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Brexit in Nordirland: "Es ist traurig und dumm – hat aber auch etwas Gutes"


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Nordirland und der Brexit
"Es ist traurig und dumm – hat aber auch etwas Gutes"


Aktualisiert am 01.02.2020Lesedauer: 3 Min.
Ein Protestplakat an der nordirischen Grenze: In Nordirland sind die Zweifel am Brexit groß. Kommt es zur Wiedervereinigung mit Irland?Vergrößern des Bildes
Ein Protestplakat an der nordirischen Grenze: In Nordirland sind die Zweifel am Brexit groß. Kommt es zur Wiedervereinigung mit Irland? (Quelle: imageBROKER/Matthias Graben/imago-images-bilder)

Der Brexit wird seine größten Auswirkungen wohl abseits von London haben. Etwa in Nordirland. Die Region ist seit eh und je gespalten. Ausgerechnet der Brexit könnte das jetzt ändern.

Für Bronagh McAtasney ist der 1. Februar 2020 ein Tag wie jeder andere, seitdem die Briten am 23. Juni 2016 für den Austritt aus der EU gestimmt haben. Sie lebt im nordirischen Newry unmittelbar an der Grenze zu Irland. "Die Auswirkungen können wir am ersten Tag noch gar nicht absehen", sagt sie nüchtern. Erst im Dezember, wenn Großbritannien die zukünftigen Beziehungen zur EU ausgehandelt haben will, wisse man auf den Inseln und dem europäischen Festland, was der Brexit wirklich bedeutet. "Die wirklichen Folgen zeigen sich erst in Jahren."

McAtasney hat vor dreieinhalb Jahren gegen den EU-Austritt gestimmt und hatte lange die Hoffnung, dass es nach dem Referendum doch noch einen Weg zurück gibt. "Aber als bei den Neuwahlen die Konservativen gewonnen haben, war mir klar, dass es nun vorbei ist, dass der Austritt definitiv kommen wird." Sie hatte Zeit, sich damit abzufinden und sich Gedanken über die Zukunft zu machen. "Das alles ist traurig und dumm – hat aber auch etwas Gutes. Die Briten sind nach dem Austritt in keiner guten Verhandlungsposition mit der EU, wir bleiben eng mit Irland und damit der EU verwoben. Die Insel wird sich vereinen – nicht sofort, aber irgendwann."

Die Unzufriedenheit der Schotten und die Aussicht auf ein Unabhängigkeitsreferendum sind für McAtasney ein weiterer Anlass, an die Wiedervereinigung von Nordirland und Irland zu glauben. "Die Menschen dort und hier sind unzufrieden. Die EU hat hier in Nordirland viel bewirkt. Die Menschen werden sich ein Beispiel an den Schotten nehmen." Die EU habe kein Interesse daran, in ihren Verhandlungen mit Großbritannien allzu viele Zugeständnisse zu machen. "Sonst würde ein Austritt auch für andere Länder attraktiv, die Lage wird sich hier also wahrscheinlich verschlechtern", vermutet McAtasney.

"Der Brexit wird keinen Einfluss auf die Gewalt haben"

McAtasney wurde über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt, weil sie auf Twitter Einträge ihres Tagesbuchs aus der Zeit der Unruhen im Land veröffentlichte. "Die Gewalt ist längst nicht mehr so exzessiv wie damals, aber es gibt sie immer noch. Der Brexit wird das jetzt nicht schlimmer oder besser machen", sagt sie. Es werde nach dem EU-Austritt aber nicht mehr vorrangig um Protestanten und Katholiken gehen. "Etwas in der Debatte um Nordirland verschiebt sich bereits und es wird sich weiter verschieben", sagt McAtasney.

Drei Jahre lang hatte Nordirland keine vernünftige Regierung, erst vor wenigen Tagen konnte eine neue Regierung gebildet werden. Die beiden größten Parteien DUP und Sinn Féin hatten sich zerstritten, mithilfe Großbritanniens und Irlands konnte ein Abkommen erarbeitet werden. Die fünf größten Parteien entsandten Minister, die einhellig betonen, dass sie alte Konflikte hinter sich lassen wollen und stattdessen die Gemeinsamkeiten betonen wollen. Außerdem soll es von London eine ordentliche Finanzspritze für Nordirland geben, um der Regierung den Neustart zu erleichtern.

"Jetzt wo in Stormont wieder gearbeitet wird, werden alle erstmal gucken, wie viel Geld es für Nordirland gibt. Es gibt viel Hoffnung, dass sich etwas verbessert." Diese Hoffnung werde allerdings nicht lange anhalten, denn durch den schwierigen Stand der Briten bei den Verhandlungen mit der EU werde die Geldquelle schnell versiegen. "Es wird sehr wahrscheinlich alles teurer werden, Großbritannien hat nun einfach viel weniger Macht", so McAtasney.

Die EU habe viel für den Wohlstand auf der irischen Insel getan. "Die Entscheidung für eine Wiedervereinigung mit dem Mitglied Irland wird irgendwann auch eine wirtschaftliche sein. Da bin ich mir sicher."

Verwendete Quellen
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