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Russland verlegt Manöver Richtung Nato-Grenze: Was ist Putins Plan?


Taktische Atomwaffen
Russisches Manöver wendet sich überraschend Nato-Grenze zu

Von t-online, wan

Aktualisiert am 14.06.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 134485250Vergrößern des Bildes
Quelle: Sergei Savostyanov via www.imago-images.de

Russland übt mit seinen Atomwaffen im Süden. Doch jetzt wurde das Manöver erweitert – Richtung Baltikum.

Kurz vor Ende des Nato-Großmanövers Steadfast Defender hat Russland im Mai ebenfalls Teile seiner Truppen zur Übung geschickt. Am 21. Mai hatte das russische Verteidigungsministerium angekündigt, dass ein erster Teil bereits begonnen habe – im südlichen Militärbezirk. Dieser hat seinen Sitz in Rostow am Don und umfasst den Nordkaukasus sowie die Schwarzmeerflotte. Am vergangenen Dienstag hatten dann gemeinsame Manöver mit Belarus begonnen.

Doch am Mittwoch gab es eine überraschende Wendung. Auf Telegram erklärte das russische Verteidigungsministerium, dass im "Rahmen der Übungen der strategischen Manöver" auch die Leningrad-Region eingezogen werde. Man übe Kampfhandlungen, bei denen auch russische Iskander-Raketen eingesetzt werden.

Trainiert werde das Laden der Raketen und die Stationierung an geheimen Orten. Zur Leningrad-Militärregion gehört auch die russische baltische Flotte, mit ihrem Stützpunkt in der Enklave Kaliningrad. Diese übe Raketenabschüsse und das Training mit "besonderen Sprengköpfen", hieß es.

Das Brisante daran: Russland verlegt seine Übung damit an die Grenzen der baltischen Staaten. Damit rückt Putin offenbar bewusst seine Manöver direkt in Richtung Nato-Grenze.

Manöver rücken Richtung Westflanke Russland

Die aktuellen russischen Übungen umfassten nach Angaben der russischen Eliteeinheit für Nuklearwaffen die spezielle Lieferung von Attrappen von Atomsprengköpfen zu vorgeschobenen Lagerpunkten und einem Flugplatz, auf dem sie auf Bomber geladen wurden, hieß es in der Mitteilung des Moskauer Verteidigungsministeriums.

Die neuen Militärbezirke Moskau und Leningrad wurden erst im Februar eingerichtet. Das amerikanische Institut für Kriegsstudien vermutete damals bereits, dass sich Russland damit auf einen Krieg mit der Nato vorbereitet wolle. Vor allem der Bezirk um Leningrad gilt den Analysten zufolge als wichtige Komponente an der Westflanke Russlands – und nahe den baltischen Staaten Lettland, Litauen, Estland sowie Finnland.

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Reaktion auf Erlaubnis des Westens für Angriffe auf russischem Gebiet

Präsident Wladimir Putin ordnete nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters die Nuklearübungen an, nachdem aus dem Westen Signale kamen, dass die Ukraine auch Ziele auf russischem Boden mit westlichen Waffen angreifen dürfe.

Die Übungen fanden zunächst im Süden Russlands, der an die Ukraine grenzt, und unter Beteiligung von Soldaten aus dem Militärbezirk Leningrad statt und umfassten mobile Raketenwerfer, die Luftwaffe und die Marine.

Dass es sich auch um Manöver der Nuklearstreitkräfte handelt, wurde in einer seltenen Erklärung deutlich. Die russische Hauptdirektion 12 (12 GU MO), die das Atomwaffenarsenal bewacht, wartet, transportiert und ausliefert und sich gewöhnlich kaum öffentlich äußert, erklärte laut Reuters, dass die Übungen analysiert würden, um Verbesserungen in militärischen Abläufen vorzunehmen. Man habe die Lieferung von nuklearer Übungsmunition an die Lager der Raketenbrigade und des Einsatzflugplatzes der Angriffsflieger sichergestellt, hieß es.

Nato probte Verlegung an Ostflanke

Die Nato hatte in ihrem Großmanöver vor allem die Verlegung von Truppenteilen an die Ostflanke der Nato trainiert. Deutschland kommt nach Angaben der Bundeswehr dabei eine besondere Rolle als Drehscheibe für Transporte zu. Außerdem baut die Bundeswehr derzeit eine Brigade in Litauen auf.

Warnungen vor einem möglichen Angriff Russlands auf Nato-Staaten gab es in den vergangenen Monaten vermehrt. "Wir müssen uns vergegenwärtigen, was passieren wird, wenn Putin diesen Krieg militärisch gewinnt – und dieses Risiko ist ziemlich hoch. Er würde mit der Ukraine nicht aufhören, entsprechende Ankündigungen gab es zur Genüge. Moldawien und das Baltikum wären in höchster Gefahr, die Nato und auch die EU sollen nach dem Willen Moskaus aus Osteuropa gedrängt werden", sagte der Historiker Philipp Ther t-online im Interview.

Im Januar erklärte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius: "Wir müssen also einkalkulieren, dass Wladimir Putin eines Tages sogar ein Nato-Land angreift". Aktuell halte er einen russischen Angriff nicht für wahrscheinlich. "Unsere Experten rechnen mit einem Zeitraum von fünf bis acht Jahren, in denen das möglich sein könnte."

Russland Drohgebärden mehren sich. Über der Ostsee werden GPS-Signale gestört, vermutlich von einer oder mehreren russischen Sendeanlagen. Kürzlich erst ließ Russland Bojen entfernen, die zwischen Estland und Russland die Grenze markierten. Außerdem wolle man die Seekarte in der Ostsee korrigieren, hieß es aus dem Kreml. Und nun lässt Putin seine Truppen nahe der Nato üben.

Verwendete Quellen
  • telegram.com: Kanal des russischen Verteidigungsministeriums
  • reuters.com: "Russia rehearses delivering tactical nuclear weapons with dummy warheads" (englisch)
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