Israels Militäroperation USA: Zahl der toten Zivilisten in Gaza "unannehmbar hoch"
Bei einem Treffen mit israelischen Regierungsvertretern hat US-Außenminister Blinken seine "große Besorgnis" über die Zahl getöteter Zivilisten in Gaza geäußert. Die US-Kritik ist ungewohnt scharf.
US-Außenminister Antony Blinken hat bei einem Besuch zweier hochrangiger israelischer Regierungsvertreter die Zahl der im Gazastreifen getöteten Zivilisten als "unannehmbar hoch" bezeichnet.
Außenministeriumssprecher Matthew Miller erklärte, Blinken habe bei seinem Treffen mit Israels nationalem Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi und dem Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, die "große Besorgnis" des US-Außenministeriums über die "jüngsten zivilen Opfer in Gaza" zum Ausdruck gebracht.
"Es werden in diesem Konflikt aus unserer Sicht weiterhin viel zu viele Zivilisten getötet", sagte Miller weiter zu Blinkens Treffen mit Hanegbi und Dermer. Auf eine Frage zu US-Waffenlieferungen für Israel sagte Miller, die US-Regierung sei "äußerst beunruhigt über das anhaltende Sterben von Palästinensern im Gazastreifen".
Wohl 90 Menschen bei Luftangriff nahe Chan Junis
Am Samstag waren bei israelischen Luftangriffen nach Darstellung des von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 90 Menschen im Lager Al-Mawasi nahe der Stadt Chan Junis getötet worden.
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AFP-Journalisten beobachteten, wie regungslose Körper von Kindern aus den Trümmern gezogen wurden. Der israelischen Armee zufolge richtete sich der Angriff gegen zwei hochrangige Hamas-Anführer und "Drahtzieher" des Überfalls vom 7. Oktober, darunter Hamas-Militärchef Mohammed Deif. Mehr dazu lesen Sie hier.
Nach Angaben von US-Außenministeriumssprecher Miller hat Israel "noch keine Gewissheit", ob Deif bei dem Angriff getötet wurde. Zur Möglichkeit einer Feuerpause sagte Miller, die US-Regierung höre "direkt von Israel, dass die Regierung eine Feuerpause erreichen will und sie am von ihnen unterbreiteten Vorschlag festhält".
Rund 38.500 Tote seit Beginn von Israels Militäroperation
Am 24. Juli wird Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu einem Besuch in Washington erwartet, wo er unter anderem eine Rede vor dem Kongress halten soll.
Die USA haben Israel seit dem beispiellosen Angriff der Hamas auf das Land am vergangenen 7. Oktober militärisch und diplomatisch unterstützt. Bei dem Angriff waren nach israelischen Angaben 1.195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.
Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 38.580 Menschen getötet.
- Nachrichtenagentur AFP