Flugzeugabsturz von Prigoschin in Russland Strack-Zimmermann sieht Zeichen von Putins "Nervosität"
Wagner-Chef Prigoschin könnte bei einem Flugzeugabsturz gestorben sein. FDP-Politikerin Strack-Zimmermann sieht den russischen Machthaber unter Druck.
Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigt sich vom Tod des bisherigen Wagner-Chefs Prigoschin nicht überrascht. Dem Nachrichtenportal t-online sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag: "Dieser Vorfall ist nicht wirklich erstaunlich. Dass Prigoschin seinen Angriff auf Putin mit dem Leben bezahlen wird, war anzunehmen. Gleichzeitig zeigt diese scharfe Reaktion auch die große Nervosität bei den Schergen im Kreml. Und nicht zuletzt bei Putin selbst."
CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter vermutet, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Tod des Wagner-Chefs beauftragt hat. "Es war eine Frage der Zeit", sagte er in der Sendung "RTL Direkt" am Mittwochabend. "Dass es jetzt so rasch ging (...) und auch noch zehn weitere Tote in Kauf genommen wurden, zeigt die Brutalität des Systems Putin", erklärte er. Der CDU-Außenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen sieht Präsident Putin auch nach dem Tod Prigoschins geschwächt. "Entweder Putin oder Prigoschin – das blieb die Lage auch nach dem abgesagten Putsch", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Weißes Haus: Tod wäre "keine Überraschung"
Der mögliche Tod wäre auch nach Ansicht der US-Regierung keine Überraschung. "Wir haben gesehen, was (über den Absturz) berichtet wurde. Wenn es bestätigt wird, wäre es für niemanden eine Überraschung", erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson.
US-Präsident Joe Biden wurde nach Angaben des Weißen Hauses nach dem Flugzeugabsturz in Russland über die Lage auf dem Laufenden gehalten. Hier lesen Sie mehr zu den aktuellen Entwicklungen.
Prigoschin, Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, stand auf der Passagierliste eines Flugzeugs, das in der Region Twer zwischen Moskau und St. Petersburg abgestürzt war, wie die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die Luftfahrtbehörde meldete. Laut dem russischen Katastrophenschutzministerium kamen ersten Informationen zufolge alle zehn Menschen an Bord der Privatmaschine ums Leben. Bestätigt wurde sein Tod bislang von der russischen Regierung bislang nicht.
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Prigoschins Telegramkanal geht von Anschlag aus
Der Telegramkanal Grey Zone, der der Söldnergruppe Wagner zugerechnet wird, vermutete einen Anschlag. In einem Beitrag hieß es: "Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe, Held Russlands, ein wahrer Patriot seines Vaterlandes, starb durch die Taten von Verrätern an Russland. Aber selbst in der Hölle wird er der Beste sein! Ruhm für Russland!" Prigoschin nutzte den Kanal üblicherweise, um seine Videos zu verbreiten.
Grey Zone zog die Behördenversion in Zweifel, wonach Prigoschin auf der Passagierliste der ersten Maschine gestanden habe und getötet worden sei. "Wo Jewgeni Prigoschin letztlich war, dazu gibt es im Moment keine genauen Informationen", hieß es.
"Putin ist ein Verbrecher"
In sozialen Netzwerken gehen viele Politiker und Beobachter davon aus, dass es sich um einen geplanten Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin gehandelt haben könnte – sollte Prigoschin tatsächlich tot sein.
"Wie Putin mit seinen ehemaligen Vertrauten umgeht, sehen wir an Prigoschin", sagt der FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber über einen möglichen Angriff auf den Wagner-Chef zu t-online. "Das Wort von diesem Diktator ist nichts wert – auch deswegen braucht die Ukraine militärische Fakten auf dem Gefechtsfeld. Dabei helfen wir den Überfallenen."
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"Putin spaßt nicht. Prigoschin ist tot", schreibt die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl auf der Plattform X, ehemals Twitter.
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Man müsse Prigoschin keine Träne nachweinen, schreibt der Linken-Politiker Niema Movassat. "Aber die Art und Weise (Flugzeugabsturz) zeigt: Russland ist ein Mafia-Staat, der jedweden Gegner aus dem Weg räumt", ergänzt Movassat. "Putin ist ein Verbrecher, dessen Wort nichts, gar nichts zählt."
"Sollte sich bestätigen, dass Prigoschin nicht nur auf der Passagierliste, sondern wirklich im Flugzeug war, kann man davon ausgehen, dass bereits geklärt wurde, wer die Wagner-Geschäfte in Afrika übernimmt", ist sich Sicherheitsexperte Nico Lange hinsichtlich der militärischen Folgen sicher.
- twitter.com: Beitrag von @NiemaMovassat
- twitter.com: Beitrag von @Natascha_Strobl
- twitter.com: Beitrag von @nicolange_
- Mitteilungen von Marcus Faber
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP