hat immense Bedeutung für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung. Offiziell standen auf dem Stützpunkt ein Briefing über die Sicherheitslage in der Arktis und eine Begegnung mit den stationierten US-Soldaten an. Inoffiziell dürfte sich Europa – in erster Linie Dänemark, zu dessen Königreich Grönland zählt – aber auch auf eine neue Verbalattacke gefasst machen müssen.

Neue Regierungskoalition auf Grönland steht

Trump hat seit Längerem ein Auge auf die Eisinsel geworfen. Sie ist bedeutend für das Weltklima, aber auch für die militärische Kontrolle der Arktis, in die der russische Präsident Wladimir Putin weitere Soldaten entsenden will, wie er gerade angekündigt hat. Grönland ist noch dazu reich an Rohstoffen wie zum Beispiel dringend benötigten Seltenen Erden. Außerdem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten.

Auf der Insel ist man alles andere als begeistert, dass Trump seit Monaten Besitzansprüche geltend macht. "Wir können die wiederholten Aussagen zur Annexion und Kontrolle Grönlands nicht akzeptieren", erklärten der bisherige Regierungschef und künftige Finanzminister Múte B. Egede und die Spitzen der weiteren grönländischen Parlamentsparteien gemeinsam.

Eingeladen hat Vance von offizieller grönländischer Seite niemand. Vielmehr demonstrierten die Inselpolitiker am Tag des Vance-Besuches größtmögliche Einheit: Vier der fünf Parlamentsparteien unterzeichneten in Nuuk einen Vertrag zu einer breit aufgestellten Regierungskoalition, mit der sie dem Druck aus den USA standhalten wollen. Das Signal, ausgesendet nur wenige Stunden vor der Ankunft von Vance, ist klar: Grönland steht zusammen. Die neue Koalition um den künftigen liberalen Regierungschef Jens-Frederik Nielsen muss nun noch vom Parlament bestätigt werden, was als Formsache gilt.

"Yankee, go home!"

Vance blieb der Hauptstadt fern. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Zwists um die größte Insel der Erde kann man seine Reise wahlweise als Eskalation oder als Deeskalation betrachten: Einerseits ist er der bislang ranghöchste Vertreter des Trump-Lagers, der nach Grönland gereist ist. Andererseits vermied der Vizepräsident mit dem Kurztrip auf die US-Basis den direkten Kontakt mit der grönländischen Bevölkerung – anders als etwa Präsidentensohn Donald Trump Jr. bei einem öffentlichkeitswirksamen Besuch in Nuuk im Januar. Und auch anders, als es bei der ursprünglich auf drei Tage ausgelegten Tour seiner Frau mitsamt Hundeschlittenrennen im Ort Sisimiut geplant war.

Ursprünglich sollte Usha Vance ohne ihren Mann nach Grönland reisen. Diese Pläne wurden vorab umfassend abgeändert, was auch mit der Abweisung durch die grönländische Politik sowie der Inselbevölkerung selbst zu tun haben dürfte. Rund um die ursprüngliche Reise waren neue Proteste gegen die USA geplant gewesen, denen das Vizepräsidentenpaar nun aus dem Weg geht. Bereits bei einer früheren Demonstration war auf einem großen Banner die unmissverständliche Botschaft "Yankee, go home!" zu lesen gewesen.

Solche Szenen passen überhaupt nicht in das schiefe Bild, das die Trump-Regierung von Grönland zeichnen will – das von einer Insel, die unbedingt Teil der USA werden wolle. In Pituffik genießt Vance nun eine Art Heimspiel vor US-Soldaten, den er daheim als Erfolg verkaufen kann – in Nuuk oder Sisimiut hätten womöglich Würfe mit Eiern und Schneebällen gedroht.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom