Brexit im Newsblog Kurz vor der Wahl liegt Johnson 7 Punkte vor Labour
Die Briten wählen bald ein neues Parlament – der Ausgang der Wahl entscheidet auch über die Zukunft des Brexit. Der amtierende Premier Boris Johnson liegt in Umfragen vorn. Alle Infos im Newsblog.
Seit Jahren beschäftigt Großbritanniens mögliches Ausscheiden aus der EU sowohl das Vereinigte Königreich als auch die Europäische Union und die Weltöffentlichkeit. Das geplante Austrittsdatum am 31. Oktober wurde auf den 31. Januar 2020 verschoben. Doch zunächst wird am 12. Dezember 2019 in Großbritannien gewählt.
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- Brexit: Warum die Briten aus der EU raus woll(t)en
Montag, 2. Dezember, 15.51: Kurz vor der Wahl liegt Johnson 7 Punkte vor Labour
Zehn Tage vor der Wahl in Großbritannien hält die Konservative Partei von Regierungschef Boris Johnson einen Vorsprung von sieben Prozentpunkten vor der Labour-Partei. Die Tories liegen laut Umfrage der Meinungsforscher ICM für Reuters bei 42 Prozent, die größte Oppositionspartei bei 35 Prozent, wie am Montag bekannt wurde. Beide Parteien legten zur Vorwoche einen Punkt zu.
Die pro-europäischen Liberaldemokraten kamen demnach unverändert auf 13 Prozent, während die Brexit-Partei einen Punkt auf drei Prozent verlor. Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Unterhaus. Johnson will mit einer deutlichen Mehrheit den Brexit-Vertrag zum EU-Austritt bis Ende Januar durch das Parlament bringen.
Freitag, 29. November, 1.00 Uhr: TV-Sender ersetzt Boris Johnson durch Eisskulptur
Eine schmelzende Eisskulptur auf dem eigentlich für Premier Boris Johnson vorgesehenen Platz bei einer TV-Debatte über Klimaschutz hat bei seinen britischen Konservativen für Empörung gesorgt. Der Sender Channel 4 hatte die Parteichefs für die Sendung am Donnerstagabend eingeladen – Boris Johnson und Brexit-Partei-Chef Nigel Farage hätten jedoch abgelehnt, twitterte der Sender. Daraufhin habe man entschieden, zwei Eisskulpturen in Form der Erdkugel, die die Notlage auf diesem Planeten verkörpern sollten, auf deren Plätze zu stellen. Die Skulptur auf Johnsons Platz hatte die Beschriftung "Conservatives" (Konservative).
Die Torys wandten sich daraufhin an die Medienaufsicht des Landes und beschwerten sich, diese Aktion sei ein "provokanter parteiischer Trick". Die Behörde müsse gegen Channel 4 vorgehen, da der Sender seine Pflicht zur Unparteilichkeit verletzt habe, wie BBC berichtete. Zuvor hatte Staatsminister Michael Gove versucht, den Platz von Johnson einzunehmen – und war abgewiesen worden. Der Channel 4-Redakteur Ben de Pear rechtfertigte das Verhalten: Für die Debatte seien eben nur Parteichefs eingeladen gewesen.
Die Beschwerde der Torys kritisierte er harsch: "Setzt Euren Parteichef Boris Johnson neben die anderen Chefs und hört auf, Spielchen zu spielen. Verweigern Sie sich nicht und drohen Sie nicht mit unserer Lizenz, das ist eine heikle Angelegenheit", schrieb er auf Twitter. Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Parlament. Umfragen zufolge liegen die Torys von Johnson deutlich vorne.
Donnerstag, 28. November, 6.36 Uhr: Umfrage sieht Johnson vor Wahltriumph – und Labour abstürzen
Bei den Neuwahlen in Großbritannien kann die konservative Partei von Premierminister Boris Johnson einer Umfrage zufolge auf einen klaren Sieg hoffen. Die Tories kämen derzeit auf eine deutliche Mehrheit im neuen Parlament, erklärte das Meinungsforschungsinstitut YouGov. Johnsons Partei liege bei 359 Sitzen im Parlament, das wären 42 mehr als bei der vergangenen Parlamentswahl 2017. Die oppositionelle Labour-Partei dagegen müsste der Umfrage zufolge heftige Verluste hinnehmen.
Labour käme den Angaben zufolge nur noch auf 211 Sitze im britischen Parlament, das wären 51 weniger als bisher. Das wäre die zweitschlimmste Wahlniederlage nach dem Krieg. Stimmenverluste drohen der Partei von Oppositionsführer Jeremy Corbyn vor allem in Regionen, in denen es einen starken Rückhalt für den von Johnson vorangetriebenen Brexit gibt. Die Brexit-Frage sei der entscheidende Faktor bei den sich abzeichnenden Stimmenverschiebungen, erklärte YouGov.
Auch in anderen Umfragen lagen die Tories zuletzt deutlich vor den anderen Parteien. Großbritannien hat ein Mehrheitswahlrecht; nur wer in einem der 650 Wahlkreise die Mehrheit holt, bekommt auch den entsprechenden Sitz im Parlament. Die YouGov-Umfrage wird als recht zuverlässig eingestuft: Sie hatte 2017 ein Parlament ohne klare Mehrheitsverhältnisse vorausgesagt – was sich als richtig erwies. Befragt wurden innerhalb von sieben Tagen 100.000 Menschen, berücksichtigt wurden bei der Auswertung unter anderem Alter, Geschlecht und lokale politische Gegebenheiten.
Mittwoch, 28. November, 16.03 Uhr: Labour wirft Johnson "toxischen Deal" mit den USA vor
Die Labour-Partei hat ihre Vorwürfe bekräftigt, die konservative Regierung von Premierminister Boris Johnson plane im Geheimen den Verkauf des staatlichen Gesundheitssystem NHS an die USA. Labour-Chef Jeremy Corbyn präsentierte am Mittwoch ein mehr als 450 Seiten starkes Dokument, das belegen soll, dass die Gesundheitsversorgung Gegenstand von Verhandlungen mit den USA über ein Handelsabkommen ist.
Die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist ein wesentliches Wahlkampfthema vor dem Urnengang am 12. Dezember. Corbyn hatte im Wahlkampf bereits eine redigierte Fassung des Dokuments zum Stand der Verhandlungen mit den USA vorgelegt, die Johnson als "absolute Erfindung" zurückwies. Nun legte der Labour-Chef die unredigierte Fassung vor, die sechs Treffen zwischen Vertretern beider Länder seit 2017 aufführt.
Der Verkauf des Gesundheitssystems stehe auf der "Geheimagenda" der Regierung in London, sagte Corbyn unter Verweis auf das Dokument. Die USA strebten einen "toxischen Deal" mit Großbritannien nach dessen Austritt aus der Europäischen Union an. Die anstehende Parlamentswahl sei deshalb ein "Kampf um das Überleben des NHS als öffentliche Dienstleistung". Es drohe ansonsten eine "unkontrollierte Privatisierung" des Gesundheitswesens.
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Große US-Pharmakonzerne sähen die Chance, "mit Krankheiten und Leiden der Menschen in diesem Land Milliarden zu verdienen", warnte der Labour-Chef. Generika-Medikamente könnten teurer werden.
Die Gespräche zwischen Regierungschef Johnson und US-Präsident Donald Trump über ein Handelsabkommen für die Zeit nach dem EU-Austritt Großbritanniens seien bereits in einem "fortgeschrittenen Stadium", sagte Corbyn. Labour werde bei dem Thema "keine Ruhe" geben, weil die Partei anders als die Konservativen von Johnson "nicht auf der Seite der Milliardäre und Bänker" stehe.
Das Gesundheitssystem NHS wurde 1948 von einer Labour-Regierung geschaffen. Die Partei ist deshalb ein hartnäckiger Verfechter des Systems, dem das Versprechen einer kostenlosen Gesundheitsversorgung "von der Wiege bis zum Grab" zu Grunde liegt.
Mittwoch, 27. November, 13.36 Uhr: Antisemitismusvorwurf – keine Entschuldigung von Corbyn
Der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn hat für seine Weigerung, sich bei Juden für antisemitische Tendenzen in seiner Partei zu entschuldigen, heftige Kritik einstecken müssen. Etwa zwei Wochen vor der Parlamentswahl vermied der Oppositionschef in einem BBC-Interview mehrmals eine direkte Entschuldigung. Stattdessen sagte er, Rassismus sei ein "Gift" und die Gesellschaft müsse sicher für "Menschen aller Glaubensrichtungen" sein.
"Ich möchte nicht, dass sich irgendjemand in unserer Gesellschaft unsicher fühlt und unsere Regierung wird jede Gemeinschaft schützen", sagte der Alt-Linke der BBC. Viele britische Zeitungen verurteilten am Mittwoch seine Haltung und sprachen unter anderem von einer "Horror-Show" und einem "desaströsen Tag" für Corbyn.
Richard Burgon von der Labour-Partei sagte hingegen der BBCdass sich Corbyn bereits früher mehrmals "bei verschiedenen Gelegenheiten" bei Juden in Großbritannien entschuldigt habe. "Natürlich tut uns der Schmerz leid, der verursacht worden ist."
Zuvor hatte der Oberrabbiner Großbritanniens, Ephraim Mirvis, der Labour-Partei vorgeworfen, nicht entschlossen gegen Antisemitismus in den eigenen Reihen vorzugehen. "Ein neues Gift - genehmigt von der Spitze - hat in der Labour-Partei Fuß gefasst", schrieb Mirvis in einem Beitrag für "The Times" am Dienstag. Er warf die Frage auf, ob Corbyn für ein hohes Amt geeignet sei. Mirvis bat jeden Wähler, bei der Wahl am 12. Dezember "mit seinem Gewissen abzustimmen".
Seit Corbyns Wahl zum Labour-Chef 2015 wurden immer wieder Antisemitismusvorwürfe gegen ihn und seine Partei laut. Im Jahr 2018 räumte Corbyn ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien. Seit 2017 verließen laut "The Times" 13 Abgeordnete die Labour-Partei, unter anderem aus Kritik am Umgang mit antisemitischen Tendenzen.
Kritiker werfen dem 70-Jährigen auch eine einseitige Unterstützung der Palästinenser im Nahostkonflikt vor. Noch bevor er Labour-Chef wurde, bezeichnete er laut britischen Medien die im Gazastreifen herrschende Hamas, die unter anderem von der EU als Terrororganisation eingestuft wird, als "Freunde". Später entschuldigte er sich dafür.
Montag, 25. November, 15.52 Uhr: Vier britische Star-Autoren kämpfen gegen das Brexit-Desaster
In ein paar Tagen wählt Großbritannien ein neues Parlament und so, wie es aussieht, bekommen die Konservativen eine Mehrheit. Damit kriegt Boris Johnson seinen Willen, das Land am 31. Januar 2020 von der Europäischen Union loszureißen. Eine echte Alternative gibt es nicht, die Labour Party ist mehr als ambivalent gegenüber Europa. Ziemlich trostlos.
Was tun? Das fragten sich auch vier britische Autorinnen und Autoren und beschlossen, gemeinsam durch vier europäische Hauptstädte zu ziehen, um zu sagen: Doch, doch, unter uns sind überzeugte Europäer, hier sind wir, wir sind traurig über das, was kommt, aber wir wollen, dass ihr wisst, es muss nicht so bleiben, vielleicht fragen wir euch bald schon, ob ihr uns zurücknehmen wollt, und dann wünschen wir uns, dass ihr sagt, ja, willkommen, gern, euch wieder dabei zu haben. Lesen Sie HIER die ganze Kolumne von Gerhard Spörl.
Sonntag, 24. November, 12.44 Uhr: Johnson verspricht: Weihnachten ist Brexit-frei
Der britische Premierminister Boris Johnson will noch vor Weihnachten das Ratifizierungsgesetz für das Brexit-Abkommen durchs Parlament bringen. Die Weihnachtszeit selbst solle dann aber Brexit-frei sein, teilte der Regierungschef am Sonntag kurz vor der Präsentation des Wahlprogramms seiner Konservativen Partei mit. Er sprach von einem "frühen Weihnachtsgeschenk für die Nation". Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Parlament.
Die Menschen sollten die Festtage frei vom anscheinend nicht enden wollenden Brexit-Drama genießen können, erklärte Johnson. Der Austritt aus der Europäischen Union bis Ende Januar sei machbar. "Es ist an der Zeit, .... ein neues Kapitel in der unglaublichen Geschichte dieses Landes zu beginnen, des besten Ortes auf Erden", schrieb Johnson am Sonntag im Kurznachrichtendienst Twitter. Lesen Sie HIER weiter.
Samstag, 23. November, 13.36 Uhr: Kuriose Herausforderer – Johnsons Konkurrenz ist "außerirdisch"
Wenn sich der britische Premierminister Boris Johnson am 12. Dezember zur Wahl stellt, will er sich nicht nur eine landesweite Mehrheit sichern, um seinen Brexit-Deal durchzusetzen – gleichzeitig muss er auch seinen eigenen Parlamentssitz verteidigen. Dabei trifft er auf einige kuriose Herausforderer: Zu den zwölf Kandidaten im Wahlkreis Uxbridge und South Ruislip im Londoner Speckgürtel gehören schon allein drei "Außerirdische". Lesen Sie HIER den ganzen Artikel.
Donnerstag, 21. November, 20.02 Uhr: Umfrage: Rekordwerte für Johnsons Konservative
Zweieinhalb Wochen vor der Parlamentswahl in Großbritannien haben die Konservativen von Premierminister Boris Johnson einer Umfrage zufolge den höchsten Wert seit der Wahl 2017 erreicht. Nach der am Samstag veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Opinium für die Zeitung "Observer" legen die Tories gegenüber der Vorwoche drei Punkte auf 47 Prozent zu. Die oppositionelle Labour-Partei von Jeremy Corbyn bleibt bei 28 Prozent. Die pro-europäischen Liberaldemokraten verlieren zwei Punkte und kommen auf zwölf Prozent. Die Brexit-Partei rutscht drei Punkte ab auf drei Prozent. Vom Verlust der Brexit-Partei profitierten die Konservativen, sagte Jack Tadman von Opinium. Allerdings seien noch viele Wähler unentschieden, was den Vorsprung der Tories schmälern könne.
Die Prozentzahl sagt etwas über die Stärke der Parteien aus, nicht aber zwangsläufig über die Mehrheit im Unterhaus. Denn in den 650 Wahlkreisen, die der Anzahl der Mandate im Unterhaus entsprechen, werden die Sitze nach dem Mehrheitswahlrecht vergeben. Das heißt, die Sitze werden nicht entsprechend der Prozentzahl für die Parteien verteilt (Verhältniswahlrecht), sondern nach dem Prinzip: Wer im Wahlkreis die Mehrheit holt, bekommt den Sitz.
14.33 Uhr: Corbyn will bei zweitem Brexit-Referendum neutral bleiben
Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn will nach eigenen Angaben bei einem möglichen zweiten Brexit-Referendum neutral bleiben. Sollte er nach der vorgezogenen Parlamentswahl im Dezember Premierminister werden, werde er vor dem Votum unparteiisch bleiben, sagte Corbyn am Freitag in einer vom Sender BBC ausgestrahlten Diskussionsrunde. Ziel sei es, das Land zu "vereinen" und die Brexit-Debatte nicht endlos weiterzuführen.
Der Labour-Chef hatte zuvor weitgehend offengelassen, wie er sich bei dem von seiner Partei im Falle eines Wahlsiegs versprochenen zweiten Referendum über den britischen EU-Austritt verhalten werde. In der BBC sagte er, er würde als Premierminister binnen drei Monaten einen neuen Austrittsvertrag mit Brüssel verhandeln. Diesen würde er anschließend zur Abstimmung stellen. Dabei sollten die Bürger auch die Möglichkeit haben, für einen Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU zu stimmen.
Amtsinhaber Boris Johnson, dessen konservative Partei derzeit in Umfragen vorn liegt, strebt dagegen einen möglichst schnellen Brexit auf der Basis des von ihm ausgehandelten Abkommens mit der EU an. Bei den Neuwahlen will er sich eine Mehrheit im Parlament für die Ratifizierung des Vertrags sichern.
Mittwoch, 20. November, 12.56 Uhr: Erste TV-Debatte – Johnson nur knapp vor Corbyn
Gut drei Wochen vor der Parlamentswahl in Großbritannien hat der Streit um den Brexit die erste Fernsehdebatte zwischen Premierminister Boris Johnson und Oppositionsführer Jeremy Corbyn beherrscht. In dem Duell kam es zwischen den Rivalen zeitweise zu heftigen Wortwechseln. Aus Sicht der Zuschauer endete die Debatte einer Umfrage zufolge in einem Unentschieden – ein Erfolg für den bisher weit abgeschlagenen Labour-Chef Corbyn.
Eine Umfrage des Instituts YouGov nach der Debatte sah Johnson und Corbyn nahezu gleichauf. Für 51 Prozent der Befragten ging der Premier als Sieger aus dem Aufeinandertreffen hervor, für 49 Prozent der Oppositionsführer. Dieses Ergebnis ist durchaus ein Erfolg für Corbyn, dessen Partei laut einer Umfrage von Britain Elects bei gut 28 Prozent der Stimmen liegt – zehn Prozentpunkte hinter den Tories.
10.34 Uhr: Twitter: Johnsons Partei hat Öffentlichkeit irregeführt
Twitter hat der Partei des britischen Premierministers Boris Johnson vorgeworfen, die Öffentlichkeit im Wahlkampf getäuscht zu haben. Die Konservativen hätten während des TV-Duells von Johnson und Oppositionsführer Jeremy Corbyn am Dienstag eines ihrer Twitter-Konten geändert, um es wie einen Fakten-Check-Service aussehen zu lassen. Twitter habe aber globale Regeln, die Irreführung verbieten würden. Jeder weitere Versuch, Menschen durch die Bearbeitung von Konten zu täuschen – wie während des TV-Duells geschehen – werde ernste Konsequenzen haben.
Die Pressestelle der Wahlkampf-Kampagne der Konservativen hatte den Namen ihres Twitter-Kontos, dem fast 76.000 Nutzer folgen, während der TV-Debatte in "factcheckUK" geändert und kehrte erst danach wieder zur regulären Bezeichnung "CCHQPress" zurück. Über das Konto wurden in dieser Zeit Grafiken gesendet, die Aussagen von Johnson unterstützten und von Labour-Chef Corbyn infrage stellten. Der Chef der Konservativen, James Cleverly, verteidigte das Vorgehen und erklärte, man habe klargestellt, dass es sich um eine Website der Partei gehandelt habe.
Twitter hatte vor wenigen Wochen mitgeteilt, jegliche Form politischer Werbung stoppen zu wollen. Die Wahlen in Großbritannien werden damit als erster großer Test für die neue Firmenpolitik angesehen.
Dienstag, 19. November, 23 Uhr: Heftiger Schlagabtausch bei erster TV-Debatte zwischen Corbyn und Johnson
Bei der Fernsehdebatte zwischen dem britischen Premierminister Boris Johnson und Oppositionsführer Jeremy Corbyn haben sich beide Politiker am Dienstagabend in Manchester rund vier Wochen vor der Parlamentswahl in Großbritannien einen ersten Schlagabtausch geliefert. In der vom TV-Sender ITV übertragenen Debatte kam es zwischen den beiden Rivalen vor allem bei den Themen Brexit und Gesundheitssystem zu heftigen Wortwechseln.
Johnson und Corbyn versprachen eine bessere politische Diskussionskultur. Beim ersten Duell gaben sich beide Männer auf Anforderung der Moderatorin dazu die Hand. Allerdings versuchten sie während der Debatte, Zweifel an den Versprechen des jeweiligen Gegenübers zu streuen.
Johnson griff seinen Kontrahenten bei der Debatte des Senders ITV immer wieder scharf wegen dessen Versprechen eines zweiten Brexit-Referendums an. "Werden Sie für den Verbleib oder den Austritt werben?", fragte Johnson. Die Labour-Partei will die Briten innerhalb von sechs Monaten in einem Referendum vor die Wahl zwischen einem Brexit mit enger Bindung an die EU und dem Verbleib in der Staatengemeinschaft stellen. Corbyn will sich aber nicht festlegen, ob er für oder gegen den Austritt werben würde.
Der Labour-Chef konterte mit dem Vorwurf, Johnson wolle den Nationalen Gesundheitsdienst NHS einem Handelsabkommen mit den USA opfern. Den Plan des Premierministers, die EU am 31. Januar 2020 mit seinem nachverhandelten Abkommen zu verlassen, bezeichnete er als "Unsinn". Johnson werde "mindestens sieben Jahre" zum Aushandeln eines Handelsdeals mit den USA brauchen.
Sonntag, 17. November, 12.59 Uhr: Labour-Chef Corbyn schließt Koalitionsregierung aus
Labour-Chef Jeremy Corbyn schließt eine Koalitionsregierung nach der Parlamentswahl im Dezember aus. "Wir werden keine Deals mit irgendjemanden machen", sagte der Oppositionsführer in einem BBC-Interview. "Wir werden keine Koalitionsregierung eingehen." Andere Parteien wie die Schottische Nationalpartei (SNP) müssten sich dann entscheiden, ob sie Labour oder den konservativen Premierminister Boris Johnson unterstützen wollten.
Am Samstag wurden auf der Insel vier Meinungsumfragen veröffentlicht. Demnach liegt Labour zehn bis 17 Prozentpunkte hinter den Konservativen. Die Briten sollen am 12. Dezember wählen und damit auch über den Brexit-Kurs von Johnson abstimmen. Dieser hatte zuletzt versprochen, den EU-Austritt seines Landes bis Ende Januar über die Bühne zu bringen. Eigentlich hatte er dies schon bis Ende Oktober zugesagt, dafür im Parlament aber keine Mehrheit bekommen. Johnson stellte am Sonntag zudem eine schärfere Einwanderungspolitik ab 2021 in Aussicht, sollte er die Wahl gewinnen.
Samstag, 16. November, 14.23 Uhr: Britische Polizei prüft Betrugsvorwürfe vor Parlamentswahl
Vor der Parlamentswahl in Großbritannien geht die Polizei Betrugsvorwürfen nach: Ihr seien zwei Fälle von Wahlbetrug und Fehlverhalten in Zusammenhang mit der anstehenden Wahl gemeldet worden, teilte die Londoner Polizei mit. Die Vorwürfe würden derzeit von Sonderermittlern geprüft. Nähere Angaben machte die Polizei nicht.
Der Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, hatte Premierminister Boris Johnson zuvor "Korruption auf schlimmstem Niveau" vorgeworfen. Kandidaten seiner Partei seien Jobs und Adelstitel angeboten worden, wenn sie ihre Kandidatur bei der Wahl am 12. Dezember zurückziehen würden. Regierungsvertreter, darunter Johnsons Chefberater Edward Lister, hätten mindestens acht Kandidaten kontaktiert, um über diese Angebote zu sprechen.
Johnson hat dementiert, dass Adelstitel angeboten wurden. Sein Kabinettskollege Michael Gove sagte dem Radiosender BBC, er wisse nichts von solchen Angeboten. "Ich kann mir nicht für eine Sekunde vorstellen, dass das stimmt", sagte er zum Vorwurf Widdecombes.
Die Brexit-Partei tritt in 275 von 650 Wahlkreisen an. Anfang der Woche hatte Farage angekündigt, seine Partei werde den konservativen Tories in deren 317 Wahlkreisen keine Konkurrenz machen. Stattdessen wolle seine Partei sich auf Wahlkreise konzentrieren, die bislang von der Labour-Partei gehalten werden. Hintergrund ist die Sorge vor einer Spaltung des Pro-Brexit-Lagers, die den proeuropäischen Parteien eine Mehrheit ermöglichen könnte.
Der Ausgang der vorgezogenen Parlamentswahl ist Experten zufolge ungewiss. Laut einer Umfrage von Britain Elects kämen die Tories derzeit auf knapp 38 Prozent der Stimmen, Labour auf gut 28 Prozent. Die Zustimmung für die Brexit-Partei liegt demnach bei knapp neun Prozent.
Freitag, 15. November, 9.46 Uhr: Kuriose Herausforderer für Johnson
Der britische Premierminister Boris Johnson muss sich bei der Parlamentswahl am 12. Dezember in seinem Wahlkreis Uxbridge und South Ruislip einigen kuriosen Herausforderern stellen. Auf der Liste der Kandidaten finden sich ein Lord Buckethead (Lord Eimerkopf) und ein Count Binface (Graf Mülltonnengesicht). Weitere Bewerber sind Yace Yogenstein, der auch unter dem Namen Interplanetary Time Lord (Interplanetarischer Zeitfürst) antritt, und Bobby "Elmo" Smith.
Hinter Count Binface steht dem "Guardian" zufolge der Comedian Jon Harvey. Er war bereits bei der vergangenen Wahl im Jahr 2017 gegen die damalige Regierungschefin Theresa May in deren Wahlkreis Windsor und Maidenhead angetreten und hatte 249 Stimmen erhalten, damals noch unter dem Namen Lord Buckethead. Davon sah er aber dieses Mal angesichts eines Urheberrechtsstreits ab.
Johnson hat aber auch ernsthafte Herausforderer. Am gefährlichsten könnte ihm der Kandidat der Labour-Partei, Ali Reza Milani, werden. Bei der letzten Wahl gewann Johnson mit einem relativ knappen Vorsprung von rund 5.000 Stimmen. Im britischen Mehrheitswahlrecht zieht nur jeweils der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem Wahlkreis ins Parlament ein.
18.27 Uhr: Brüssel startet Strafverfahren gegen Großbritannien
Großbritannien drohen EU-Strafmaßnahmen, weil die Regierung keinen Kandidaten für die neue Europäische Kommission vorschlagen will. Die amtierende Kommission startete am Donnerstag ein Vertragsverletzungsverfahren. Der EU-Staat habe seine Pflichten nicht eingehalten, erklärte die Brüsseler Behörde am Abend. London habe nun bis 22. November – also nur eine Woche –, um die britische Position darzulegen.
Die britische Regierung hatte am Mittwoch schriftlich mitgeteilt, dass sie vor der Parlamentswahl am 12. Dezember keinen EU-Kommissar vorschlagen werde. Grund sind den Angaben zufolge Konventionen in Großbritannien, die den Handlungsspielraum einer Regierung kurz vor einer Parlamentswahl einschränken. Eigentlich muss jedes EU-Land in der EU-Kommission vertreten sein. Die neue Kommission unter Ursula von der Leyen soll eigentlich zum 1. Dezember starten.
Donnerstag, 14. November, 13.30 Uhr: London benennt vorerst keinen EU-Kommissar
Großbritannien will vor der Parlamentswahl im Dezember keinen Vertreter für die neue EU-Kommission nominieren. Dies teilte die britische Regierung in der Nacht zum Donnerstag der EU mit. Die künftige Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hofft dennoch, wie geplant am 1. Dezember ihr Amt anzutreten. Voraussetzung ist, dass drei noch fehlende Kommissionskandidaten aus Frankreich, Rumänien und Ungarn durch das EU-Parlament grünes Licht bekommen. Sie wurden am Donnerstag befragt.
Die britische Regierung habe mitgeteilt, dass sie aufgrund der für den Wahlkampf geltenden Regeln vor dem Urnengang am 12. Dezember keine Vorschläge für die Besetzung internationaler Posten machen könne, sagte ein britischer Vertreter. Laut einem Sprecher von der Leyens erhielt die EU einen entsprechenden Brief am späten Mittwochabend.
"Der 1. Dezember bleibt das Ziel der gewählten Präsidentin", sagte eine Sprecherin von der Leyens zum geplanten Amtsantritt der neuen Kommission. Die EU-Kommission prüfe nun ihre Optionen. Sie wollte nicht auf die Frage antworten, ob dazu auch ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Großbritannien gehören könnte.
Mittwoch, 13. November, 23.00 Uhr: Tusk: Großbritannien wird nach Brexit "zweitklassig" sein
EU-Ratspräsident Donald Tusk hat Großbritannien nach dem Brexit einen drastischen Abstieg vorausgesagt. "Nach diesem Abschied wird das Vereinigte Königreich ein Außenseiter, ein zweitklassiger Spieler, während das wichtigste Schlachtfeld von China, den USA und der EU besetzt sein wird", sagte Tusk am Mittwochabend in einer Bilanz seiner fünfjährigen Amtszeit. Überall werde er gefragt, warum die Briten sich das antäten. Tusk kam 2014 ins Amt und gibt dieses am 1. Dezember an den ehemaligen belgischen Ministerpräsidenten Charles Michel ab
Mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Großbritannien am 12. Dezember appellierte er an die Briten: "Gebt nicht auf. In diesem Match hatten wir bereits Nachspielzeit, jetzt sind wir in der Verlängerung, vielleicht geht es sogar ins Elfmeterschießen." Tusk erinnerte daran, dass er alles dafür getan habe, die Frist für den Brexit zu verlängern, um Zeit zum Nachdenken und eine mögliche Kehrtwende Großbritanniens zu geben.
Tusk holte in seiner Rede vor dem Europakolleg in Brügge auch gegen den französischen Präsidenten aus. Dabei kritisierte er unter anderem Macrons Sicht auf Russland. Mit Hinblick auf Macrons jüngstes Interview im "Economist", wo er der Nato den "Hirntot" attestiert hatte, ewiderte Tusk zudem: Den Traum von einem souveränen Europa teile er. Doch der Franzose habe verhindert, dass Albanien und Nordmazedonien zu EU-Beitrittskandidaten erklärt werden. "Es wird kein souveränes Europa geben ohne einen stabilen Balkan, der in Europa integriert ist", so Tusk.
13.52 Uhr: Nach Farages Teilrückzug: Johnsons Tories im Umfragehoch
Boris Johnsons Konservative sind nach dem teilweisen Rückzug von Kandidaten der Brexit-Partei aus dem Wahlkampf im Umfragehoch. In einer aktuellen Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der "Times" führten die Tories mit einem Vorsprung von 14 Prozentpunkten vor der der oppositionellen Labour-Partei.
Die Konservativen kämen demnach derzeit auf 42 Prozent der Stimmen, während Labour nur bei 28 Prozent läge. Könnten die Tories diesen Vorsprung bis zum Wahltag am 12. Dezember halten, wäre eine satte Mehrheit für Johnson wahrscheinlich. Weniger freuen dürfte den Premier aber die Tatsache, dass auch die Labour-Partei von dem teilweisen Verzicht der Brexit-Partei profitierte, wenn auch nicht so stark wie die Konservativen.
Am Montag hatte der Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, überraschend angekündigt, seine Partei werde in 317 Wahlkreisen, die zuletzt von der Konservativen Partei gewonnen wurden, nicht antreten. Stattdessen wolle sie sich ganz auf Mandate konzentrieren, die im Parlament bislang von Labour und pro-europäischen Parteien gehalten werden.
Das britische Mehrheitswahlrecht sieht nur Direktmandate vor. In jedem Wahlkreis gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen. Alle andere Stimmen verfallen. Von daher sind Umfragen und Prognosen zum Wahlausgang sehr schwierig. Eine Partei, die landesweit zwar eine hohe Prozentzahl an Wählerstimmen erhält, kann dennoch nur wenige Sitze im Parlament bekommen, wenn sie entscheidende Wahlkreise knapp verliert.
Dienstag, 12. November, 13.41 Uhr: EU fordert von Großbritannien Nominierung – doch London ignoriert das
Die EU hat Großbritannien erneut aufgefordert, einen Bewerber für die neue EU-Kommission zu nominieren. Die britische Regierung habe nicht auf einen Brief der künftigen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit einer entsprechenden Aufforderung geantwortet, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Von der Leyen habe deshalb erneut einen Brief nach London geschickt und erwarte nun eine Antwort "sehr bald vor Ende der Woche".
Der britische Premierminister Boris Johnson hat inzwischen im Dezember Neuwahlen angesetzt und will offenbar vermeiden, durch die Ernennung eines Kommissars Zweifel an seinem Austrittswillen aufkommen zu lassen. Von der Leyen habe Großbritannien nun erneut an "seine Verpflichtung erinnert", einen Kommissar zu stellen, sagte die Sprecherin. "Die Zeit läuft ab."
12.01 Uhr: Clinton fordert Herausgabe von Russland-Bericht
Die frühere US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat die Weigerung der britischen Regierung als beschämend kritisiert, einen Bericht des Geheimdienstausschusses zur möglichen Einmischung Russlands in die Politik von Großbritannien zu veröffentlichen. Es sei "unerklärlich und beschämend", dass die Regierung von Premierminister Boris Johnson den Bericht nicht freigebe, sagte Clinton der britischen BBC.
