Fahndungsliste des russischen Innenministeriums So viele Deutsche stehen auf Putins Liste
Die Nachricht, dass über hundert westliche Politiker auf der russischen Fahndungsliste stehen, löste international Empörung aus. Recherchen von t-online zeigen nun: Auf der Liste stehen auch deutlich mehr Deutsche, als bislang bekannt.
Russland fahndet nach zahlreichen westlichen Politikern. Das hat eine Analyse der Fahndungsliste des russischen Innenministeriums durch das unabhängige russische Exil-Nachrichtenportal "Mediazona" ergeben. Recherchen von t-online zeigen nun, dass auf der Liste auch deutlich mehr deutsche Staatsbürger stehen, als bisher bekannt.
"Mediazona" veröffentlichte am Dienstag eigenen Angaben zufolge die vollständige Fahndungsliste auf seiner Webseite. Die Liste umfasst rund 96.000 Namen inklusive Geburtsdatum und Nationalität. Etwa ein Drittel der Einträge bezieht sich "Mediazona" zufolge auf russische Staatsbürger, mehrere zehntausend weitere Gesuchte stammen aus osteuropäischen und zentralasiatischen Staaten.
Russland fahndet nach 134 Deutschen
t-online hat die Datenbank durchsucht und dabei 134 Einträge zu deutschen Staatsbürgern gefunden. Unter ihnen ist auch Bertram Schmidt, Richter am Internationalen Strafgerichtshof, der schon 2023 auf die Liste gesetzt wurde.
Bislang war in hiesigen Medien vor allem von den 14 Deutschen die Rede, die mit dem Vermerk "Rybar Liste" eingetragen sind. Laut "Mediazona" handelt es sich bei den 14 Deutschen um Personen, denen die russischen Behörden vorwerfen, "ausländische Söldner" zu sein. Insgesamt sollen sich unter den 96.000 Personen in der Datenbank 396 solcher angeblichen Söldner befinden. Die meisten von ihnen, 100, stammen demnach aus Georgien, gefolgt von 93 britischen Staatsbürgern. Auch Belarussen, Israelis und US-Amerikaner sind "Mediazona" zufolge unter ihnen.
Auch mehr als hundert westliche Politiker finden sich dem Bericht zufolge auf der Liste. Die bekannteste von ihnen ist Estlands Regierungschefin Kaja Kallas, die jüngst mit anderen hochrangigen Politikern aus dem Baltikum zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Kremlsprecher Dmitri Peskow begründete das damit, dass die Politiker "feindliche Handlungen gegenüber dem historischen Andenken und unserem Land" unternommen hätten.
"Mediazona" zählt die Politiker zu den aus "politischen Motiven" gesuchten Menschen, ebenso wie Journalisten, Aktivisten und Angehörige des ukrainischen Militärs. Insgesamt sollen sich über 800 solcher Personen in der Datenbank befinden.
- zona.media: "Wanted in Russia. Mediazona scraped and analyzed the entire Ministry of Internal Affairs’ wanted database – and developed a user‑friendly search tool" (englisch)
- zeit.de: "Russland droht westlichen Politikern mit Strafverfolgung"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa