Dritte Amtszeit Prognose: Modi steht vor Erdrutschsieg bei Indien-Wahl
In Indien waren eine Milliarde Menschen zur Parlamentswahl aufgerufen. Nach ersten Prognosen steht Premier Modi vor einem Erdrutschsieg.
In Indien ist die Parlamentswahl nach mehr als sechs Wochen zu Ende gegangen. Die letzten Wahllokale schlossen am Samstag, mit dem Ergebnis wird jedoch erst am Dienstag gerechnet. Einer Nachwahlbefragung zufolge steht der indische Regierungschef Narendra Modi vor einer dritten Amtszeit und würde damit weitere fünf Jahre regieren.
Laut einer nach der Schließung der Wahllokale am Samstag im Fernsehsender CNN-News18 veröffentlichten Prognose kommen Modis hindu-nationalistische Bharatiya Janata Party (BJP) und ihre Verbündeten bei der Parlamentswahl auf mindestens 355 Sitze in der Volksvertretung in Neu Delhi. Für eine Mehrheit sind lediglich 272 Sitze notwendig.
Der 73-jährige Premierminister ist auch nach einem Jahrzehnt an der Macht populär, seine Gegner sind durch interne Machtkämpfe und politisch motivierte Strafverfahren geschwächt.
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Mehr als eine Milliarde Wahlberechtigte in Indien
Kritiker und die Opposition fürchten, dass Modis Partei im Falle einer Wiederwahl versuchen könnte, die Verfassung zu ändern, um diesen Kurs weiter zu festigen. Abzuwarten bleibt, ob die BJP hierfür ihre Mehrheit im Parlament weiter ausbauen kann. Modi wäre erst der zweite Regierungschef seines Landes mit einer dritten Amtszeit – nach dem ersten Premier Jawaharlal Nehru.
Insgesamt waren bei der größten Wahl der Welt – das Land ist knapp vor China das bevölkerungsreichste der Erde – seit Mitte April etwa eine Milliarde Wahlberechtigte aufgerufen, in mehreren Phasen über die Besetzung des mehr als 500 Sitze zählenden Unterhauses des nationalen Parlaments abzustimmen. Mehr als 8.000 Kandidaten waren angetreten. Die letzten Wahllokale in dem südasiatischen Riesenreich schlossen am Samstag um 18.00 Uhr Ortszeit.
Indien inzwischen fünftgrößte Wirtschaftsmacht
Modi präsentierte sich im Wahlkampf als starker Mann und verwies auf das robuste Wirtschaftswachstum, das Investoren anlockt. Der Subkontinent ist unter ihm zur fünftgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen. Unter Modi gelang Indien als viertem Land die Landung auf dem Mond. Er investiert zudem viel in moderne Infrastruktur wie Straßen, Schnellzüge und Flughäfen. Aber das Wachstum ist nicht gleichmäßig verteilt. Modis Kritiker wiesen im Wahlkampf auf die hohe Arbeitslosigkeit und Inflation hin.
Der 73-jährige Modi und seine Partei wollen ihre Macht ausbauen mit dem Ziel, Indien zu einem Staat vorwiegend für die hinduistische Mehrheit zu machen, die 80 Prozent der Bevölkerung stellt. Die rund 200 Millionen Muslime und andere religiöse Minderheiten werden laut Beobachtern zunehmend zu Bürgern zweiter Klasse. Modis Versprechen ist eine radikale Abkehr von der Vision des indischen Gründervaters Mahatma Gandhi, der sich einst für die Trennung von Staat und Religion sowie Harmonie unter den Religionen aussprach.
Die Wahl war begleitet von einer starken Hitzewelle: Im Norden Indiens wurden Temperaturen um 50 Grad gemessen. Es kam zu teils tödlichen Hitzeschlägen – auch unter den Wahlhelfern, wie örtliche Medien unter Berufung auf Behördenangaben berichteten.
- Nachrichtenagenturen dpa und afp