"Jeder, der in diesem Land wählt, hat es verdient, diesen Bericht vor der Wahl zu sehen", sagte die frühere US-Außenministerin mit Blick auf die vorgezogene Parlamentswahl in Großbritannien am 12. Dezember. Sie ergänzte, es gebe "keinen Zweifel", dass Russland versuche, die Politik westlicher Demokratien "zu formen". Dies geschehe "nicht zu unserem Vorteil, sondern zu ihrem".
Clinton hatte die US-Präsidentschaftswahl 2016 gegen den Republikaner Donald Trump verloren. Nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste hat sich Russland in den US-Wahlkampf eingemischt, um die Siegchancen Trumps zu erhöhen.
Der britische Geheimdienstausschuss hatte Johnson am 17. Oktober einen Bericht über die mögliche Einmischung Russlands in die Brexit-Kampagne vor drei Jahren und die Parlamentswahl 2017 übergeben. Der Bericht muss vor der Veröffentlichung von der Regierung freigegeben werden, damit nicht unbeabsichtigt geheime Informationen öffentlich werden. Bisher hat Johnson dies nicht getan.
9.36 Uhr: Entscheidet das britische Wahlrecht über den Brexit?
Nach über drei Jahren im Ungewissen wollen die Briten endlich Klarheit, was aus dem Brexit und ihrem Land wird. Diese Klarheit soll die vierte Wahl seit 2010 bringen. Doch das Wahlsystem im Vereinigten Königreich könnte genau das verhindern. Es ist nicht unbedingt entscheidend, was die Mehrheit der Bürger will.
Am 12. Dezember ist es also so weit. Die Wahl, die vor allem Boris Johnson wollte, soll für eine regierungsfähige Mehrheit im Parlament sorgen. Eine Mehrheit, die Großbritannien endlich aus der EU führt – oder eben nicht. Ob es dazu kommt, ist alles andere als gewiss. Und: Vorhersagen und Prognosen sind extrem schwierig.
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Montag 11. November, 15.30 Uhr: Farage konzentriert sich auf die pro-europäischen Wahlkreise
Der Chef der Brexit-Partei Nigel Farage will bei der Parlamentswahl am 12. Dezember nun doch nicht in fast allen britischen Wahlkreisen antreten. "Die Brexit-Partei wird sich nicht um die 317 Mandate bewerben, die bei der vergangenen Wahl von der Konservativen Partei gewonnen wurden", sagte Farage am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung in der nordostenglischen Hafenstadt Hartlepool. Stattdessen wolle sie sich ganz auf die Wahlkreise konzentrieren, die von Labour und pro-europäischen Parteien vertreten werden.
Bis vor Kurzem hatte Farage einen Wahlpakt mit den Tories von Premierminister Boris Johnson ausgeschlossen, solange die sich nicht zu einem EU-Austritt ohne Abkommen bekennen. Johnson hofft bei der Wahl auf eine stabile Mehrheit, um seinen nachgebesserten Brexit-Deal durchs Unterhaus zu bringen. Den hatte Farage bislang abgelehnt mit der Begründung, es handele sich nicht um einen "echten Brexit". Konservative Politiker fürchteten, die Konkurrenz von rechts könnte sie wichtige Stimmen kosten.
06.34 Uhr: Deutsche Wirtschaft hält Johnson für "kleineres Übel"
Die deutsche Wirtschaft in Großbritannien warnt vor der Parlamentswahl vor einem Sieg der Oppositionspartei Labour und bevorzugt Premierminister Boris Johnson – trotz dessen Brexit-Plänen. "Es ist ein Abwägen des "kleineren Übels"", sagte der Geschäftsführer der deutsch-britischen Handelskammer (AHK) in London, Ulrich Hoppe, der Deutschen Presse-Agentur. Grund sind die wirtschaftspolitischen Vorhaben von Labour und Parteichef Jeremy Corbyn.
"Die Wirtschaft steht den Plänen einer Regierung Corbyn kritisch gegenüber", betonte Hoppe. "Aufgrund der angekündigten Verstaatlichungen und Umverteilungen fallen Anreize weg. Damit wird die Wirtschaftskraft geschwächt", sagte Hoppe. "Das bedeutet, dass viele Verbraucher mittelfristig sicherlich noch weniger Geld in der Tasche haben, um Waren zu kaufen – und darunter leiden dann natürlich auch die deutschen Unternehmen, die den Markt bedienen."
Unklar sei auch, wie sich unter einer Labour-Regierung das Wirtschaftsumfeld gestalten werde, sagte Hoppe mit Blick auf Ankündigungen wie eine Viertagewoche. "Ist es dann noch wettbewerbsfähig, hier zu produzieren? Das werden sich deutsche Unternehmen dann überlegen", sagte Hoppe.
Der AHK-Geschäftsführer kritisierte zugleich den geplanten Brexit. Seit dem Referendum 2016 sei Großbritannien unattraktiver geworden, auch wegen des niedrigen Pfundkurses. "Es sind weniger Firmen, die sich nach Investitionsmöglichkeiten hierzulande erkunden", sagte Hoppe. Viele Unternehmen warteten ab, wie sich der Brexit nun konkret auswirken und welche Regularien es künftig geben werde. "Keiner weiß es." Die Wirtschaft hoffe auf einen unternehmerfreundlichen Brexit, mit relativ enger Anbindung an die Zollunion und den Binnenmarkt
Sonntag, 10. November, 23.00 Uhr: Russische Spender der Tories in Bericht erwähnt
Die Namen mehrerer russischer Großspender der britischen Konservativen sollen in einem Parlamentsbericht über Bedrohungen für die Demokratie in Großbritannien aufgeführt sein. Das berichtete die Sonntagszeitung "Sunday Times" unter Berufung auf Insiderquellen. Die Partei äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht.
In welchem Zusammenhang die Spender dort genannt werden, ist unklar. Ihre Namen sind ohnehin bekannt. Parteispenden über 7.500 Pfund (umgerechnet knapp 8.700 Euro) müssen in Großbritannien deklariert werden. Dass sie angeblich aber in einem Bericht über Bedrohungen aus Russland auftauchen, dürfte bei vielen Briten Besorgnis auslösen.
Einige der genannten Spender sollen privaten Kontakt zu Premierminister Boris Johnson pflegen. Dazu gehört unter anderem der Geschäftsmann Alexander Temerko, der Johnson einmal als "Freund" bezeichnete und freimütig über sein enges Verhältnis mit dem Politiker spricht.
Mittwoch, 6.November, 8.24 Uhr: Ärger für Corbyn: Vize-Labour-Chef tritt zurück
Der Vize-Chef der britischen Labour-Party, Tom Watson, legt sein Amt nieder und will nicht bei der Parlamentswahl am 12. Dezember antreten. Das teilte Watson am Mittwochabend im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Im Wahlkampf will er seine Partei aber noch unterstützen.
https://twitter.com/tom_watson/status/1192169894479122433
Watson galt als gemäßigter Gegenpol zum linken Parteichef Jeremy Corbyn. Immer wieder brachen offene Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden sozialdemokratischen Politikern aus. Erst im September forderte der Brexit-Gegner Watson ein zweites Referendum über den EU-Austritt. Seine Partei solle sich dabei hinter die Forderung stellen, den Brexit abzusagen; erst danach solle es zu einer Neuwahl kommen, verlangte er.
Trotz der Differenzen mit Corbyn betonte Watson, seine Entscheidung sei "persönlich, nicht politisch". Er reiht sich in eine ganze Riege proeuropäischer Politiker ein, die nicht mehr für das Parlament kandidieren wollen. Corbyn dankte seinem Vize in einem Antwortschreiben, das ebenfalls per Twitter veröffentlicht wurde. "Ich respektiere deine Schlussfolgerung, dass es im besten Interesse von dir und deiner Familie ist, dass du zurücktrittst", schrieb Corbyn.
17.56 Uhr: John Bercow nennt Brexit größten Fehler der Nachkriegszeit
In seiner Rolle als britischer Parlamentspräsident hatte John Bercow stets Neutralität gewahrt. Doch nach dem Ende seiner Amtszeit äußert sich Bercow eindeutig zum geplanten EU-Austritt. "Ich denke, dass der Brexit der größte außenpolitische Fehler in der Nachkriegszeit ist, und das ist meine ehrliche Meinung", sagte er am Mittwoch bei einem Treffen mit Auslandskorrespondenten in London.
Er betonte gleichzeitig, dass er sich während seiner Amtszeit stets neutral verhalten und auch die Brexit-Befürworter stets fair behandelt habe. Vor allem Brexit-Hardliner hatten dem 56-Jährigen allerdings vorgeworfen, sich parteiisch zu verhalten. Mehrmals setzte er sich über Konventionen hinweg, damit die Abgeordneten im Streit mit der Regierung die Oberhand behalten konnten. Bercow rechtfertigte das mit einem immer stärker autoritären Regierungsstil.
11.45 Uhr: Johnson vergleicht Labour-Pläne mit Stalins Methoden
Das britische Parlament ist aufgelöst, die Parteien befinden sich ab sofort im Wahlkampfmodus. Premierminister Boris Johnson provoziert in der Tageszeitung "The Telegraph". Über die Wirtschaftspläne der Oppositionspartei Labour schreibt er in einem Beitrag: "Sie geben vor, dass ihr Hass nur gewissen Milliardären gilt und zeigen mit einer Freude und Rachsucht auf Menschen, die seit der Verfolgung der Kulaken durch Stalin nicht zu sehen war." Falls Labour die Wahl gewinne, "würden sie Steuern auf alles erheben: auf Renten, Geschäfte, Erbschaften, Häuser und Gärten".
Die Antwort von Oppositionsführer Jeremy Corbyn ließ nicht lange auf sich warten. Auf Twitter erwiderte er: "Das ist der Schwachsinn, den die Superreichen raushauen, um ein bisschen mehr Steuern zu vermeiden."
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Labour will die britische Wirtschaftspolitik umkrempeln. Dazu will die Partei die Steuern für Wohlhabende und Unternehmen erhöhen. Am umstrittensten ist der Plan, dass Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern zehn Prozent ihrer Anteile an einen Fonds abgeben müssen, der von den Beschäftigten kontrolliert wird und diesen eine jährliche Dividende auszahlt.
3.00 Uhr: Juncker: Wahl in Großbritannien sollte nicht nur um Brexit gehen
Die anstehenden Wahlen in Großbritannien sollten sich aus Sicht des scheidenden EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker nicht nur um den Brexit drehen. "Großbritannien hat ja auch noch andere Probleme als Brexit – und diese Probleme sind größer geworden durch Brexit. Es wird versucht, das zu vertuschen, aber sie sind halt größer geworden", sagte Juncker dem ARD-Europastudio in Brüssel. "Ich hätte doch gern, dass dies nicht wiederum ein Brexit-Wahlkampf wird."
2.00 Uhr: "Es sind gute Zeiten für Discounter": Aldi und Lidl sind Gewinner
Die britischen Einzelhändler leiden – und Schuld ist vor allem die wirtschaftliche Unsicherheit wegen des Brexits. Doch es gibt auch Gewinner. Die kommen aber nicht aus Großbritannien. Die Unsicherheit britischer Verbraucher vor dem geplanten Austritt des Landes aus der EU spielt deutschen Discountern nach Einschätzung des Handelsverbands (HDE) in die Karten. "Es sind gute Zeiten für Discounter", sagte HDE-Geschäftsführer Kai Falk. "Die Resonanz der britischen Kunden ist sehr positiv. Solche Ereignisse wie die Dauerdiskussion um den Brexit haben Einfluss."
Die deutschen Platzhirsche Aldi und Lidl haben ihren Marktanteil in Großbritannien mittlerweile auf insgesamt gut 14 Prozent ausgebaut, wie eine Analyse des Marktforschungsunternehmens Kantar ergab. Das entspreche einem Plus von fast einer Milliarde Pfund (1,16 Mrd Euro). "Wir halten es für vorstellbar, dass wegen des Brexits die Verbraucher auch in Großbritannien noch mehr auf die Preise schauen", sagte Falk.
Aldi UK - hinter den Marktführern Tesco, Sainsbury's, Asda und Morrison bereits die Nummer 5 – hat Kantar zufolge zwischen Juli und Oktober 689 000 neue Kunden angelockt und damit mehr als alle andere Handelsketten. Lidl UK kündigte Mitte Oktober eine Investitionsoffensive über 15 Milliarden Pfund in den kommenden fünf Jahren an.
1.00 Uhr: Britisches Parlament aufgelöst – Wahlkampf geht los
Unter dem Glockenturm Big Ben sind in der Nacht zum Mittwoch für gut fünf Wochen die Lichter ausgegangen. Das britische Unterhaus wurde kurz nach Mitternacht (Ortszeit, 1.01 Uhr MEZ) aufgelöst. Am 12. Dezember sollen die Briten ein neues Parlament wählen. Zusammentreten sollen die Abgeordneten dann erstmals wieder am 16. Dezember.
Premierminister Boris Johnson will mit dem vorgezogenen Urnengang das Patt im Brexit-Streit auflösen. Ob ihm das gelingen wird, ist jedoch ungewiss. Obwohl seine Konservativen in den Umfragen führen, ist nicht ausgeschlossen, dass es wieder keiner der beiden großen Parteien für eine absolute Mehrheit reicht.
Zeitgleich mit der Parlamentsauflösung begann in Großbritannien die offizielle Wahlkampfperiode. Dafür gelten in dem Land strenge Auflagen für Parteispenden und Wahlwerbung.
Dienstag, 5. November, 12.46 Uhr: Russische Brexit-Einmischung? Opposition fordert Freigabe von Bericht
Die britische Opposition hat Premierminister Boris Johnson aufgefordert, sofort einen Bericht über eine mögliche Einmischung Russlands in das Brexit-Referendum freizugeben. Sie wirft dem Regierungschef vor, das Dokument des Geheimdienstausschusses bis nach der Parlamentswahl am 12. Dezember zurückhalten zu wollen, wie britische Zeitungen am Dienstag berichteten. Ein Regierungssprecher wies das zurück. Der notwendige Freigabeprozess sei noch nicht abgeschlossen.
Der Ausschussvorsitzende Dominic Grieve sagte, der Bericht könne Informationen enthalten, die für die Wähler "von Belang" sind. Grieve wurde von Johnson aus der Tory-Fraktion ausgeschlossen, weil er sich im Brexit-Streit gegen die Regierung gestellt hatte. Er will als unabhängiger Kandidat bei der nächsten Wahl antreten. Der frühere Chef des Geheimdiensts MI5, Jonathan Evans, forderte eine Erklärung. "Falls die Regierung einen Grund hat, warum (der Bericht) nicht vor der Wahl veröffentlicht werden soll, dann sollte sie dies sehr deutlich begründen", sagte Evans dem Sender BBC Radio 4 am Dienstag.
Wie die Tageszeitung "Guardian" berichtete, hat Johnson den Bericht bereits am 17. Oktober erhalten. Die Bearbeitung dauere normalerweise nur zehn Tage, sagte Grieve. Downing Street betonte hingegen, für die Freigabe seien rund sechs Wochen nötig.
Der Report sollte eine mögliche Einflussnahme Russlands auf die Volksabstimmung über den Brexit 2016 untersuchen. Mitglieder des Geheimdienstausschusses wollten ursprünglich noch vor der Parlamentswahl Empfehlungen für größere Sicherheitsmaßnahmen gegen externe Einmischung abgeben.
11.37 Uhr: Johnson fordert von Corbyn klare Position zum Brexit
Der britische Premierminister Boris Johnson hat von Oppositionsführer Jeremy Corbyn eine klare Position zum Brexit gefordert. Bei der bevorstehenden Parlamentswahl am 12. Dezember müssten die Wähler ein "klares Bild" vor Augen haben, was die jeweiligen Spitzenkandidaten hinsichtlich des britischen Austritts aus der Europäischen Union unternehmen wollten, heißt es in einem Schreiben Johnsons an Corbyn.
Johnson warf Corbyn vor, seit Monaten die Auskunft darüber zu verweigern, welche Art von Abkommen er mit der EU abschließen wolle. "Nun ist der Zeitpunkt gekommen, klarzustellen und zu erläutern, worin Ihr Projekt wirklich besteht", heißt es in dem Schreiben des Premierministers. Das Abkommen, das er mit der EU ausgehandelt habe, sei die einzige Möglichkeit, den Brexit über die Bühne zu bekommen.
