Schwere Vorwürfe von EU-Behörde Bericht: Frontex deckt Pushbacks der griechischen Küstenwache
Frontex soll illegale Rückführungen von Geflüchteten aktiv verschleiert haben – so lautet der Vorwurf der EU-Behörde für Betrugsbekämpfung. Für die Grenzschutzagentur könnte das Folgen haben.
Beim Umgang mit Migranten an den Außengrenzen Europas erhebt die EU-Anti-Betrugsbehörde "Olaf" schwere Vorwürfe gegen die EU-Grenzschutzagentur Frontex. "Olaf" wirft der Behörde mit Sitz in Warschau vor, illegale Zurückweisungen von Migranten im Mittelmeer verschleiert zu haben, wie der "Spiegel" am Dienstag berichtete.
Demnach sollen Führungskräfte bei Frontex absichtlich vertuscht haben, dass griechische Grenzschützer Flüchtlinge zurück aufs offene Mittelmeer brachten. Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den Außengrenzen – sogenannte Pushbacks – sind nach internationalem Recht illegal.
Durchsuchung bei Frontex-Chef Leggeri
Der Bericht von "Olaf" zu den Vorwürfen ist bislang nicht öffentlich, die Ergebnisse wurden jedoch Anfang der Woche zusammengefasst einigen Abgeordneten des EU-Parlaments und Mitglieder des Frontex-Verwaltungsrats vorgestellt.
Konkret gehe es um Vorwürfe gegen drei Führungskräfte von Frontex, gegen die "Olaf" Disziplinarmaßnahmen empfehle, schreibt der "Spiegel". Bei den Ermittlungen seien 20 Zeugen befragt und unter anderem das Büro von Frontex-Chef Fabrice Leggeri durchsucht worden.
Der Europaabgeordnete Erik Marquardt (Grüne) forderte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass der Bericht öffentlich gemacht wird. Es gehe um schwerwiegende Vorwürfe, die die Öffentlichkeit etwas angingen.
Frontex wird immer wieder beschuldigt, an der illegalen Zurückweisung von Migranten an den EU-Außengrenzen beteiligt zu sein. Die jüngsten Vorwürfe spielen auch eine Rolle, weil das EU-Parlament in einigen Monaten darüber entscheiden soll, ob Frontex vernünftig gehaushaltet hat. Das kann Auswirkungen für die Finanzen der Agentur haben – in der Vergangenheit wurden bereits 90 Millionen Euro des Budgets für 2022 wegen Bedenken zurückgestellt.
- Nachrichtenagentur dpa