"Optimismus-Paradox" Studie: EU-Bürger für sich zuversichtlich – aber nicht für ihr Land
Europäer seien optimistisch, was ihre eigenen Belange angeht. Die Zukunft ihres Landes werde weniger positiv bewertet. In Deutschland sei das "Optimismus-Paradox" der Studie zufolge besonders stark ausgeprägt.
Die Mehrheit der Menschen in der Europäischen Union bewertet die persönliche Zukunft positiv, die Aussichten des eigenes Landes aber negativ. Das ist das Ergebnis der Studie "Das Optimismus-Paradox", die die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh vorstellt. Demnach sind 58 Prozent der Menschen in allen 27 EU-Ländern zuversichtlich, was die eigenen Belange angeht. Das gilt jedoch nicht für das Heimatland.
"Dieses Optimismus-Paradox gilt –wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt –in allen EU-Mitgliedstaaten", heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. Die menschliche Tendenz, in die eigene Kraft mehr Vertrauen zu setzen als in die der Gesellschaft, habe politische Auswirkungen, die sich gerade während der Corona-Pandemie deutlich beobachten ließen, schreiben die Autoren.
Menschen wurden vor der Corona-Krise für die Studie befragt
"Die Deutschen fallen durch ihr hohes Vertrauen in die eigene Kraft bei besonderer Verzagtheit hinsichtlich der Zukunft Deutschlands auf", so Isabell Hoffmann, Europa-Expertin der Bertelsmann Stiftung und Studienleiterin des Programms "eupinions".
65 Prozent der Deutschen blicken demnach optimistisch in die eigene Zukunft, aber nur 44 Prozent schätzen die Zukunft der Bundesrepublik optimistisch ein. "Nur in Spanien ist der Widerspruch zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Erwartungshaltung ähnlich stark ausgeprägt wie in Deutschland", erklärt Hoffmann.
Für die Studie wurden Ende 2019 – also vor der Corona-Krise – repräsentativ knapp 13.000 EU-Bürger befragt. Die Autoren gehen davon aus, dass die aktuelle Lage den negativen Trend verstärkt. Selbst wenn die Bürger mit dem Krisenmanagement ihrer Regierungen zufrieden sind, dürfte sich der gesellschaftliche Pessimismus vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Folgen der Krise verstärken.
- Nachrichtenagentur dpa