Corbyns Labour-Partei hat in der Brexit-Frage eine komplizierte Position. Wenn die Mehrheitsverhältnisse nach der Parlamentswahl dafür reichen, will Labour ein neues Abkommen mit der EU aushandeln und danach eine Volksabstimmung dazu abhalten, bei der die Briten auch für den Verbleib in der EU stimmen sollen können. Das überarbeitete Abkommen soll eine Zollunion mit der EU umfassen.
Wegen des Labour-Wunsches nach nochmaliger Überarbeitung des Brexit-Abkommens warf Johnson Corbyn vor, er wolle offenbar "zum Ausgangspunkt zurückkehren".
7.36 Uhr: Corbyn – Johnsons Brexit Plan ist "Thatchersimus auf Drogen"
Der oppositionelle Labour-Chef Jeremy Corbyn kritisiert in einer Wahlkampfrede die Brexit-Politik des Premierministers Boris Johnson scharf. Die konservative Partei um Johnson werde den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zweckentfremden, um die Wirtschaft zu deregulieren und die Standards vor allem im Gesundheitswesen zu senken, wird Corbyn in einer Wahlkampfrede in Harlow am Dienstag laut Auszügen von seinem Büro sagen. Die Konservativen werden mit dem Brexit-Plan "Thatcherismus auf Drogen entfesseln".
Damit bezeichnet Corbyn mit Blick auf die Regierungszeit Margret Thatchers eine rigide Steuersenkungs- und Sparpolitik. Beim "Thatcherismus" steht die Marktwirtschaft mit so wenig staatlicher Einmischung wie möglich im Mittelpunkt – ein schlanker Staat, ein Wohlfahrtsstaat, reduziert auf ein reines Sicherheitsnetz.
Corbyn, dessen Partei in Meinungsumfragen hinter den Konservativen liegt, wird sagen, dass Johnsons Regierung den National Health Service (NHS) in jedes Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten nach dem Brexit einbeziehen würde. Johnson hatte wiederholt betont, dass der NHS, den die Wähler als zweitwichtigstes Thema nach dem Brexit bezeichnen, bei keinem Handelsgespräch auf dem Tisch liegen würde. Vergangene Woche wies US-Präsident Donald Trump Labours Behauptungen zurück, dass das NHS zur Disposition stünde und sagte: "Es liegt nicht bei uns, etwas mit ihrem Gesundheitssystem zu tun zu haben."
Montag, 5. November, 14.25 Uhr: Sieben Kandidaten für die Bercow-Nachfolge
Wer ruft das britische Unterhaus künftig zur Ordnung? Die Abgeordneten in London entscheiden heute über die Nachfolge von Parlamentspräsident John Bercow, der mit seinen markanten "Order"-Rufen international Bekanntheit erlangte. Es treten sieben Kandidaten an. Für Premierminister Boris Johnson könnte die Wahl unangenehm werden. Lesen Sie hier den ganzen Artikel.
Sonntag, 3. November, 19.03 Uhr: Unterhaus wählt Montag neuen Parlamentspräsidenten
Nach dem Abschied von John Bercow wählen die Abgeordneten des britischen Unterhauses in London am Montag einen neuen Parlamentspräsidenten. Neun Kandidaten treten an, darunter die drei bisherigen Stellvertreter Bercows sowie die ehemalige Labour-Chefin Harriet Harman. Als Favorit gilt der 62-jährige Vize-Parlamentspräsident Lindsay Hoyle.
Es wird solange in geheimer Wahl abgestimmt, bis ein Bewerber die absolute Mehrheit erhält. In jeder Runde scheiden der Abgeordnete mit den wenigsten Stimmen sowie alle Kandidaten mit weniger als fünf Prozent Zustimmung aus. Von den Konservativen werden Eleanor Laing die besten Chancen eingeräumt. Bereits in der Nacht zu Mittwoch soll das Parlament dann für die Neuwahl am 12. Dezember aufgelöst werden.
John Bercow war am Donnerstag nach zehn Jahren im Amt abgetreten. Mit seiner lebhaften und wortgewaltigen Art und seinem eigenwilligen Stil stand der 56-Jährige mehr als drei Jahre lang im Zentrum der teils emotional geführten Parlamentsdebatten rund um den Brexit. Legendär waren vor allem seine durchdringenden "Order"-Rufe, mit denen er die Abgeordneten zur Ruhe ermahnte. Vor allem Brexit-Hardliner kritisierten den Politiker als parteiisch. Viele Abgeordnete lobten indes, Bercow habe die Rechte des Parlaments gegenüber der Regierung gestärkt.
14.00 Uhr: Farage tritt bei Wahl nicht an
Der britische Rechtspopulist und Brexit-Hardliner Nigel Farage will nicht bei der Parlamentswahl im Dezember antreten. In einem BBC-Interview sagte der Chef der Brexit-Partei, er diene "der Sache besser, indem er durch das Vereinigte Königreich reist" und so die 600 Kandidaten seiner Partei unterstütze. Bei der Wahl am 12. Dezember wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Farages Brexit-Partei den Tories von Premierminister Boris Johnson erwartet.
Farage sagte, er habe "sehr genau darüber nachgedacht", ob er wieder kandidieren solle. "Es ist sehr schwierig, jeden Tag in einem Wahlkreis zu sein und gleichzeitig im ganzen Vereinigten Königreich unterwegs zu sein", sagte er der BBC. Farage hatte zuvor angekündigt, in jedem Wahlkreis Kandidaten aufzustellen, es sei denn, die Konservativen stimmen einer Pro-Brexit-Allianz zu. Das schloss Premier Johnson wiederholt aus.
11.30 Uhr: Verpasster Brexit Ende Oktober: Johnson entschuldigt sich
Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich dafür entschuldigt, dass er das Land entgegen seiner Versprechen nicht am 31. Oktober aus der Europäischen Union geführt hat. "Es ist eine Frage des tiefen Bedauerns", sagte Johnson in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem Sender Sky. "Ich bin sehr, sehr enttäuscht." Die Brexit-Verzögerung sei ein "Gräuel". Zugleich gab der Regierungschef dem Parlament die Schuld an der Verzögerung. Es habe genug Zeit gehabt, über den mit der EU neu verhandelten Deal abzustimmen, aber diese Möglichkeit nicht genutzt.
Johnson hatte wiederholt versprochen, dass Großbritannien die EU am 31. Oktober verlassen werde, "komme, was wolle". Nun soll das Land spätestens am 31. Januar austreten. Die Diskussion über den Brexit steht im Mittelpunkt der vorgezogenen Parlamentswahl am 12. Dezember.
18.58 Uhr: Sturgeon: Unabhängigkeit Schottlands "zum Greifen nah"
Erstmals seit dem schottischen Unabhängigkeitsreferendum im Jahr 2014 hat Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon an einer Kundgebung von Befürwortern einer Unabhängigkeit von Großbritannien teilgenommen. Ihr Ziel sei "zum Greifen nah", sagte die Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP) am Samstag vor tausenden Teilnehmern der Kundgebung in Glasgow. Sturgeon plant im kommenden Jahr ein neues Unabhängigkeitsreferendum.
In dem Referendum von 2014 hatten die Schotten die Unabhängigkeit von Großbritannien abgelehnt. Im Brexit-Referendum von 2016 waren die Schotten anders als die Mehrheit der Briten für einen Verbleib in der Europäischen Union. Sturgeon sieht deshalb die Frage einer Unabhängigkeit Schottlands wieder auf der Tagesordnung und strebt für das kommende Jahr ein erneutes Referendum zu dieser Frage an.
Ein solches Referendum müsste allerdings mit der Erlaubnis der britischen Regierung geschehen, um Gültigkeit zu erlangen. Es wird erwartet, dass Sturgeon den britischen Premierminister Boris Johnson noch vor Weihnachten formell bitten darum wird, dass die schottische Regionalregierung ein Unabhängigkeitsreferendum organisieren darf.
Samstag, 2. November, 14.08 Uhr: Johnson nimmt No-Deal-Drohung offenbar aus dem Wahlprogramm
Der britische Premierminister Boris Johnson droht einem Zeitungsbericht zufolge nicht länger mit einem Brexit ohne Austrittsvertrag. Die No-Deal-Drohung fehle im Wahlprogramm seiner Konservativen Partei, schrieb die Tageszeitung "The Times" am Samstag ohne Nennung von Quellen. Vielmehr konzentriere sich der Premier darauf, den Brexit sofort durchzuziehen, indem er seinen "fantastischen" Deal nach der Wahl am 12. Dezember vom Parlament absegnen lasse. Bisher hatte Johnson angekündigt, Großbritannien werde notfalls auch ohne Vertrag aus der Europäischen Union austreten.
Der Schritt wurde als Zugeständnis an gemäßigte Wähler gewertet, die keinen Brexit ohne Austrittsvertrag, aber auch kein weiteres Geschacher um ein Abkommen oder ein neues Referendum wollen. Johnson sagte dem Sender ITV, nach der Wahl gebe es die Chance, den mit der EU ausgehandelten Vertrag "über die Linie zu schubsen". Deutlicher wurde Kulturstaatssekretärin Nicky Morgan. "Wenn Sie bei der Wahl die Konservativen wählen, stimmen Sie für diesen Deal, und ein 'No Deal' ist praktisch vom Tisch", sagte Morgan der "Times".
Johnson hatte am Freitag ein Angebot des Chefs der euroskeptischen Brexit-Partei, Nigel Farage, für einen "Nichtangriffspakt" in den Wahlkreisen abgelehnt. Für diesen Fall hatte Farage damit gedroht, dass die Brexit-Partei, die bisher nicht im Parlament vertreten ist, bei der Neuwahl um jeden Sitz kämpfen werde. Auf diese Weise könnte Farage, der einen klaren Bruch mit der Staatengemeinschaft will, den Konservativen Stimmen abjagen und Experten zufolge die größte Oppositionspartei Labour stärken. In Großbritannien erhält der Kandidat das Direktmandat, auf den im jeweiligen Wahlkreis die meisten Stimmen entfallen.
Freitag, 1. November, 13.13 Uhr: Farage will Johnson zu Allianz mit seiner Brexit-Partei zwingen
Knapp sechs Wochen vor der Neuwahl in Großbritannien hat der Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, den Druck auf Premierminister Boris Johnson deutlich erhöht. Das zwischen Johnson und der EU vereinbarte Abkommen habe nichts mehr mit dem Brexit zu tun, sagte Farage zum Auftakt seiner Wahlkampagne in London. "Ich sage Boris Johnson: Gib den Deal auf!" Falls der Premierminister nicht einer Allianz zustimme, werde die Brexit-Partei um jeden Sitz bei der Neuwahl am 12. Dezember kämpfen.
Der Regierungschef hat derzeit keine Mehrheit im Unterhaus und muss um jede Stimme kämpfen. Mit der Neuwahl will er den festgefahrenen Brexit-Streit lösen. Der EU-Austritt Großbritanniens wurde auf spätestens Ende Januar verschoben. Die Brexit-Partei ist derzeit nicht im Parlament vertreten. Britische Medien hatten am Freitag berichtet, dass es in der Partei Streit über die richtige Strategie bei der Neuwahl gegeben habe. Farage wies das umgehend als "unnütze Spekulation" zurück. Die Brexit-Partei will erreichen, dass Großbritannien die EU ohne jedes Abkommen verlässt.
Nach einer neuen Umfrage würden die Konservativen auf 41 Prozent bei der Wahl kommen, Labour auf 24, die EU-freundlichen Liberaldemokraten auf 20 und die Brexit-Partei auf 7 Prozent. Farage war bei der Europawahl Ende Mai mit seiner Brexit-Partei mit rund 32 Prozent der Stimmen aus dem Stand zur stärksten Kraft geworden. Die Konservativen der damaligen Premierministerin Theresa May wurden dagegen mit rund 9 Prozent abgestraft.
1.00 Uhr: Britische Parteien schalten in den Wahlkampf-Modus um
Die britischen Parteien haben nach dem Beschluss über vorgezogene Neuwahlen am 12. Dezember in den Wahlkampf-Modus umgeschaltet. In seiner letzten Fragestunde vor der Auflösung des Parlaments sagte Premierminister Boris Johnson dem Vereinigten Königreich am Mittwoch "eine strahlendere Zukunft" voraus. Die Neuwahl soll im jahrelangen Streit um den Brexit eine Entscheidung herbeiführen.
Der Premier kündigte "massive Investitionen" in das Gesundheitssystem, Bildung, Infrastruktur und Polizei an. Labour-Chef Jeremy Corbyn warf Johnson hingegen einen Ausverkauf britischer Interessen an US-Präsident Donald Trump vor. Entgegen Johnsons Behauptungen würden US-Unternehmen in einem "Trump-artigen Handelsdeal" nach dem nationalen Gesundheitssystem greifen.
"Es wird eine hart umkämpfte Wahl – und wir werden unser Bestes geben", sagte Johnson, der auf eine absolute Mehrheit hofft, zuvor vor Abgeordneten seiner Tory-Partei. "Für das Land ist es Zeit, zusammenzukommen, den Brexit umzusetzen und voranzuschreiten."
Mittwoch, 30. Oktober, 15.00 Uhr: Corbyn wirft Johnson Ausverkauf des Landes vor
Der britische Premierminister Boris Johnson und Oppositionsführer Jeremy Corbyn von der Labour-Partei haben mit einem heftigen Wortgefecht den Auftakt zum Wahlkampf gegeben. Bei der voraussichtlich letzten Fragestunde vor der geplanten Neuwahl am 12. Dezember warf Johnson seinem Widersacher vor, die Wirtschaftskraft des Landes mit seinen Plänen für Steuererhöhungen und Verstaatlichungen aufs Spiel zu setzen. Corbyn bezichtigte Johnson hingegen, mit einem geplanten Handelsabkommen mit den USA den Ausverkauf des Landes anzusteuern. Beide versprachen, in den Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) zu investieren.
Die Fragestunde dauerte am Mittwoch ungewöhnlich lange. Parlamentspräsident John Bercow, der am Donnerstag sein Amt abgeben wird, musste gar mit den Tränen kämpfen, als er sich bei seiner Familie für deren Unterstützung bedankte.
Dienstag, 29. Oktober, 18.00 Uhr: EU-Staaten gewähren Brexit-Aufschub bis 31. Januar endgültig
Die EU-Staaten haben die Verschiebung des Brexit bis Ende Januar endgültig beschlossen. Die 27 anderen Regierungen hätten die am Montag grundsätzlich entschiedene Verlängerung nun "formal angenommen", schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk im Kurznachrichtendienst Twitter am Dienstag. "Es könnte die letzte sein", fügte er an und forderte die Briten auf, "das Beste aus dieser Zeit" zu machen.
Derweil diskutiert das britische Unterhaus über die Neuwahlen im Dezember. Ob sie stattfinden werden, soll heute Abend entschieden werden.
12.10 Uhr: Labour-Partei will nun doch Johnsons Neuwahl-Plänen zustimmen
Die britische Labour-Partei will die von Premierminister Boris Johnson geforderte vorgezogene Neuwahl im Dezember nun doch unterstützen. Alle Infos finden Sie hier.
7.44 Uhr: Boris Johnson will Gesetz für Neuwahl durchpeitschen
Der britische Premierminister Boris Johnson will heute ein Gesetz für eine vorgezogene Neuwahl am 12. Dezember durchs Unterhaus bringen. Das kündigte die Regierung am Montagabend an. Mit dem Kniff will Johnson die eigentlich für eine vorgezogene Parlamentswahl notwendige Zustimmung von zwei Dritteln aller Abgeordneten umgehen. An der Hürde war Johnson am Montag inzwischen zum dritten Mal gescheitert.
Johnson spekuliert dabei auf die Unterstützung der kleineren Oppositionsparteien. Die Liberaldemokraten und die Schottische Nationalpartei SNP hatten signalisiert, dass sie auf diesem Wege einer Wahl am 9. Dezember, also etwas früher als Johnsons Vorschlag, zustimmen würden. Die größte Oppositionspartei Labour lehnt eine Neuwahl derzeit ab, eine Zweidrittelmehrheit ist für Johnson damit unerreichbar. Für die Verabschiedung des Gesetzes wäre eine einfache Mehrheit jedoch ausreichend. Spekulationen in britischen Medien zufolge könnten sich beide Seite womöglich auf einen Termin dazwischen, am 10. oder 11. Dezember, einigen.
Johnson führt eine Minderheitsregierung an und muss im Streit über den EU-Austritt um jede Stimme kämpfen. Er braucht daher dringend einen Wahlsieg. "Dieses Parlament kann das Land nicht mehr länger in Geiselhaft nehmen", sagte Johnson nach der Abstimmung am Montag.
Der Gesetzentwurf soll nach dem Willen der Regierung alle drei Lesungen bereits am Dienstag durchlaufen, wie der Vorsitzende des Unterhauses, Jacob Rees-Mogg, ankündigte. Ob sich Liberaldemokraten und die SNP darauf ohne Weiteres einlassen werden, scheint jedoch zweifelhaft. Beide Parteien wollen den EU-Austritt eigentlich verhindern. Sie dürften Bedingungen für ihre Zustimmung stellen. Von einem etwas früheren Wahltermin erhoffen sie sich offenbar bessere Chancen durch die Stimmen von mehr Studenten, da diese dann noch keine Semesterferien haben. SNP-Fraktionschef Ian Blackford forderte während der Debatte am Montag, das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre zu senken. Junge Briten gelten als sehr viel proeuropäischer als ihre Eltern und Großeltern.
Montag, 28. Oktober, 20 Uhr: Keine Mehrheit im Unterhaus für Neuwahlen
Wie erwartet hat sich das britische Unterhaus gegen die Neuwahl im Dezember entschieden. Die Erfolgsaussichten waren gering, weil Johnson auf eine Zweidrittelmehrheit angewiesen war und die größte Oppositionspartei Labour sich gegen das Vorhaben sperrte. Schließlich haben 299 Abgeordnete für die Neuwahl gestimmt, 135 Stimmen zu wenig. Lesen Sie hier mehr.
18.48 Uhr: Unterhaus beginnt Debatte
Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Montagabend die Debatte über eine vorgezogene Wahl im britischen Unterhaus eröffnet. Mit der Abstimmung wird gegen 19.45 Uhr (MEZ) gerechnet. Der Premier will nach der Ablehnung seines Zeitplans für die Ratifizierung des EU-Austrittsabkommens am 12. Dezember neu wählen lassen.
Doch die Erfolgsaussichten sind gering, weil er dafür eine Zweidrittelmehrheit aller 650 Abgeordneten braucht und die größte Oppositionspartei Labour sich sperrt. Johnson hat keine eigene Mehrheit im Parlament und erhofft sich von einem Urnengang einen Befreiungsschlag.
18.32 Uhr: Johnson stimmt Brexit-Verschiebung zu
Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Montagabend der von der Europäischen Union angebotenen Verschiebung des Brexit auf den 31. Januar zugestimmt. Damit läuft eine 24-Stunden-Frist innerhalb der die 27 verbleibenden EU-Staaten dem Verfahren zustimmen müssen.
In dem Brief an den EU-Ratspräsidenten Donald Tusk bittet der britische Regierungschef die Staatengemeinschaft nach eigenen Angaben auch, eine weitere Brexit-Verschiebung auszuschließen. Er fürchte, das Unterhaus werde nie einem Brexit-Vertrag zustimmen, wenn es die Gelegenheit zu einer neuerlichen Verschiebung bekomme. Ein Sprecher der EU bestätigte den Eingang des Briefes von Johnson.
12.22 Uhr: Londoner Bürgermeister begrüßt weiteren Brexit-Aufschub
Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan hat die Einigung der EU-Staaten für einen Brexit-Aufschub bis Ende Januar 2020 als "gute Nachricht" bezeichnet. Es gebe nun keine Gefahr mehr, dass ein katastrophaler EU-Austritt ohne Abkommen unmittelbar bevorstehe, schrieb der Labour-Politiker am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter. Zugleich sprach er sich für ein neues Referendum aus.
10.27 Uhr: EU gewährt Brexit-Aufschub bis Ende Januar 2020
Die EU-Staaten haben sich auf eine Verlängerung der Brexit-Frist geeinigt. Die Europäische Union gewähre Großbritannien einen weiteren Aufschub um drei Monate bis Ende Januar 2020, sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk am Montag. Demnach geht es um eine flexible Verlängerung, bei der Großbritannien bei einer Ratifizierung des mit der EU ausgehandelten Austrittsabkommens auch früher austreten könnte.
9.15 Uhr: Insider: EU gewährt wohl Brexit-Aufschub bis Ende Januar
Die französische Regierung ist informierten Kreisen zufolge bereit, einer dreimonatigen Verschiebung des Brexit bis Ende Januar zuzustimmen. Es werde höchstwahrscheinlich eine entsprechende Einigung am Montag im Kreise der EU-Länder geben, berichten die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters mit Bezug auf eine mit der Materie vertrauten Person.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und der britische Premier Boris Johnson hätten am Wochenende ein Telefongespräch über die Thematik geführt. Die Wahrscheinlichkeit vorgezogener Wahlen in Großbritannien sei über das Wochenende deutlich gestiegen. Der dritte Aufschub des Brexits werde an Bedingungen geknüpft.
28. Oktober 2019, 6.40 Uhr: Abstimmung über Neuwahl steht an
Der britische Premierminister Boris Johnson will am Montag über eine Neuwahl am 12. Dezember abstimmen lassen. Derzeit hat er keine Mehrheit im Parlament und muss im Streit um den EU-Austritt Großbritanniens um jede Stimme kämpfen. Bislang sieht es jedoch nicht danach aus, dass das Unterhaus einer Neuwahl zustimmt. Die Europäische Union könnte Großbritannien mit einer flexiblen Fristverlängerung im festgefahrenen Streit entgegenkommen.
Die Abgeordneten sollen am Nachmittag nach einer Debatte im Unterhaus abstimmen. Die genaue Uhrzeit sei noch unklar, man rechne etwa mit 18 Uhr, teilte ein Pressesprecher auf Anfrage mit.
Sonntag, 27. Oktober, 10.06 Uhr: Johnson erhebt schwere Vorwürfe
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat am Tag vor einer möglicherweise drohenden weiteren Abstimmungsniederlage im Parlament den Abgeordneten vorgeworfen, das Land in Geiselhaft zu halten.
Johnson will am Montag darüber abstimmten lassen, ob es am 12. Dezember zu einer Parlamentswahl in Großbritannien kommt. Unter der bisher gültigen Gesetzgebung braucht er dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit – und damit die Zustimmung eines guten Teils der Abgeordneten der Labour-Partei. Deren Vorsitzender Jeremy Corbyn hatte sich jedoch zurückhaltend geäußert und will erst eine Entscheidung in Brüssel über die Länge einer Verlängerung der Brexit-Frist abwarten.
Der "Sunday Express" zitierte Johnson am Sonntag mit heftigen Vorwürfen gegen das Parlament. "Mehr als drei Jahre lang hat das Parlament dem Land ständig gesagt, was es nicht will. Aber es hat nie sagen wollen oder können, was es will." Dies habe zu einem Stillstand geführt. "Das Parlament kann das Land nicht länger in Geiselhaft nehmen", wird Johnson weiter zitiert. Millionen von Unternehmen und Menschen könnten ihre Zukunft nicht ordentlich planen. "Diese Lähmung verursacht echten Schaden und das Land muss im Jahr 2020 sich vorwärts entwickeln."
6.55 Uhr: Johnsons Vater über seinen Sohn: "Boris ist ein Wunderkind"
Auch wenn er politisch häufig völlig andere Meinungen vertritt, ist Stanley Johnson sehr stolz auf seinen Sohn Boris, den britischen Premier. "Boris hat als Premierminister schon jetzt Wunder bewirkt, er ist ein Wunderkind", sagte der 79-Jährige der "Bild am Sonntag" in Berlin. Im Gegensatz zu seiner glücklosen Vorgängerin Theresa May habe sein Sohn der EU Nachverhandlungen abgerungen und den Brexit-Deal grundsätzlich auch beim britischen Parlament durchbekommen. Er selbst aber bleibe "überzeugter Europäer, "selbst wenn das Vereinigte Königreich aus der EU austritt". (...). "Ich war und bin ein europäischer Enthusiast."
Den Vorstoß, am 12. Dezember Neuwahlen abzuhalten, hält sein Vater für richtig: "Die britische Regierung hat keine Mehrheit, deswegen ist es der richtige Schritt. Aber wir müssen den Brexit vorher hinbekommen." Stanley Johnson ist sich sicher: "Entweder der Brexit kommt oder Boris wird nicht länger Premierminister sein." Boris ist das älteste seiner sechs Kinder.
Samstag, 26.Oktober, 21 Uhr: Umfrage gibt Boris Johnson Rückenwind
Die britischen Konservativen von Premierminister Boris Johnson liegen einer Umfrage zufolge in der Wählergunst 16 Prozentpunkte vor der oppositionellen Labour-Partei. Die Tories legten im Vergleich zu einer Befragung von Opinium vor acht Tagen drei Prozentpunkte auf nun 40 Prozent zu. Labour blieb dagegen unverändert bei 24 Punkten. Das britische Parlament soll am Montag über Johnsons Forderung nach Neuwahlen abstimmen.
18 Uhr: Brexit-Gedenkmünze für die Tonne produziert
Eine eigentlich von der britischen Regierung geplante Gedenkmünze für den EU-Austritt Großbritanniens am 31. Oktober wird es wohl nicht geben. Wie das Finanzministerium in London mitteilte, wurde die Prägung der 50-Pence-Münzen gestoppt. Auf ihnen sind das ursprünglich geplante Brexit-Datum 31. Oktober eingraviert sowie die Worte "Frieden, Wohlstand und Freundschaft mit allen Nationen".
Wie viele dieser Münzen bereits geprägt wurden und was mit ihnen nun geschehen soll, blieb offen. Das Kabinettsmitglied Kwasi Kwarteng bestritt, dass es "dumm" gewesen sei, mit der Prägung zu beginnen, bevor das Brexit-Datum sicher war. "Ich denke, die britische Regierung hat sehr ernsthaft das Ziel verfolgt, am 31. Oktober zu gehen. Es ist traurig, wenn wir zu diesem Datum nicht gehen", sagte er dem Sender BBC.
Freitag, 25. Oktober, 19 Uhr: EU entscheidet kommende Woche über Brexit-Verschiebung
Angesichts der Diskussion über Neuwahlen in Großbritannien haben die EU-Staaten noch keinen Beschluss über die Dauer einer weiteren Verschiebung des Brexit getroffen. Die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten vertagten sich am Freitag auf Anfang kommender Woche, um zu entscheiden, wie lange sie eine Fristverlängerung gewähren wollen. Der Großteil der Mitgliedstaaten sprach sich bereits für eine erneute dreimonatige Verlängerung bis zum 31. Januar aus. Die britische Regierung hatte diesen Aufschub auf Druck des Unterhauses am vergangenen Wochenende beantragt.
Der britische Premier Boris Johnson forderte die Opposition derweil auf, der von ihm geforderten Neuwahl am 12. Dezember zuzustimmen. Er hofft, dabei eine ausreichende Mehrheit zu erreichen, um das von ihm mit der EU ausgehandelte Austrittsabkommen durch das Parlament zu bekommen.
12.17 Uhr: EU stimmt grundsätzlich späterem Brexit zu – kein Termin genannt
Die EU-Staaten haben grundsätzlich die Verschiebung des Brexits gebilligt. Ein Datum für den Austritt Großbritanniens wurde aber noch nicht festgesetzt, wie die EU-Kommission am Freitag mitteilte.
11.51 Uhr: EU-Entscheidung zu neuem konkreten Brexit-Datum am Freitag ungewiss
Eine konkrete Entscheidung der EU über die von Großbritannien beantragte Brexit-Fristverlängerung bis Ende Januar 2020 lässt auf sich warten. Womöglich einigen sich die EU-Botschafter nach Einschätzung eines ranghohen EU-Vertreters bei ihrem Treffen in Brüssel diesen Freitag zunächst nur darauf, dass sie einer Verschiebung Brexit-Termins zwar grundsätzlich zustimmen.
Die Entscheidung über ein genaues neues Datum für den Brexit werde aber wohl bis nächste Woche offenbleiben. Ein EU-Diplomat sagte, es herrsche "zu viel Druck, abzuwarten und zu sehen, was am Montag passiert". Bislang ist der Austritt Großbritanniens aus der EU für den 31. Oktober geplant.
11.48 Uhr: Britische Regierung vertagt Präsentation des Haushalts
In der Hoffnung auf vorgezogene Neuwahlen hat die britische Regierung die für Anfang November geplante Präsentation ihres Haushalts vertagt. Das Budget werde nicht weiter vorangetrieben, "weil wir am 6. November das Parlament auflösen wollen", sagte Finanzminister Sajid Javid am Freitag dem Radiosender BBC 4. Er habe diese Entscheidung mit Premierminister Boris Johnson getroffen.
"Ein Haushalt ist wichtig, aber noch wichtiger ist es, das Brexit-Abkommen durch das Parlament zu bekommen und ein neu gewähltes Parlament zu haben", sagte der Schatzkanzler.
Javid hatte angekündigt, am 6. November seinen ersten Haushalt vorlegen zu wollen. Als er diesen Termin angesetzt habe, sei er davon ausgegangen, "dass wir einen Deal haben würden, dass wir am 31. Oktober (aus der EU) austreten würden", sagte der Finanzminister. Javid hatte Anfang September angekündigt, er wolle die staatlichen Ausgaben für das Gesundheits- und Bildungswesen massiv erhöhen. Zudem solle die Zahl der Polizisten auf den Straßen des Landes erhöht werden.
Donnerstag, 24.10.2019, 18.09 Uhr: Premierminister Johnson schlägt Neuwahl für 12. Dezember vor
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat eine Neuwahl für das britische Unterhaus für den 12. Dezember vorgeschlagen. Das sagte er in einem Interview mit der BBC. Hintergrund ist der Versuch, mit Hilfe einer Neuwahl die Mehrheitsverhältnisse im Parlament zu verändern und dann – mit möglichst eigener Mehrheit – den Brexit-Deal in britisches Recht zu gießen. Bisher führt Johnson eine Minderheitsregierung, der bereits zahlreiche schwere Abstimmungsniederlagen zugefügt wurden.
Für eine Neuwahl noch in diesem Jahr braucht Johnson eine Entscheidung des Parlaments mit Zwei-Drittel-Mehrheit. Das heißt, zumindest ein Teil der Abgeordneten der Labour-Partei muss zustimmen. Bei Labour gab es am Donnerstag unterschiedliche Signale. Ein Teil der Abgeordneten zieht es vor, einen weiteren Versuch zu unternehmen, den von Johnson ausgehandelten Deal – gegebenenfalls mit erheblichen Änderungen – ohne Neuwahl in nationales Recht zu überführen. Solche Stimmen gibt es auch aus Johnsons eigener konservativer Tory-Partei.
Vor allem in Nordirland regte sich erheblicher Widerstand. Der Deal Johnsons sieht im Kern vor, dass eine mehr oder wenige durchlässige Zollgrenze zwischen Nordirland und der britischen Hauptinsel errichtet werden muss. Damit würde Nordirland zwar auf dem Papier mit dem Rest Großbritanniens aus der EU-Zollunion austreten. De facto aber bliebe Nordirland weiterhin an EU-Handelsrecht gebunden.
13.09 Uhr: Von der Leyen will bei Brexit-Aufschub britischen EU-Kommissar
Im Falle einer mehrmonatigen Verschiebung des Brexits muss Großbritannien wohl noch einmal einen neuen EU-Kommissar benennen. Die gewählte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte am Donnerstag in Helsinki, dies gelte, falls Großbritannien zum Amtsantritts ihres Teams noch Mitglied der Europäischen Union sei.
Der ursprünglich für 31. Oktober geplante EU-Austritt Großbritanniens wird wohl verschoben. Darüber sind sich die 27 bleibenden EU-Länder nach Darstellung von Diplomaten grundsätzlich einig, doch steht die Dauer noch nicht fest. Am Freitag wird darüber in Brüssel erneut beraten.
