Auf Passagierliste bei Flugzeugabsturz Wagnernahe Quelle meldet Prigoschins Tod
In Russland ist ein Privatflugzeug abgestürzt. Wagner-Chef Prigoschin soll auf der Passagierliste des Flugzeugs stehen.
In Russland ist der Nachrichtenagentur Tass zufolge ein Privatflugzeug abgestürzt, auf dessen Passagierliste auch der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, stehen soll.
Nach Angaben des Wagner nahestehenden Telegramkanals Grey Zone kam der Söldnerchef bei dem Absturz ums Leben. In einem Beitrag hieß es: "Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, Held Russlands, ein wahrer Patriot seines Vaterlandes, starb durch die Taten von Verrätern an Russland. Aber selbst in der Hölle wird er der Beste sein! Ruhm für Russland!" Wagner nutzt den Kanal üblicherweise, um etwa Videos von Prigoschin zu verbreiten. Von offizieller Seite steht eine Bestätigung nach wie vor aus.
Dem russischen Katastrophenschutzministerium zufolge war die Maschine vom Typ Embraer Legacy mit der Hecknummer RA-02795 in der Nähe des Dorfes Kujenkino in der Region Twer nordwestlich von Moskau niedergegangen. Das Flugzeug soll auf dem Weg nach Sankt Petersburg gewesen sein, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben.
Keine Äußerung seitens der russischen Regierung
Kremlchef Putin äußerte sich zunächst nicht zu dem Flugzeugabsturz. Er hielt sich zu diesem Zeitpunkt zu einem Besuch im Südwesten Russlands an der Grenze zur Ukraine auf, um an den 80. Jahrestag der Schlacht von Kursk während des Zweiten Weltkrieges zu erinnern. Ohne den Absturz zu erwähnen, pries Putin auf einer Bühne die russischen Soldaten in der Ukraine, die "mit Mut und Entschlossenheit" kämpften.
Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak erklärte derweil in Onlinenetzwerken, der Flugzeugabsturz sei "ein Signal Putins an die russischen Eliten" vor der Präsidentschaftswahl 2024. Es bedeute "Vorsicht! Illoyalität bedeutet Tod". Lesen Sie hier weitere Reaktionen auf den Absturz.
Unklar, ob Prigoschin an Bord war
An Bord der Maschine seien zehn Personen gewesen, darunter drei Besatzungsmitglieder, hieß es weiter vom russischen Katastrophenschutz-Ministerium. "Nach ersten Informationen sind alle Personen an Bord gestorben", so ein Beitrag auf Telegram. An der Absturzstelle wurden der russischen Nachrichtenagentur Ria zufolge acht Leichen geborgen. Such- und Rettungsarbeiten dauerten an.
Auch die russische Flugaufsicht hatte erklärt, dass Prigoschin auf der Passagierliste stehe, meldete Tass weiter. Es war am Montagabend aber immer noch unklar, ob er wirklich an Bord der Maschine war.
Der Söldnerchef hatte das Flugzeug in der Vergangenheit immer wieder genutzt. Es war 16 Jahre alt und gehörte seit 2020 der Wagner-Gruppe. In sozialen Netzwerken kursieren Aufnahmen, die die Maschine nach dem Absturz zeigen sollen. Vor der Zerstörung sollen zwei Explosionen zu hören gewesen sein. Russischen Medienberichten zufolge könnte auch Prigoschins Stellvertreter Dmitri Utkin an Bord der Maschine gewesen sein. Bestätigt ist auch das nicht, aber laut der russischen Luftfahrtbehörde stand auch er auf der Passagierliste. Mehr zu Person Dmitri Utkin lesen Sie hier.
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Gezielter Abschuss? Keine Bestätigung
Der Wagner nahestehende Telegramkanal Grey Zone verbreitete derweil die Version eines gezielten Abschusses. Die Maschine sei von der Flugabwehr abgeschossen worden, hieß es. Diese Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.
Grey Zone schrieb, es seien zwei Flugzeuge der Privatarmee Wagner in der Luft gewesen. Das zweite habe auf dem Flug nach St. Petersburg kehrtgemacht und sei am Flughafen Ostafjewo südlich von Moskau gelandet.
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Noch am Montag hatte Prigoschin verkündet, in Afrika zu sein. Er war erstmals seit dem abgebrochenen Wagner-Aufstand gegen den Kreml im Juni in einem Video zu sehen.
Prigoschin hatte die Söldnergruppe Wagner nach eigenen Angaben 2014 gegründet. Die Wagner-Gruppe hatte mit einem Aufstand vor genau zwei Monaten, in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni, versucht, die russische Militärführung mit einem Marsch auf Moskau zu stürzen. Dieser wurde mit einer Vereinbarung beendet, nach der sich Prigoschin und seine Söldner nach Belarus absetzen können. Wagner-Söldner waren daraufhin in Belarus an der Ausbildung belarussischer Soldaten beteiligt. Die Hintergründe des gescheiterten Aufstands sind bis heute unklar.
Als "Putins Koch" bekannt
Prigoschins Söldnertruppe hatte für Russland erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas erfüllt. Im Angriffskrieg gegen die Ukraine warb Prigoschin Häftlinge aus russischen Gefängnissen an. Die Truppe erlitt schwere Verluste in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut. Prigoschin warf der regulären Militärführung Unfähigkeit und Korruption vor.
Prigoschin hatte selbst im Gefängnis gesessen und später Karriere als Hoflieferant für den Kreml gemacht, daher rührt sein Beiname "Putins Koch". Er soll auch der Geschäftsmann hinter den Trollfabriken in Sankt Petersburg gewesen sein, die über soziale Netzwerke Einfluss auf westliche Länder zu nehmen versuchten.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
- Telegram
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