Neuer Kalender Jetzt lebt auch Nordkorea im 21. Jahrhundert
In Nordkorea beginnt die Zeitrechnung eigentlich mit der Geburt von Staatsgründer Kim Il Sung. Jetzt sagt sich dessen Enkel davon los.
Quasi per Federstrich hat Diktator Kim Jong sein Land kürzlich ins 21. Jahrhundert befördert. Noch Anfang Oktober befand sich Nordkorea im Jahr 113 seines eigenen Juche-Kalenders, der mit der Geburt von Kims Großvater und Staatsgründer Kim Il Sung beginnt. Doch dessen Ära scheint nun vorbei, in der Öffentlichkeit taucht der Juche-Kalender kaum noch auf.
Die Nordkoreaner selbst erfuhren von der neuen Ordnung eher beiläufig aus der größten Tageszeitung des Landes, der "Rodong Sinmun". Die erschien am Samstag, 11. Oktober, noch unter der alten Zeitrechnung des Juche-Kalenders.
Einen Tag später wurde das Datum dagegen nach dem Gregorianischen Kalender angegeben, der sich auf die Geburt von Jesus Christus bezieht und in den meisten Ländern der Welt vorrangig gilt.
Das steckt hinter Kims Kalender-Reform
Auch der Staatssender KCTV und die staatliche nordkoreanische Propagandaagentur KCNA verzichten seither auf die Nennung des Jahres nach dem Juche-Kalender. Nur im koreanischsprachigen Teil ihrer Webseite gibt die KCNA neben dem Jahr 2024 auch noch das Jahr 113 an. Dabei galt die Ideologie des Juche – das kann mit Selbstbestimmung übersetzt werden – als wichtige Stütze des Regimes.
Eingeführt wurde der Juche-Kalender 1997, drei Jahre nach dem Tod von Kim Jong Uns Großvater Kim Il Sung. Seither galt der Kalender nicht nur in den Medien, sondern auch in allen offiziellen Dokumenten des Staates. Dem unabhängigen Portal "North Korea News" zufolge hat sich Machthaber Kim in öffentlichen Auftritten zuletzt immer seltenen auf seinen Großvater bezogen.
Aus südkoreanischer Sicht deuten die jüngsten Entwicklungen darauf hin, dass sich Kim Jong Un aus dem Schatten seiner Vorgänger lösen will. "In diesem Kontext erscheint auch die Umstellung des Kalenders als Maßnahme, um das Zeitalter Kim Jong Uns in der Öffentlichkeit stärker herauszustellen", zitiert "North Korea News" Hong Min vom südkoreanischen Institut zur Wiedervereinigung des Landes. "Um seine eigene Größe als Anführer und seine eigenen Leistungen zu unterstreichen, mag es für Kim Jong Un sinnvoll erscheinen, die Verbindungen zu seinen Vorgängern herunterzuspielen."