12.16 Uhr: Große Mehrheit in der EU offenbar für Brexit-Verschiebung
Die EU dürfte den Weg für eine neuerliche Brexit-Verschiebung wohl freimachen. Der finnische Ministerpräsident Antti Rinne, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, sagte am Donnerstag, die große Mehrheit stehe hinter der Idee. Ein chaotischer EU-Austritt Großbritanniens solle verhindert werden. Momentan sehe es so aus, als könnten sich die EU-Länder darauf in einem schriftlichen Verfahren einigen und müssten keinen EU-Sondergipfel einberufen. Die künftige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen ergänzte, unklar sei noch, wie lange die Verschiebung ausfallen solle.
Mittwoch, 23.Oktober, 18.54 Uhr: Premierminister Johnson telefoniert mit Kanzlerin Merkel
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat am Tag nach seiner Brexit-Schlappe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert. Das teilte die Downing Street am Mittwoch in London mit. Das Gespräch habe rund zehn Minuten gedauert. Johnson habe dabei - ähnlich wie zuvor im Telefonat mit EU-Ratspräsident Donald Tusk – deutlich gemacht, dass er keine Verzögerung des Brexit wünscht und dass Großbritannien die EU am 31. Oktober verlassen sollte.
Johnson hatte tags zuvor eine Abstimmung verloren und in der Folge seine Brexit-Gesetzgebung auf Eis gelegt. Um seinen mit der EU ausgehandelten Deal noch vom Parlament in britisches Recht überführen lassen zu können, bräuchte er eine Fristverlängerung von der EU.
13.30 Uhr: Krisentreffen zwischen Johnson und Corbyn
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson ist nach seiner Abstimmungsniederlage am Vortag mit Oppositionsführer Jeremy Corbyn von der Labour-Partei zu einem Krisentreffen zusammengekommen. Das berichtete die BBC am Mittwoch unter Berufung auf Labour. Worum es bei dem Gespräch ging, wurde zunächst nicht bekannt.
Johnson ist bei seinem weiteren Vorgehen im Brexit-Tauziehen in jedem Fall auf fremde Hilfe angewiesen. Sollte er eine Neuwahl ausrufen wollen, benötigt er Stimmen von Labour im Parlament. Corbyn hatte aber bereits am Dienstag auch angeboten, einen Brexit-Zeitplan auszuarbeiten und den von Johnson mit der EU vereinbarten Deal somit ohne Neuwahlen durchs Parlament zu bringen.
Johnson sagte am Mittwoch, er finde es bemerkenswert, dass Corbyn das Gesetz im Parlament weiter behandeln wolle, nachdem er am Vortag dagegen gestimmt habe. Es müsse nun endlich der Volkswille berücksichtigt werden: "Lasst uns den Brexit erledigen."
11.31 Uhr: EU-Staaten beraten über Brexit-Verschiebung
Nach der Vollbremsung der Brexit-Gesetzgebung in London wollen die 27 bleibenden EU-Staaten am Mittwochnachmittag über eine mögliche Verschiebung des britischen EU-Austritts beraten. Aus diplomatischen Kreisen in Brüssel hieß es am Morgen, die Länge der neuen Frist sei noch zu klären. Nötig sei eine Ansage aus London, wie dort nun der Zeitplan aussehe, sagte ein EU-Diplomat.
00.10 Uhr: Insider – Neuwahlen sind die Antwort auf eine Brexit-Fristverlängerung
Der britische Premierminister Boris Johnson scheint nach der Abstimmungsniederlage über seine Gesetzgebung für den EU-Austritt seine Pläne für Neuwahlen voranzutreiben. Eine Neuwahl sei der einige Weg, aus der Brexit-Krise herauszukommen, sollte die Europäische Union einer Fristverlängerung bis 31. Januar 2020 zustimmen, sagte eine Quelle aus Johnsons Büro am Dienstag und beschrieb das Parlament als "total kaputt".
Dienstag, 23. Oktober, 23.00 Uhr: Tusk empfiehlt EU Zustimmung zu Brexit-Verschiebung
EU-Ratspräsident Donald Tusk hat sich für eine erneute Verschiebung des Brexits ausgesprochen. Um einen ungeregelten EU-Austritt Großbritanniens zu verhindern, werde er den EU-Staats- und Regierungschefs empfehlen, dem britischen Antrag auf Verschiebung zuzustimmen, teilte Tusk am Dienstag auf Twitter mit. Er schlug zudem vor, die Entscheidung "im schriftlichen Verfahren" zu treffen. Dann müsste kein EU-Sondergipfel einberufen werden.
20.53 Uhr: Johnson setzt Beratungen über Brexit-Gesetz nach verlorener Abstimmung aus
Der britische Premierminister Boris Johnson hat nach einer Abstimmungsniederlage seine eigene Gesetzgebung zum Brexit-Deal auf Eis gelegt. Er wolle nun die EU um eine weitere Verlängerung bitten, müsse aber auch die Vorbereitungen für einen ungeregelten Austritt aus der EU vorantreiben, sagte Johnson im Parlament.
20.34 Uhr: Zweite Abstimmung – Johnsons Brexit-Zeitplan scheitert im Unterhaus
Das britische Parlament hat in einer Abstimmung am Dienstag den straffen Brexit-Zeitplan von Premierminister Boris Johnson gekippt. Johnson hatte zuvor angekündigt, dass er für diesen Fall sein gesamtes auf den 31. Oktober ausgerichtetes Paket für einen geregelten EU-Austritt zurückziehen und Neuwahlen anstreben werde.
20.18 Uhr: Johnson erhält Zustimmung für Brexit-Gesetz
Das britische Parlament hat am Dienstag den Gesetzesrahmen für den Brexit-Deal im Grundsatz gebilligt. Die Abgeordneten votierten in einer ersten Abstimmung für das zwischen Premierminister Boris Johnson und der EU vereinbarte Paket.
Diese Abstimmung macht formell den Weg frei für eine weitere Abstimmung über den Zeitplan von Premierminister Boris Johnson zur Umsetzung der Brexit-Gesetze des Withdrawal Agreement Bill. Hier erwarteten Experten einen knappen Ausgang. Sollte der Zeitplan abgelehnt werden, wäre dies ein schwerer Rückschlag für Johnsons Plan, die EU am 31. Oktober zu verlassen.
15.36 Uhr: Johnson droht offen mit Rückzug des Brexit-Gesetzes
Im Falle einer Ablehnung seines straffen Brexit-Zeitplans hat der britische Premierminister Boris Johnson den Abgeordneten im Unterhaus mit einer kompletten Rücknahme seines Brexit-Gesetzes gedroht. Er werde auch Neuwahlen verlangen, sollten die Parlamentarier es ablehnen, dem von ihm vorgesehenen Abstimmungsmarathon in dieser Woche zuzustimmen, sagte Johnson am Dienstag im Parlament in London. Am Abend findet im Unterhaus eine Abstimmung über eine Vorlage der Regierung statt, derzufolge sich die Abgeordneten dazu verpflichten sollen, den Brexit-Gesetzgebungsprozess bis Donnerstagabend abzuschließen.
13.21 Uhr: Britische Abgeordnete kritisieren Zeitdruck
Etwa eine Woche vor dem geplanten Brexit gibt es im britischen Parlament große Verärgerung über den Zeitdruck. Premierminister Boris Johnson muss das Gesetz zur Ratifizierung des Brexit-Vertrags im Eiltempo durch das Parlament peitschen. Denn er will am 31. Oktober Großbritannien aus der Europäischen Union führen.
Das jetzt den Abgeordneten präsentierte Dokument zum Gesetz umfasst etwa 110 Seiten. Um abstimmen zu können, müsse man den Inhalt kennen, sagte Emily Thornberry von der Labour-Partei. "Warum sollten wir das Spiel von Boris Johnson mitspielen?" Als "skandalös" bezeichnete Labours Brexit-Experte Keir Starmer das Vorgehen. Auch Pete Wishart von der Schottischen Nationalpartei war erbost: "Wie um Himmels willen sollen wir die Chance haben, das angemessen zu beurteilen?"
Nach Angaben des Brexit-Experten Joe Owen von der Denkfabrik The Institute for Government bekommt das Gesetz zum EU-Austritt weniger Zeit im Unterhaus als ein Gesetz für Wildtiere in britischen Zirkussen: Es habe nur 19 Tiere betroffen, darunter zwei Kamele.
11.40 Uhr: Juncker: "Wir können in den Spiegel schauen"
Der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat vor dem Europaparlament eine ernüchternde Bilanz zum Brexit gezogen. "Es war eine Zeit- und Energieverschwendung", sagte Juncker in Straßburg.
Viele Male habe er vor dem Parlament über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sprechen müssen, sagte der 64-Jährige. Er werde die Entscheidung immer bedauern. "Wir können in den Spiegel schauen und uns sicher sein, dass wir alles dafür getan haben, dass es ein geregelter Austritt wird."
9.47 Uhr: Tusk: Werden uns niemals für No-Deal entscheiden
Die Europäische Union wird nach den Worten von Ratspräsident Donald Tusk alles tun, um einen Brexit ohne Vertrag zu verhindern. "Ein No-Deal-Brexit wird niemals unsere Entscheidung sein", sagte Tusk im Europaparlament in Straßburg. Das habe er dem britischen Premierminister Boris Johnson am Wochenende auch gesagt.
Tusks Aussage lässt darauf schließen, dass er nötigenfalls eine Verlängerung der Brexit-Frist über den 31. Oktober hinaus empfehlen würde. Er sei darüber im Gespräch mit den Staats- und Regierungschefs der 27 bleibenden Länder, sagte Tusk. Die Entscheidung über einen möglichen Aufschub werde aber erst in den nächsten Tagen fallen. "Dies hängt sehr davon ab, was das Unterhaus entscheidet – oder nicht entscheidet", sagte Tusk.
Montag, 21. Oktober: 20.11 Uhr: Keine Ratifizierung im Europaparlament diese Woche
Das Europaparlament wird diese Woche nicht mehr über den Brexit-Vertrag mit Großbritannien abstimmen. Dies sagte der portugiesische Parlamentsvize Pedro Silva Pereira am Montagabend nach der Festlegung der Tagesordnung. Der Zeitplan vor dem geplanten Austrittsdatum 31. Oktober wird damit noch enger.
Das EU-Parlament könne seine Zustimmung erst geben, wenn das britische Ratifizierungsverfahren abgeschlossen sei, sagte Silva. Das sei nicht vor Donnerstag möglich. An dem Tag könnte nach seinen Angaben darüber entschieden werden, ob das EU-Parlament eine Sondersitzung nächste Woche einberuft.
18.25 Uhr: So geht es weiter im Parlament
Von Dienstag an wird das Parlament nun das für den Brexit nötige Gesetzespaket zur Ratifizierung prüfen. Die oppositionelle Labour-Partei macht sich in diesem Zuge für Anpassungen stark, die für große Teile der Tories inakzeptabel sein dürften. Dazu gehört die Forderung nach einer neuen Volksabstimmung.
Die Regierung befürchtet, dass Änderungsanträge des Parlaments das ganze Austrittsverfahren stocken lassen. Nur im unwahrscheinlichen Fall einer schnellen Einigung könnte der von Johnson angestrebte Brexit-Termin am 31. Oktober noch einzuhalten sein. Andernfalls müsste die EU die Frist für das Abkommen wohl erneut verlängern. Einen entsprechenden Antrag hat Johnson gegen seinen Willen am vergangenen Samstag bereits stellen müssen.
16.37 Uhr: Britisches Parlament wird heute nicht über Brexit-Abkommen abstimmen
Das britische Unterhaus wird heute nicht über das von Boris Johnson verhandelte Abkommen mit der EU abstimmen. Parlamentssprecher John Bercow lässt die Abstimmung vorerst nicht zu. Er begründete seine Ablehnung damit, dass der Entwurf der Regierung in ihrem Inhalt der gleiche wie der vom Samstag sei. Auch die Umstände hätten sich nicht geändert.
"Über den Antrag wird heute nicht debattiert, da dies eine Wiederholung und ordnungswidrig wäre", sagte Bercow im Unterhaus. Premierminister Boris Johnson wollte das Abkommen in einem neuen Anlauf durch das Unterhaus bringen, nachdem die Parlamentarier am Samstag mehrheitlich für eine Vertagung der Abstimmung votiert hatten.
15.59 Uhr: Gericht hält sich Entscheidung zu Johnson-Vorgehen offen
Ein Gericht im schottischen Edinburgh hält sich eine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit von Boris Johnsons Verhalten im Brexit-Tauziehen weiter offen. Die Richter erklärten, sie wollten vor einer Entscheidung nun erst beobachten, wie sich die Regierung in London weiter verhalte und ob sie vollends im Einklang mit dem Gesetz handele. Im Zweifel könne es noch immer zu einer Rüge kommen.
Der britische Premierminister hatte am Samstag einen nicht unterzeichneten Brief nach Brüssel geschickt, mit dem er die EU – im Einklang mit der geltenden britischen Rechtslage – um einen weiteren Brexit-Aufschub bittet. In einem weiteren Brief hatte er allerdings erklärt, dass er einen Aufschub eigentlich nicht befürworte – dies hatte Kritiker vor Gericht ziehen lassen, weil sie befürchten, Johnson torpediere die auf einem Gesetz fußende Bitte um einen Aufschub.
15.38 Uhr: Frankreich lässt sich nicht auf Debatte über Brexit-Verschiebung ein
Im Tauziehen um den Brexit lässt sich Frankreich zur Zeit nicht auf eine Debatte über eine weitere Verschiebung des für den 31. Oktober geplanten EU-Austritts Großbritanniens ein. "Es ist nunmehr an den Briten, uns eine klare Antwort zu geben", sagte die Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye am Montag in Paris. Erst wenn klar sei, ob Großbritannien den Vertrag mit den übrigen EU-Ländern annehme oder nicht, könne über die Haltung Frankreichs entschieden werden.
13.51 Uhr: Johnson: Notfalls keine Abstimmung über Brexit-Deal
Der britische Premierminister Boris Johnson will seinen Brexit-Vertrag im Unterhaus nur dann zur Abstimmung stellen, wenn die Parlamentarier keine Änderungen daran vornehmen. Sollten die Abgeordneten versuchen, die mit der EU ausgehandelte Vereinbarung mit Zusätzen zu versehen, wäre eine Abstimmung sinnlos, sagte ein Sprecher Johnsons am Montag. Die Regierung würde in einem solchen Fall den Abstimmungsantrag zurückziehen.
12.59 Uhr: Frankreich: "Wir brauchen Klarheit"
Deutschland und Frankreich fordern von Großbritannien eine rasche Festlegung über den weiteren Brexit-Kurs. "Wir brauchen Klarheit. Das Schlimmste am Brexit ist die Unsicherheit", sagte die französische Staatssekretärin für Europa-Angelegenheiten, Amelie de Montchalin, am Montag dem TV-Sender BFM. Nötig sei ein 'Ja' oder ein 'Nein' zum Austritt aus der EU vor dem 31. Oktober.
Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verlangte Klarheit. "Im Augenblick ist das Schwierigste, dass wir nicht wissen, wer eigentlich für dieses Land spricht. Ist es die Regierung oder ist es das gewählte Parlament?", sagte Altmaier im Deutschlandfunk. Die Regierung wolle zum 31. Oktober austreten. Das Parlament sei für eine Verschiebung. Jüngste Fortschritte dürften "jetzt nicht wieder zerredet werden".
11.53 Uhr: Brexit-Zeitplan: Wie geht es weiter
- 21. Oktober: Der britische Parlamentspräsident John Bercow entscheidet, ob das Unterhaus über den neuen Brexit-Deal von Premierminister Boris Johnson abstimmen, also einmal grundsätzlich Ja oder Nein sagen kann. In Straßburg berät die Spitze des EU-Parlaments über den Fahrplan für die Ratifizierung, denn auch die Europaabgeordneten müssen den Vertrag absegnen.
- 22. Oktober: Das britische Unterhaus berät wahrscheinlich über das Gesetz zur Ratifizierung. Dazu können Änderungsanträge eingebracht werden, die das Abkommen im Kern verändern würden, zum Beispiel eine dauerhafte Zollunion mit der EU. Denkbar ist auch eine Vorgabe, den Deal den Briten in einem zweiten Referendum vorzulegen. Ob und wie das Abkommen Chancen auf eine Mehrheit hat und wie lange die Ratifizierung dauern würde, ist offen.In Straßburg debattiert das Europaparlament über den Brexit.
- 24. Oktober: Letzter regulärer Sitzungstag des Europaparlaments vor dem Brexit-Termin 31. Oktober.
- 28. oder 29. Oktober: Denkbare Termine für einen Sondergipfel der 27 bleibenden EU-Staaten, um eine Verlängerung der Austrittsfrist für Großbritannien zu beschließen. Denkbar ist auch, dass die Staats- und Regierungschefs nicht noch einmal nach Brüssel reisen, sondern einen Aufschub im schriftlichen Verfahren genehmigen. Dies gilt aber nur dann, wenn es keinen großen Diskussionsbedarf gibt.
- 31. Januar: Der von Großbritannien vorgeschlagene neue Austrittstermin. Er ist in einem britischen Gesetz, dem sogenannten Benn Act, vorgegeben. Premierminister Johnson war am Wochenende gezwungen, die Verzögerung bei der EU zu beantragen. Diese könnte aber auch eine andere Frist wählen.
00.10 Uhr: EU würde angeblich Verlängerung bis Februar anbieten
Die EU will laut einem Zeitungsbericht einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU bis Februar 2020 aufschieben, sollte Johnson seinen Brexit-Deal in dieser Woche nicht durch das Parlament bekommen. Das Datum würde aber nicht bindend sein, berichtete die "Sunday Times" unter Berufung auf Diplomaten. So solle ein Ausstieg auch zum 1. November, 15. Dezember oder im Januar möglich sein, sollte Johnsons Brexit-Deal bis dahin ratifiziert sein. Vor einer Entscheidung wolle die EU aber zunächst abwarten, ob Johnson seinen Pakt doch noch vor Dienstag dieser Woche durchs Parlament bekomme.
Sonntag, 20. Oktober, 14.15 Uhr: Abstimmung über Bexit-Deal schon Montagnachmittag möglich
Das neue Brexit-Abkommen könnte nach Ansicht des britischen Außenministers Dominic Raab doch noch vom Parlament gebilligt werden. Es scheine ausreichend Unterstützung im Unterhaus vorhanden zu sein, sagte Raab am Sonntag dem Sender BBC. Womöglich stimmen die Abgeordneten schon an diesem Montag im Unterhaus über den zwischen Premierminister Boris Johnson und der EU ausgehandelten Deal ab – fest steht das aber noch nicht.
Parlamentspräsident John Bercow will seine Entscheidung dazu am Montagnachmittag (gegen 16.30 Uhr MESZ) bekanntgeben, wie eine Sprecherin des Unterhauses der Deutschen Presse-Agentur sagte. Gibt er grünes Licht, könnten die Abgeordneten bereits am selben Tag am späten Nachmittag oder abends über den Deal abstimmen.
11.39: EU lässt sich bei Entscheidung über Brexit-Verschiebung Zeit
Die EU-Mitgliedstaaten werden nicht sofort über über den britischen Antrag zur Verschiebung des Brexit entscheiden. EU-Ratspräsident Donald Tusk werde die Mitgliedstaaten "in den nächsten Tagen" konsultieren, sagte der europäische Verhandlungsführer Michel Barnier nach einem Treffen mit den EU-Botschaftern am Sonntag in Brüssel vor Journalisten. Wie ein Diplomat sagte, nahmen die Botschafter den Verlängerungsantrag "zur Kenntnis". Bei der Entscheidung darüber würden "weitere Entwicklungen auf der britischen Seite" einbezogen.
10.51 Uhr: Labour-Partei hält Neuwahlen für unvermeidlich
Die oppositionelle Labour-Partei dringt auf Neuwahlen. Diese seien nach der Niederlage Johnsons im Parlament unvermeidlich, sagt ein Partei-Sprecher. Zudem werde Labour einen Antrag auf eine zweite Volksabstimmung zum Brexit unterstützen. Johnson habe sich kindisch verhalten, indem die Regierung einerseits einen Aufschub des Brexit bei der EU beantragt habe, Johnson selbst diesen in einem zweiten Brief aber als unsinnig bezeichnet habe.
06.25 Uhr: London bittet um Brexit-Verschiebung
Die britische Regierung hat im Namen ihres Premiers Boris Johnson am Samstagabend in einem Schreiben – wie vom Gesetz verlangt – eine Brexit-Verschiebung bei der EU beantragt. Das teilte EU-Ratschef Donald Tusk auf Twitter mit. Er werde nun mit den Regierungschefs der EU-Länder Beratungen aufnehmen, wie auf die Bitte aus London reagiert werden soll, schrieb Tusk weiter. Allerdings erhielt die EU neben dem Verschiebungsantrag, der nicht unterzeichnet war, nach Angaben aus EU-Quellen und britischer Medien noch zwei weitere Schreiben von britischer Seite.
Das von Tusk bestätigte Schreiben mit dem Antrag auf Verschiebung war demnach von Johnson nicht unterzeichnet worden. Kurz darauf folgte ein Schreiben des britischen EU-Botschafters Tim Barrow, der darauf hinwies, dass der Antrag auf Verschiebung von Johnson bewusst nicht unterschrieben worden war, da die britische Regierung "vom Gesetz her" zu dem Antrag verpflichtet war. Und dann erhielt Tusk ein Schreiben Johnsons, in dem sich dieser persönlich gegen die Verschiebung des Brexit-Termins aussprach. Dieser Brief war den Angaben zufolge unterschrieben.
Johnson war nach einem britischen Gesetz (Benn Act) verpflichtet, bei der EU um eine weitere Verlängerung der Austrittsfrist um drei Monate zu bitten, sofern bis zum Samstag kein Deal gebilligt war.
Samstag, 19.10.2019, 21.36 Uhr: Britische Regierung will Brexit-Verschiebung in Brüssel beantragen
Die britische Regierung will im Namen ihres Premiers Boris Johnson noch am Samstagabend in einem Brief wie vom Gesetz verlangt eine Brexit-Verschiebung bei der EU beantragen. Das teilte Johnson in einem Telefonat mit EU-Ratschef Donald Tusk mit, wie die Deutsche Presse-Agentur aus EU-Kreisen erfuhr.
Johnson plant eigentlich, Großbritannien schon am 31. Oktober aus der EU zu führen. Eine Mehrheit der Abgeordneten hatte aber gegen den Wunsch der Regierung gestimmt, den zwischen Johnson und Brüssel vereinbarten Austrittsvertrag schon jetzt zu billigen. Trotzdem will Johnson versuchen, den Termin zu halten. Er sei weder eingeschüchtert noch schockiert, sagte er im Unterhaus. Dennoch sind die Chancen für einen Brexit in weniger als zwei Wochen noch einmal geschrumpft.
Johnson sagte direkt nach dem Unterhaus-Votum aufgebracht, er sei nicht dazu verpflichtet, mit Brüssel über eine Verlängerung zu verhandeln. Er werde sich weiter für einen Austritt Ende Oktober einsetzen. Dafür werde er kommende Woche das Gesetz zur Ratifizierung des Abkommens einbringen. Denkbar ist, dass dieses Gesetz entscheidende parlamentarische Hürden bis Dienstag nimmt.
Die EU-Botschafter der 27 anderen Mitgliedstaaten kommen am Sonntagvormittag zusammen, um die neuen Entwicklungen zu bewerten. Über eine erneute Brexit-Verschiebung müssten die Staats- und Regierungschefs der verbleibenden EU-Mitgliedstaaten entscheiden. Dazu müsste EU-Ratspräsident Tusk einen Sondergipfel einberufen. Möglich wäre dies bis zum 31. Oktober, wenn Großbritannien nach bisheriger Rechtslage automatisch aus der EU austritt - ob mit oder ohne Abkommen.
19.12 Uhr: Wie geht es weiter im Brexit-Drama? Die Oppsition pocht auf einen Aufschub
Das britische Unterhaus will mehr Zeit für den EU-Austritt, Premierminister Johnson muss laut Gesetz in Brüssel um Aufschub bitten. Wird sich Johnson daran halten? Lesen Sie den ganzen Artikel hier.
18.45 Uhr: EU-Staaten wollen Sonntag über den Stand beim Brexit beraten
Nach der Verschiebung des britischen Votums über den neuen Brexit-Vertrag wollen die 27 verbleibenden EU-Staaten an diesem Sonntagvormittag (ab 9.30 Uhr) beraten, wie es weiter geht. Ein EU-Diplomat sagte am Samstagabend in Brüssel, man brauche nun Klarheit über die nächsten Schritte der britischen Regierung. Sollte eine Verschiebung des Brexit-Termins 31. Oktober beantragt werden, werde die EU diesen konstruktiv prüfen.
Am Nachmittag hatte das britische Unterhaus mehrheitlich dafür gestimmt, das entscheidende Votum über das mit der EU vereinbarte neue Brexit-Abkommen zu vertagen. Premierminister Boris Johnson ist nun eigentlich gesetzlich gehalten, eine Verlängerung der Austrittsfrist bei der EU zu beantragen. Johnson sagte aber, er werde sich weiter für einen pünktlichen Austritt am 31. Oktober einsetzen.
17.11 Uhr: Entscheidung über erneutes Votum am Montag
Der Präsident des britischen Parlaments, John Bercow, will am Montag entscheiden, ob er der Regierung erlauben wird, dem Brexit-Deal von Premierminister Boris Johnson erneut zur Abstimmung zu bringen.
Hintergrund: Es gibt eine Übereinstimmung im Parlament, dass die selbe Frage während einer Sitzung nicht zweimal gestellt werden darf. Der Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg sagte, die Regierung wolle das Brexit-Abkommen am Montag erneut debattieren und zur Entscheidung stellen.
16.36 Uhr: Johnson-Bezwinger Letwin: Koalition gegen No-Deal-Brexit ist beendet
Der britische Abgeordnete Oliver Letwin, der mit seinem Antrag Premierminister Boris Johnson eine schwere Niederlage zugefügt hat, will sich nicht länger gegen die Regierung stellen. Das sagte der ehemalige Tory-Parlamentarier im Unterhaus. Kurz zuvor hatten die Abgeordneten mehrheitlich für einen Antrag Letwins gestimmt, der vorsieht, dass die Entscheidung über Johnsons neuen Brexit-Deal vertagt wird.
Letwin sagte, sein Vorstoß habe zum Ziel gehabt, einen ungeregelten EU-Austritt am 31. Oktober abzuwenden, sollte das notwendige Ratifizierungsgesetz nicht rechtzeitig verabschiedet werden. Er bedankte sich für die Unterstützung aus anderen Parteien. Die Wege der Koalition gegen einen No-Deal-Brexit würden sich nun aber trennen.
Letwin kündigte an, den Brexit-Deal nicht weiter aufzuhalten. Er wurde im September von Johnson aus der Tory-Fraktion geworfen, weil er für das Gesetz gegen einen No-Deal-Brexit gestimmt hatte.
16.27 Uhr: Juncker fordert Erklärungen aus London
Nach der Verschiebung des Votums über den neuen Brexit-Deal im Unterhaus hofft EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf rasche Erklärungen aus London. "Es ist an der britischen Regierung, uns so schnell wie möglich über die nächsten Schritte zu informieren", erklärte Junckers Sprecherin Mina Andreeva am Samstagnachmittag.
Sie unterstrich, dass über das Austrittsabkommen selbst noch nicht abgestimmt worden sei. Ein Sprecher von EU-Ratschef Donald Tusk wollte die Ereignisse in London nicht kommentieren.
16.25 Uhr: "Ausgezeichnet – Johnson verliert"
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat die Schlappe des britischen Premierministers Boris Johnson im Unterhaus begrüßt. "Ausgezeichnet – Johnson verliert", kommentierte sie am Samstag auf Twitter die Entscheidung der Abgeordneten über die Verschiebung des Brexit-Deals.
Sturgeon pocht weiter auf ein zweites Unabhängigkeitsreferendum in Schottland. Vor fünf Jahren hatten sich die Schotten bei einem Referendum mit knapper Mehrheit gegen einen Ausstieg aus dem Vereinigten Königreich ausgesprochen.
16.06 Uhr: Johnson will nicht mit Brüssel über Brexit-Aufschub verhandeln
Der britische Premierminister Boris Johnson will trotz der verschobenen Entscheidung über das Brexit-Abkommen nicht mit der EU über eine Verlängerung der Austrittsfrist verhandeln. Dies sagte Johnson am Samstagnachmittag im Unterhaus. Unmittelbar vorher hatten die Abgeordneten dafür gestimmt, das entscheidende Votum über das Abkommen zu vertagen.
Johnson sagte, er werde sich weiter für einen pünktlichen Austritt am 31. Oktober einsetzen. Dafür werde er kommende Woche das Gesetz zur Ratifizierung des Abkommens einbringen. Johnson ist eigentlich gesetzlich gehalten, in Brüssel einen Aufschub zu beantragen, weil bis zum (heutigen) Samstag kein gebilligter Brexit-Deal vorliegt. Der Premier sagte jedoch im Parlament, er sei nicht verpflichtet, mit der EU über die Fristverlängerung zu verhandeln.
Erwartet wird, dass der Premier versuchen wird, den Deal noch rechtzeitig durchs Parlament zu bringen, indem er das Gesetz bereits am Montag vorlegt. Am Dienstag könnte dann bereits eine weitere wichtige Abstimmung mit der zweiten Lesung des Gesetzes anstehen. Würde das Gesetz diese Hürde passieren, könnte Johnson damit rechnen, die Unterstützung für den Deal doch noch zu bekommen.
15.52 Uhr: Britisches Unterhaus verschiebt Brexit-Abstimmung
Das Brexit-Drama geht weiter: Das britische Unterhaus hat das neu ausgehandelte Abkommen von Premierminister Johnson abgelehnt. Der könnte in der kommenden Woche den nächsten Versuch starten. Lesen Sie den ganzen Artikel hier.
15.12 Uhr: May wirbt für Johnsons Brexit-Deal
Die ehemalige britische Premierministerin Theresa May hat sich vehement für den von ihrem Nachfolger Boris Johnson neu verhandelten Brexit-Deal ausgesprochen. Wer einen EU-Austritt ohne Abkommen verhindern wolle, müsse für ein Abkommen stimmen, sagte May während der Debatte am Samstag. "Das Votum heute ist wichtig", betonte die konservative Politikerin. Man sei es dem britischen Volk schuldig, das mit knapper Mehrheit für den Austritt gestimmt hatte, den Brexit nun auch zu liefern.
May und Johnson sind erbitterte innerparteiliche Gegner. Johnson hatte entscheidenden Einfluss daran, dass May im Juli gehen musste.
14.48 Uhr: Auch Nordirischer DUP-Abgeordneter will Votum verschieben
Auch in der nordirischen DUP wird der Antrag auf eine Verschiebung der Abstimmung über den Brexit-Vertrag befürwortet. Der Abgeordnete Sammy Wilson sagt, es sei die Pflicht, jede Strategie zu unterstützen, die noch Änderungen am Vertrag möglich mache. Die DUP lehnt den Vertrag insgesamt ab.
13.35: Demonstranten gehen für neues EU-Referendum auf die Straße
In London haben sich Zehntausende zu Demonstrationen für ein neues EU-Referendum versammelt. Teilnehmer schwenkten EU-Flaggen und forderten auf Transparenten ein Ende des Brexit-Prozesses. Mit Pappmaché-Figuren machten sie sich über Politiker lustig, vor allem über Premierminister Boris Johnson. Die Demonstranten nahmen Kurs auf das britische Parlament.
13.22: Konservative Hardliner unterstützen Johnsons Brexit-Deal
Eine Gruppe von Brexit-Hardlinern in der konservativen Partei hat Premierminister Boris Johnson Unterstützung für den neuen EU-Austrittsvertrag zugesagt. Die "European Research Group" habe sich bei Beratungen am Samstagvormittag mit überwältigender Mehrheit für ein Ja zu dem Deal ausgesprochen, sagte der Abgeordnete Mark Francois in der Unterhausdebatte. Niemand in der Gruppe habe Widerspruch eingelegt.
Um am Nachmittag Zustimmung zu dem Vertrag zu bekommen, braucht Johnson nicht nur den Rückhalt seiner gesamten Fraktion; da er keine Mehrheit hat, muss er auch Dutzende Abgeordnete der Opposition für den Vertrag gewinnen. Die Zusage der ERG hilft ihm also, sichert ihm aber noch keinen Erfolg.
An der Zustimmung der Brexit-Hardliner hatten zeitweise Zweifel bestanden: In der Vergangenheit hatten sie sich am Stimmverhalten der nordirisch-protestantischen DUP orientiert. Diesmal lehnt die DUP aber das von Johnson nachverhandelte Vertragswerk ab.
