Nach Verzögerung Türkei absolviert Erstflug mit eigenem Kampfjet
Die Türkei möchte in ihrem Waffenarsenal von den USA unabhängiger werden. Ein Schritt in diese Richtung ist nun mit einem eigenen Kampfjet des Nato-Mitglieds getan.
Das Nato-Land Türkei hat am Mittwoch eigenen Angaben zufolge ein erstes überwiegend lokal entwickeltes Kampfflugzeug erfolgreich in der Luft getestet. Der Jet, den ein türkisches Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem britischen Unternehmen BAE Systems konzipierte, startete und landete auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Hauptstadt Ankara. Das zeigten Aufnahmen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Die Türkei geht davon aus, dass die Serienproduktion des Jets im Jahr 2028 beginnen wird, wie Anadolu weiter berichtete.
Das Nato-Mitglied arbeitet seit 2016 offiziell an der Entwicklung eines einheimischen Kampfjets. "Die Türkei hat eine kritische Phase auf dem Weg zur Produktion eines eigenen Kampfjets der fünften Generation erreicht", sagte Präsident Recep Tayyip Erdoğan
am Mittwoch auf einer Wahlkampfveranstaltung in der ägäischen Provinz Afyon.
Kampfjet ist von Radar schwer zu erfassen
Ursprünglich sollte der 21 Meter lange Jet bereits im vergangenen Jahr zu den Feierlichkeiten zur Gründung der Türkischen Republik vor 100 Jahren seinen Erstflug absolvieren, schreibt "Welt". Dann wurde der Zeitpunkt auf Ende 2023 verschoben, bevor es nun geklappt hat.
Der Jet mit dem Namen "Kaan", türkisch für "Herrscher", werde weiteren Tests unterzogen, fügte Erdoğan hinzu. Es handelt sich laut "Welt" um einen zweistrahligen Kampfjet mit Tarnkappeneigenschaft. Das bedeutet, er ist vom Radar schwer zu erfassen.
Das türkische Luft- und Raumfahrtunternehmen Tusas unterzeichnete 2017 eine Vereinbarung mit BAE Systems, um Kaan zu entwickeln, wie es auf der Tusas-Website heißt. Im Jahr 2017 investierte das Unternehmen laut Reuters 125 Millionen US-Dollar (etwa 115 Millionen Euro) in die Entwicklung des Kampfflugzeugs.
Türkei will von USA unabhängiger werden
Die Türkei strebt an, über eine gesamte Wertschöpfungskette für die Herstellung moderner Kampfflugzeuge zu verfügen und sich damit aus der Abhängigkeit von den USA zu lösen. Dennoch stammen die beiden Triebwerke laut "Welt" aktuell noch vom US-Konzern General Electric. Die Türkei arbeite aber bereits an einer eigenen Lösung.
Bevor der eigene Kampfjet das US-Modell F-16 langsam ablöst, hat die Regierung in Ankara vor kurzem dennoch einen Vertrag über den Kauf von 40 F-16-Kampfjets aus den USA unterzeichnet. Zudem hat die Türkei Interesse am Kauf von 40 Eurofighter Typhoon-Kampfjets.
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- reuters.com: "Turkey's KAAN fighter jet conducts first flight" (englisch)
- welt.de: "Mit diesem Meilenstein gelingt der Türkei der Aufstieg zur Kampfjet-Nation" (kostenpflichtig)