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Selenskyj würdigt Ruttes Besuch als richtungsweisend


Lage im Überblick
Selenskyj würdigt Ruttes Besuch als richtungsweisend

Von dpa
Aktualisiert am 04.10.2024Lesedauer: 4 Min.
Neuer Nato-Generalsekretär Mark Rutte zu Besuch in KiewVergrößern des Bildes
Selenskyj würdigt Ruttes Antrittsbesuch in Kiew. (Quelle: Evgeniy Maloletka/AP/dpa-bilder)
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Der neue Nato-Generalsekretär Rutte bekräftigt die Unterstützung des Bündnisses für die Ukraine. Selenskyj hofft, dass den Worten auch Taten folgen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Besuch von Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Kiew nur zwei Tage nach dessen Amtsantritt als "richtungsweisend" gewürdigt. "Jetzt geht es darum, diese Priorität mit Entscheidungen zu füllen", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Vor allem müssten alle Vereinbarungen mit den Partnern der Ukraine zur Unterstützung der Verteidigung seines Landes vollständig umgesetzt werden, betonte Selenskyj mit Anspielung auf bisher nicht erfüllte oder umgesetzte Zusagen.

"Die Frontlinie muss gestärkt werden", nannte Selenskyj eine der Prioritäten. Daneben müssten die Partner der Forderung Kiews nach einer Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet zustimmen. "Jeder im Bündnis ist sich über den Bedarf im Klaren", sagte der Präsident.

Selenskyj nannte zudem die Luftverteidigung als weitere Priorität. Trotz vieler Fortschritte bei der Bekämpfung von russischen Raketen und Drohnen sei noch kein vollständiger Schutzschirm aufgebaut worden. Selenskyj kritisierte dabei fehlende Entscheidungen der Nato-Nachbarn zu einer gemeinsamen Abwehr russischer Luftangriffe

"Was am Himmel des Nahen Ostens funktioniert und zur Verteidigung Israels beiträgt, kann auch am Himmel unseres Teils von Europa - der Ukraine - funktionieren und helfen, Leben zu retten", sagte Selenskyj. "Heute haben wir mit Mark Rutte unter anderem darüber gesprochen, und wir werden weiterhin alle unsere Partner davon überzeugen, was umgesetzt werden muss - was für einen wirksamen Schutz des Luftraums erforderlich ist."

Rutte und Selenskyj hatten demnach auch über die Aussichten eines Nato-Beitritts der Ukraine gesprochen. Es gehe der Ukraine dabei nicht nur um Stärke, sondern vielmehr darum, durch einen Beitritt zum euro-atlantischen Bündnis "die alte und kriminelle russische Versuchung, die Lebensordnung in Europa zu stören, zuverlässig ausschalten zu können". Geopolitische Gewissheit sei ein außerordentlicher Wert für die Ukraine und für ganz Europa und eine verlässliche Grundlage für den Frieden.

Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Selenskyj hatte Rutte erklärt, es sei wichtig, dass er Kiew zu Beginn seines Mandats besuche, "um allen Beobachtern klarzumachen", dass die Nato an der Seite der Ukraine stehe. Rutte betonte zudem, dass das Land dem Bündnis näher sei als je zuvor. Die Ukraine werde diesen Weg fortsetzen, bis es Mitglied der Nato werde.

Russen setzen Attacken in Ostukraine fort

Russische Truppen setzten unterdessen ihre Angriffe gegen die ukrainischen Verteidigungslinien im Osten des Landes fort. Im Mittelpunkt der schwersten Kämpfe lag einmal mehr die Region Pokrowsk am Rande des Donbass. Insgesamt seien im Tagesverlauf 20 russische Angriffe an verschiedenen Punkten abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit.

Auch bei Kurachowe lieferten sich die Kriegsparteien erbitterte Gefechte. Nach ukrainischer Darstellung wurden an diesem Frontabschnitt 18 russische Attacken abgewehrt. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Verletzte in Grenzregion Sumy

Im grenznahen Gebiet Sumy im Nordosten der Ukraine wurden unterdessen am Donnerstag acht Menschen bei einem russischen Drohnenangriff verletzt. Das teilte die regionale Militärverwaltung bei Telegram mit. Auch in der Nacht zum Freitag gab es in weiten Teilen des Landes Luftalarm, die ukrainische Luftabwehr war aktiv. Es gab Berichte über Explosionen. Zu Opfern oder Schäden in der Nacht gab es zunächst keine Angaben.

Brand in russischem Gebiet Woronesch

Im grenznahen russischen Gebiet Woronesch schoss die Luftabwehr offiziellen Angaben zufolge in der Nacht mehrere ukrainische Drohnen ab. Eine von ihnen sei auf dem Gelände eines Öldepots gelandet, teilte der Gouverneur des Gebiets, Alexander Gussew, bei Telegram mit. Dabei sei es zum Brand eines leeren Tanks gekommen. Ersten Informationen zufolge habe es keine Verletzten gegeben. Woronesch war in den vergangenen Tagen mehrfach das Ziel ukrainischer Drohnenangriffe. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Ukrainische Rüstungsschau zu Kriegszeiten

Das ukrainische Verteidigungsministerium sucht indes ausländische Investoren für die Rüstungsindustrie des Landes. Dazu wurde an einem nicht genannten Ort der Ukraine eine spezielle Rüstungsschau für Interessenten aus dem Ausland organisiert, berichtete die Agentur Ukrinform. Der stellvertretende Verteidigungsminister Dmytro Klimenkow stellte dabei eine Reihe ukrainischer Waffen vor, deren Effektivität sich bereits auf dem Schlachtfeld erwiesen haben soll.

Neben einem Panzerabwehrraketen-System seien auch ein selbstfahrendes Artilleriesystem sowie unbemannte Kamikaze-Fahrzeuge und Minenräumfahrzeuge gezeigt worden. Auch die verschiedenen Drohnen, die seit einiger Zeit von den ukrainischen Militärs in großen Zahlen gegen Ziele in Russland eingesetzt werden, gehörten zu der Rüstungsschau.

Klimenkow unterstrich die Bedeutung von ausländischen Investitionen in die ukrainische Rüstungsindustrie. "Wir verfügen über einzigartige Entwicklungen, die bereits im Kampfeinsatz getestet und von den Entwicklern bis zu einem gewissen Standard verfeinert wurden", sagte er.

Nach Angaben von Ukrinform hat das ukrainische Verteidigungsministerium bereits vier Milliarden Dollar (3,6 Mrd Euro) in die Rüstungsindustrie investiert und hofft, noch mehr Investitionen von internationalen Partnern anzuziehen.

Die Ukraine verteidigt sich seit über zweieinhalb Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg. Das Land wird dabei massiv von westlichen Partnern unterstützt, entwickelt aber auch eigene Waffen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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