Mädchen auf Schulweg verprügelt Aufnahmen zeigen Brutalität der Mullah-Unterstützer
Sie soll gegen die islamische Kleiderordnung verstoßen haben – und wurde deshalb Opfer eines blutigen Angriffs. Das Schicksal eines iranischen Mädchens sorgt für Bestürzung.
Seit Herbst vergangenen Jahres demonstrieren Menschen im Iran unter dem Motto "Woman. Life. Freedom" ("Frau. Leben. Freiheit"). Ihren Protest drücken viele Frauen damit aus, indem sie die Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs ignorieren. Das hat jedoch oftmals verheerende Konsequenzen: Äußerst brutal gehen die sogenannten "Sicherheitskräfte" des iranischen Regimes gegen Demonstrantinnen vor. Auch vor Kindern und Jugendlichen machen die Beamten nicht Halt.
Das zeigt auch das neueste Beispiel: Auf sozialen Medien teilen zahlreiche Menschen die Aufnahmen eines blutüberströmten Mädchens, das bitterlich weint und sich Taschentücher an die Nase hält. "Das Mädchen wurde blutig geschlagen, weil sie ihren Hijab (Kopftuch, Anm. d. Red.) nicht 'richtig' trug", berichtet die Iran-Expertin Gilda Sahebi auf Twitter. Das Kopftuch soll ihr von der Schulter gerutscht sein – ob absichtlich oder nicht, ist unklar.
Die mutmaßliche Angreiferin: eine Unterstützerin der Regierung. In dem Video werde diese als "Ehrlose" und "Tier" bezeichnet, so Sahebi. Frauen stehen dem weinenden Kind zur Seite, eine nennt es "Liebling". "Das Weinen des Kindes sagt mehr als alle Worte", schreibt die Expertin.
Attacke auf dem Heimweg
Aktivistinnen berichten, das Mädchen sei auf dem Heimweg von der Schule gewesen, als es angegriffen wurde. Über das genaue Alter ist nichts bekannt, das Kind sei in der Grundschule, heißt es in unbestätigten Berichten. Die Tat ereignete sich demnach in der Stadt Isfahan im Zentraliran.
Weiter heißt es, die iranischen Revolutionsgarden hätten die Familie des Kindes nach der Attacke ebenfalls bedroht. Sie solle stillschweigen und keine Interviews geben – andernfalls erleide ihr Mädchen das gleiche Schicksal wie Mahsa Amini.
Beispiellose Proteste nach Aminis Tod
Aminis Tod hatte Mitte September vergangenen Jahres eine beispiellose Protestwelle in der Islamischen Republik angestoßen. Die 22-jährige Kurdin starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen angeblichen Verstoßes gegen die Kopftuchpflicht von den Sittenwächtern festgenommen worden war. Die Proteste stürzten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten.
In den vergangenen Wochen hatten die Demonstrationen nach der Hinrichtung von vier Demonstranten zunächst abgenommen. Präsident Ebrahim Raisi hatte die Proteste jüngst für gescheitert erklärt. Doch immer wieder gehen Menschen im Iran auf die Straße, um sich gegen das Mullah-Regime zu stellen.
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa