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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage


Russische Invasion
Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Von dpa
Aktualisiert am 01.02.2024Lesedauer: 5 Min.
CharkiwVergrößern des Bildes
Arbeiter beseitigen die Folgen eines russischen Drohnenangriffs in Charkiw. (Quelle: -/https://photonew.ukrinform.com/ Ukrinform/dpa/dpa-bilder)
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Russland festigt seine Herrschaft über den illegal annektierten Teil der Südukraine. Präsident Putin setzt dabei die Banken unter Druck. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick:

Die Ukraine hat russische Militäreinrichtungen auf der annektierten Halbinsel Krim massiv mit Raketen beschossen. Die genauen Auswirkungen der Attacke sind bisher nicht bekannt. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau sprach von 20 angreifenden Marschflugkörpern der Ukraine.

Die Attacke richtete sich gegen Luftwaffenstützpunkte nahe Sewastopol und Jewpatorija sowie andere Orte auf der Krim. Von ukrainischer Seite gab es keine offizielle Äußerung. Allerdings ließ sich ein Eintrag von Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk auf Telegram als Bestätigung verstehen.

Russland meldet zudem knapp ein Dutzend ukrainischer Drohnenangriffe im Grenzgebiet gemeldet. Acht Drohnen seien über der Region Belgorod von der russischen Flugabwehr abgeschossen worden, zwei in Woronesch und eine in Kursk, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Ihrerseits griff die russische Armee die Ukraine in der Nacht wieder mit Kampfdrohnen an. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe flogen Schwärme von Drohnen auf die Großstadt Charkiw im Osten zu. Eine Fliegerbombe traf nach Behördenangaben ein Krankenhaus in Welykij Burluk im Gebiet Charkiw und verletzte vier Menschen leicht. Russland führt seit fast zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, zu dem auch nahezu jede Nacht die Attacken aus der Luft gehören. Heute ist der 708. Kriegstag.

Angriff auf Krim-Fliegerhorst Belbek

Zum Arsenal der Ukraine gehören Marschflugkörper der Typen Storm Shadow und Scalp, die Großbritannien und Frankreich geliefert haben. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, 17 Flugkörper seien bereits über dem Schwarzen Meer abgefangen worden, 3 weitere über der Krim. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

Trümmer der abgefangenen Geschosse seien auf ein Militärgelände bei dem Dorf Ljubimowka nördlich von Sewastopol gefallen, hieß es in der Mitteilung. Dort liegt der große, von den Russen genutzte Luftwaffenstützpunkt Belbek, dessen Name aber nicht genannt wurde. "Es ist kein Flugzeuggerät beschädigt worden", erklärte das Ministerium.

Nach inoffiziellen Berichten hatte der Angriff größere Ausmaße. Sowohl im Süden wie im Norden von Sewastopol sei Rauch zu sehen, berichtete der Telegramkanal "Krymski Weter". Im Norden der Stadt steige bei Belbek eine dicke Wolke auf. Auch aus der Gegend des russischen Militärflugplatzes Saki bei Jewpatorija wurden Explosionen gemeldet. Demnach starteten viele russische Kampfflugzeuge, um nicht am Boden getroffen zu werden.

Luftwaffenkommandeur räumt Angriff indirekt ein

Oleschtschuk als Befehlshaber der ukrainischen Luftwaffe erinnerte auf Telegram daran, dass Belbek bis 2014 Standort der 204. taktischen Fliegerbrigade der Ukraine gewesen sei. "Die ukrainischen Flieger werden auf alle Fälle zu ihrem Heimatflugplatz zurückkehren", schrieb er. Dem Eintrag fügte der Generalleutnant ein Video bei, das angeblich einen Treffer auf Belbek zeigt. Der Raketenattacke waren ukrainische Drohnenangriffe vorausgegangen, die wohl einen Teil der russischen Flugabwehr auf der Krim ausschalteten.

Für die russische Kriegsführung ist die 2014 annektierte Krim besonders wichtig. Dort sind viele Truppen stationiert, der Nachschub läuft über die Halbinsel. Sewastopol ist Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte, auch wenn die meisten Schiffe von dort abgezogen worden sind. Dank verbesserter eigener Drohnen wie Waffen mit höherer Reichweite aus westlichen Lieferungen kann die Ukraine zunehmend militärische Ziele auf der Krim bekämpfen. Die ukrainische Führung strebt eine Rückeroberung der Halbinsel an.

Zwei Franzosen durch russischen Beschuss getötet

Im südukrainischen Gebiet Cherson sind nach offiziellen Angaben zwei freiwillige Helfer aus Frankreich durch russischen Beschuss getötet worden. "Drei weitere Ausländer haben leichte Verletzungen erlitten", schrieb der Militärgouverneur Olexander Prokudin am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal. Auch ein ukrainischer Helfer sei verletzt worden.

Bisher gibt es wenig weitere Details. Beschossen wurde demnach die Kleinstadt Beryslaw. Diese hatten die Ukrainer erst im Herbst 2022 im Zuge ihrer Gegenoffensive aus russischer Besetzung befreit. Allerdings liegt Beryslaw am Ufer des Dnipro-Flusses, der an dieser Stelle die Frontlinie bildet. Daher wird die Stadt regelmäßig von russischer Seite aus beschossen.

Ukraine will weiteres russisches Kriegsschiff versenkt haben

In ihrem Abwehrkampf gegen die russische Marine will die Ukraine einen weiteren Erfolg im Schwarzen Meer erzielt haben. In der Nacht sei das Raketenschiff "Iwanowez" durch mehrere Seedrohnen versenkt worden, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst mit. Der Angriff sei an der Westküste der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim erfolgt.

Selenskyj sieht Ukraine noch vor schwierigem Winter

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beschäftigte sich in einer Videoansprache mit den dauernden russischen Bombardierungen in der Nacht. Dabei sei die Lage schon besser als ein Jahr zuvor. "Die Energiesituation hat sich im Vergleich zum letzten Winter grundlegend geändert. Das System ist erhalten geblieben", sagte er. Trotzdem werde die Ukraine im Winter noch viel zu überstehen haben.

"Es wird russische Terroranschläge geben, und die Russen werden versuchen, unsere Verteidigungsanlagen zu durchbrechen", sagte Selenskyj. Er dankte den Flugabwehrtruppen, aber auch den Rettungsdiensten und den zivilen Ingenieuren, die das Energiesystem instand halten. Im vergangenen Winter hatte Russland gezielt die Infrastruktur beschossen, was für viele Ukrainer den stunden- oder tageweisen Ausfall von Strom, Heizung, Gas und Wasser bedeutete. Mittlerweile ist die ukrainische Flugabwehr dank westlicher Systeme besser gerüstet.

Ukrainischer Oberbefehlshaber Saluschnyj warnt vor Munitionsmangel

Mitten in Spekulationen um seine bevorstehende Entlassung hat der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj in einem Meinungsartikel massive Probleme bei der Versorgung angesprochen. "Wir müssen mit einer verringerten militärischen Unterstützung durch entscheidende Verbündete fertig werden, die mit ihren eigenen politischen Spannungen zu kämpfen haben", schrieb der General in einem auf der Internetseite des US-Fernsehsenders CNN veröffentlichten Aufsatz. Die Bestände der Partner an Raketen, Flugkörpern für Flugabwehrsysteme und Artilleriemunition neigten sich aufgrund der intensiven Kampfhandlungen in der Ukraine dem Ende entgehen. Zudem gebe es einen globalen Mangel an Treibladungen.

Russland hat seinen Worten nach Vorteile bei der Mobilmachung von Soldaten. Ohne unpopuläre Maßnahmen seien die staatlichen Institutionen der Ukraine nicht in der Lage, diesen Nachteil auszugleichen. Aktuell wird im ukrainischen Parlament dabei bereits der zweite Gesetzentwurf der Regierung über verschärfte Mobilmachungsmaßnahmen diskutiert. Ebenso gebe es aufgrund rechtlicher Beschränkungen Produktionsengpässe unter anderem bei Munition in der eigenen Rüstungsindustrie. "Das vertieft die Abhängigkeit der Ukraine vom Nachschub der Verbündeten", unterstrich Saluschnyj.

Er forderte, innerhalb der nächsten fünf Monate ein neues staatliches System zur technologischen Aufrüstung zu schaffen. Dabei gehe es vor allem um ferngesteuerte Systeme zur Verringerung von eigenen Verlusten. Die Ausbildung der Soldaten müsse zudem an neue Möglichkeiten und die existierenden Einschränkungen angepasst werden. Auf die seit Montag in ukrainischen und internationalen Medien kursierenden Gerüchte über Meinungsverschiedenheiten mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine mögliche Entlassung ging der General nicht ein. Ebenso gab es keine Einschätzungen zu den Entwicklungen entlang der gut 1000 Kilometer langen Frontlinie.

US-russische Journalistin Kurmasheva bleibt in Haft

Eine seit mehr als drei Monaten in Russland inhaftierte Journalistin des US-Auslandssenders Radio Free Europe/Radio Liberty bleibt weiter im Gefängnis. Ein Gericht in der russischen Millionenstadt Kasan verlängerte die Untersuchungshaft für Alsu Kurmasheva bis zum 5. April, wie der Sender mit Sitz in Prag mitteilte.

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Kurmasheva war nach Angaben ihres Senders im Mai 2023 nach Russland gereist, um ihre alte Mutter zu besuchen. Kurz vor ihrem geplanten Rückflug am 2. Juni wurden demnach ihre Pässe beschlagnahmt. Russlands Justiz wirft ihr vor, sich nicht als "ausländische Agentin" registriert zu haben. Dafür drohen bis zu fünf Jahre Haft.

London: Russlands Nationalgarde integriert drei Wagner-Einheiten

Russland verstärkt nach britischer Einschätzung seine Kontrolle über die Söldnertruppe Wagner. Die russische Nationalgarde integriere drei frühere Kampfeinheiten von Wagner in ihr erstes Freiwilligenkorps, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.

Die Eingliederung deute höchstwahrscheinlich darauf hin, dass Wagner erfolgreich der Nationalgarde unterstellt worden sei, schrieben die Briten auf der Plattform X (früher Twitter). Der russische Staat erhalte so mehr Befehlsgewalt und Kontrolle über die Gruppe.

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Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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