13.04: Labour will Antrag auf Abstimmungs-Aufschub stützen
Die oppositionelle Labour-Partei will den Antrag auf eine Verschiebung des Votums über den Brexit-Vertrag unterstützen. Man werde sich hinter den entsprechenden Vorstoß des Abgeordneten Oliver Letwin stellen, sagt eine Partei-Sprecherin. Am Samstag soll zunächst über Letwins Antrag abgestimmt werden.
12.32 Uhr: Johnson will Verschiebung von Abstimmung verhindern
Der britische Premier Johnson will eine Verschiebung der Abstimmung über seinen Brexit-Vertrag um jeden Preis verhindern. Er werde dafür kämpfen, dass der Antrag des Abgeordneten Oliver Letwin keine Mehrheit finde, sagt ein Sprecher von Johnson. Letwin will erreichen, dass vor der eigentlichen Brexit-Abstimmung über die konkrete Umsetzung des Austrittsvertrags beraten wird. Johnsons Sprecher sagte weiter, ein Votum für den Letwin-Antrag sei ein Votum für Verzögerung.
12.21 Uhr: Hunderttausende auf Anti-Brexit-Demo in London erwartet
Zahlreiche Demonstranten werden zu einem Anti-Brexit-Protestmarsch erwartet, der am frühen Samstagnachmittag durch London ziehen soll. Die Veranstalter von "People's Vote" rechnen mit Hunderttausenden Teilnehmern. EU-freundliche Politiker wie Londons Bürgermeister Sadiq Khan (Labour-Partei) werden zum Abschluss auf einer Kundgebung in der Nähe des Parlaments sprechen.
Die Demonstranten sollen "laut und deutlich der Regierung und den Abgeordneten die Botschaft übermitteln, dass das Volk nicht Boris Johnson trauen soll", so die Veranstalter.
11.51 Uhr: Johnson verspricht Abgeordneten "großartigen Deal"
Im Unterhaus stellt sich Boris Johnson den Abgeordneten – die den Premier mit zahlreichen Fragen konfrontieren. Immer wieder betont Johnson, dass seine Vereinbarungen mit der EU ein großartiger Deal seien. Und zwar großartig für alle Beteiligten, darunter Schottland, Nordirland und auch die Europäische Union. "Dieser Deal ist so perfekt wie es unter den gegebenen Umständen eben möglich war", so Johnson.
11.26 Uhr: EU hat keine Lust auf erneute Verhandlungen
Johnson warnt die Parlamentarier: Die Möglichkeiten und die Bereitschaft in der EU für weitere, fruchtbare Verhandlungen seien nunmehr begrenzt. "Unsere Freunde in der EU haben wenig Lust darauf, dass sich dieses Geschäft noch einen einzigen weiteren Tag verzögert."
11.10 Uhr: Labour-Chef Corbyn: Man kann Johnson "kein Wort glauben"
Jeremy Corbyn übt scharfe Kritik an der von Johnson ausgehandelten Vereinbarung mit der EU. Das Vertragswerk sei noch schlimmer als die vorhergehenden Abmachungen, sagte Corbyn. Der Regierungschef habe das Abkommen nachverhandelt und zudem "sogar noch schlechter gemacht", so Corbyn wörtlich. Er warf Premier Boris Johnson ferner vor, zu lügen.
Johnsons Beteuerungen, Arbeitnehmerrechte und Umweltstandards nicht zu senken, seien "leere Versprechungen", sagte Corbyn weiter. Er warnte, Johnsons Brexit-Deal führe unweigerlich zu einem Handelsabkommen nach Manier des US-Präsidenten Donald Trump. Corbyn erklärte: "Man kann ihm (Johnson) kein Wort glauben".
11.05 Uhr: Boris Johnson: Brexit-Deal schadet nicht Arbeitnehmerrechten
Im britischen Unterhaus wehrt sich Boris Johnson gegen Vorwürfe der Opposition. Nach den Worten des britischen Premierministers Boris Johnson wird sein mit Brüssel ausgehandeltes Brexit-Abkommen nicht zu einer Senkung von Umweltstandards und Arbeitnehmerrechten führen. Es handele sich um einen "großartigen Deal", sagte der Regierungschef am Samstagvormittag auf einer Sondersitzung des Parlaments in London. Er empfehle daher dem Unterhaus, für das Abkommen zu stimmen. Von den Oppositionsbänken gab es großen Protest, von Seiten der Regierung Zustimmung.
10.47 Uhr: Premier Johnson: Abgeordnete haben eine "historische Gelegenheit"
Der britische Premierminister Boris Johnson hat nochmals eindringlich an das Parlament appelliert, für sein mit Brüssel ausgehandeltes Brexit-Abkommen zu stimmen. "Heute hat dieses Haus eine historische Gelegenheit", sagte der Regierungschef am Samstagvormittag zum Auftakt einer Sondersitzung des Parlaments in London. Johnson bezeichnete seinen Deal als "größte einzelne Wiederherstellung nationaler Souveränität in der Geschichte des Parlaments." Das Abkommen sei ein "neuer Weg nach vorne" und "ein neuer und besserer Deal" für Großbritannien und die EU, so der Regierungschef.
10.38 Uhr: Parlamentssprecher lässt Antrag zum Aufschub zu
Parlamentssprecher John Bercow hat einen Ergänzungsantrag zur Abstimmung zugelassen, der die Entscheidung über Johnsons Brexit-Abkommen aufschieben würde. Der vom ehemaligen konservativen Abgeordneten Oliver Letwin eingebrachte Antrag sieht vor, dass das Parlament vor einem Votum über die EU-Ausstiegsvereinbarung erst formell den Gesetzesvorschlag zur Umsetzung dieses Brexit-Vertrags verabschieden muss. Eine Annahme des Letwin-Antrags würde dazu führen, dass das Parlament am Samstag nicht über den Brexit-Vertrag abstimmt.
10.33 Uhr: Brexit: Die historische Sondersitzung des britischen Parlaments hat begonnen
Das britische Parlament ist am Samstagvormittag zu einer historischen Sondersitzung zusammengekommen, um über das zwischen London und Brüssel vereinbarte Brexit-Abkommen abzustimmen. Premierminister Boris Johnson verfügt über keine Mehrheit im Unterhaus; er muss um jede Stimme kämpfen. Johnson betonte in seiner Rede zu Beginn der Sitzung, dass der Brexit geliefert werden müsse. Mehrere Parteien hatten bereits angekündigt, gegen den Deal zu stimmen. Die Abstimmung wird am Nachmittag erwartet. Johnson will Großbritannien am 31. Oktober aus der Europäischen Union führen.
07.35 Uhr: Mick Hucknall: Simpy Red-Sänger ist genervt vom Brexit
Der Sänger der britischen Band Simply Red, Mick Hucknall, ist genervt vom Brexit. "Da sitzen wir nun mit diesen Idioten von Konservativen, die uns in diese miese Lage gebracht haben", sagte der 59-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe). Er selbst bezeichnete sich aufgrund seiner irisch-schottischen Herkunft als Kelte und nicht als Angelsachse. "Dieser Brexit ist aber eine typisch englische Angelegenheit", sagte er weiter.
Dennoch zeigte sich Hucknall "sehr betroffen" und sagte, er schäme sich für den geplanten EU-Ausstieg Großbritanniens. Privat laufe es dagegen gut bei ihm. Seine zwölfjährige Tochter sei großer Fan der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg. "Diese junge Generation von Klimaaktivisten lässt uns Erwachsene im Moment ziemlich dumm und lächerlich aussehen", sagte der 59-Jährige.
07.12 Uhr: Oettinger: Keine weiteren Änderungen bei Brexit-Vertrag
EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger hat Änderungen am vorliegenden Brexit-Abkommen kategorisch ausgeschlossen. Wenn das von den EU-Staats- und Regierungschefs abgesegnete Abkommen vom britischen Unterhaus abgelehnt werde, sehe er "keinen dritten Weg neben diesem Abkommen und einem harten Brexit ohne ein Abkommen", sagte Oettinger der Zeitung "Welt am Sonntag" unmittelbar vor der entscheidenden Abstimmung im britischen Parlament am Samstag über den Austrittsvertrag.
Er glaube nicht, dass weitere Sondierungen und neue Verhandlungen zu einem besseren Ergebnis führen werden, sagte der deutsche EU-Kommissar weiter. "Dies ist der bestmögliche Deal für beide Seiten", betonte Oettinger. Er baue darauf, dass das Verhandlungsergebnis auch in London akzeptiert werde. Nach den Worten des Haushaltskommissars ist es aber auch wichtig, dass die EU-Mitgliedstaaten das Verhandlungsergebnis "voll und ganz unterstützen und dem Europäischen Parlament empfehlen, es zu akzeptieren".
Freitag, 19.10.2019, 11.18 Uhr: Britische Regierung wirbt mit Anzeige um deutsche Unternehmen
Mit Blick auf den Brexit hat sich die britische Regierung mit einer Zeitungsanzeige an deutsche Unternehmen gewandt. "Sie wollen nach dem Brexit weiterhin Waren mit dem Vereinigten Königreich handeln? Dann werden sie jetzt aktiv!", heißt es in der ganzseitigen Anzeige, die am Freitag etwa in der "Süddeutschen Zeitung" und im "Handelsblatt" erschienen ist. Darunter steht die Adresse einer Internetseite, die Informationen für Unternehmen in der EU mit Sitz außerhalb Großbritanniens bereithält.
Auf das am Donnerstag erzielte Brexit-Abkommen geht die Anzeige noch nicht ein. "Kontrollieren sie, was sie anders machen müssen, um Güter und Dienstleistungen bei einem No-Deal-Brexit in- oder aus dem Vereinigten Königreich zu bringen", heißt es dort.
09.08 Uhr: Jean Asselborn: "Brexit ist etwas politisch Bescheuertes"
Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hofft, dass das britische Parlament das Brexit-Abkommen zum Austritt aus der Europäischen Union annimmt. "Brexit ist etwas politisch Bescheuertes", sagte er am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Es sei aber die Aufgabe der EU, auch kleine Mitgliedsstaaten zu schützen. Dazu gehöre auch, den Frieden in Irland zu wahren. "Der neue Brexit-Deal kann das leisten", sagte Asselborn.
08.07 Uhr: Litauens Präsident: EU erörtert trotz Brexit-Deals Alternativpläne
Trotz des Brexit-Abkommens haben die EU-Staats- und Regierungschef nach Angaben des litauischen Präsidenten Gintanas Nauseda beim EU-Gipfel mehrere Alternativpläne erörtert. "Wir haben die meiste Zeit damit verbracht, die Szenarien A, B, C und D zu diskutieren", sagte er litauischen Medienberichten zufolge in der Nacht zum Freitag vor Journalisten in Brüssel.
"Egal, wie selbstbewusst Mister Johnson – eine ziemlich charmante Persönlichkeit – ist, jeder denkt dennoch über alternative Szenarien nach", sagte der Staatschef des baltischen EU- und Nato-Lands. "Wir versuchen wahrscheinlich, etwas Unvorhersehbares vorherzusagen."
Donnerstag, 17. Oktober, 18.30 Uhr: Wie eng wird es für den Deal im britischen Unterhaus?
Die Staats- und Regierungschef haben das Brexit-Abkommen gebilligt, das Europaparlament muss das auch noch tun. Doch die höchste Hürde wartet wohl in London auf Boris Johnson. Denn ob er den neuen Deal auch durchs Unterhaus bringen kann, ist sehr fraglich. Ihm fehlen bis zu 30 Stimmen für eine Mehrheit. Derzeit hat die konservative Regierungsfraktion noch 288 Abgeordnete, 318 wären notwendig, wenn es keine Enthaltungen geben sollte. Auf die zehn Stimmen der nordirisch-protestantischen DUP kann Johnson nicht zählen, sie will den Deal nicht unterstützen.
Das könnte Johnson sogar noch weitere Stimmen kosten: Die Brexit-Hardliner in der Tory-Partei, auch Spartaner genannt, haben sich bei früheren Abstimmungen stets an der DUP orientiert. Etwa 28 Abgeordnete werden dazu gezählt. Doch Johnson hat im Umgang mit Rebellen in seiner Fraktion gezeigt, dass er zu drastischen Mitteln greift, um Parteidisziplin herzustellen. Sie müssten damit rechnen, bei einer Neuwahl nicht mehr antreten zu dürfen. Einige führende Spartaner haben bereits eingelenkt.
Wie die 21 von Johnson im September aus der Fraktion geworfenen proeuropäischen Tory-Rebellen abstimmen werden, ist unklar. Es wird aber damit gerechnet, dass Johnson zumindest einen Teil dieser Gruppe auf seine Seite bringen kann. Doch selbst dann bräuchte er noch Unterstützung aus der Opposition. Bis zu 19 Abweichler bei Labour haben signalisiert, dass sie bereit wären, für einen Deal zu stimmen. Doch der Druck der Labour-Parteiführung auf sie dürfte sehr hoch werden.
18.05 Uhr: EU-Staaten billigen Brexit-Deal
Die 27 bleibenden EU-Staaten haben das neue Brexit-Abkommen mit Großbritannien gebilligt und Unterstützung für ein pünktliches Inkrafttreten zum 1. November zugesagt. Den Beschluss fassten die EU-Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel in Brüssel. Nun muss das Abkommen allerdings noch vom Europaparlament – und vor allem vom britischen Parlament angenommen werden. Gerade die Zustimmung in Großbritannien ist längst nicht sicher.
16.15 Uhr: Juncker: "Es wird keine weitere Verlängerung geben"
Nach dem Brexit-Deal zwischen London und Brüssel schließt der scheidende EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker eine weitere Verschiebung des britischen EU-Austritts aus. Es werde keine weitere Verlängerung geben, sagte Juncker am Donnerstag beim EU-Gipfel in Brüssel. Demnach würde Großbritannien auf jeden Fall am 31. Oktober aus der EU ausscheiden.
Der Brexit-Termin war bereits zwei Mal verschoben worden. Eine weitere Verschiebung müsste der britische Premier Boris Johnson bei den anderen 27 EU-Staats- und Regierungschef beantragen. Diese müssten dann einstimmig zustimmen. Allerdings bekräftigte Johnson am Donnerstag den 31. Oktober als Brexit-Datum.
15.34 Uhr: Brexit-Hardliner spricht vom Samstag der Entscheidung
Der Brexit-Hardliner und einflussreiche Tory-Abgeordnete Jacob Rees-Mogg hat erklärt, dass sich die Abgeordneten des britischen Unterhauses am Samstag grundsätzlich entscheiden müssen: Für den von Johnson ausgehandelten Deal oder einen Austritt ohne Abkommen ("No Deal"). Boris Johnson müsste im letzteren Fall allerdings das Gesetz gegen einen No-Deal-Brexit brechen, das vom Parlament im vergangenen September verabschiedet wurde. Es schreibt vor, dass der Regierungschef einen Antrag auf Verlängerung der Brexit-Frist stellen muss, wenn bis Samstag kein Abkommen vom Unterhaus abgesegnet wurde. Der Streit dürfte schnell vor Gericht landen.
15.21 Uhr: Britisches Parlament stimmt am Samstag über Brexit-Deal ab
Das britische Parlament wird am Samstag über das zwischen London und Brüssel vereinbarte Brexit-Abkommen abstimmen. Das haben die Abgeordneten am Donnerstag in London gebilligt. Es ist die erste Sitzung des Unterhauses an einem Samstag seit 37 Jahren.
Das neue Brexit-Abkommen steht wegen des Widerstands der nordirischen Partei DUP allerdings schon wieder vor dem Scheitern. Auch Labour und andere Parteien wollen gegen den umstrittenen Deal stimmen.
14.50 Uhr: Johnson und Juncker geben sich optimistisch
Der EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und der britische Premierminister Boris Johnson haben das ausgehandelte Brexit-Abkommen als fair und vernünftig bewertet. In einer gemeinsamen Stellungnahme in Brüssel betonte Juncker, dass die Verhandlungen für die Zukunft Großbritanniens außerhalb der EU sofort nach der Genehmigung des Deals beginnen könnten. Neben den Staats- und Regierungschefs der übrigen EU-Staaten muss nun noch das Europaparlament und das britische Parlament zustimmen. Besonders die Zustimmung im britischen Unterhaus gilt als heikel. Er hoffe, seine Kollegen in Westminster könnten zusammenkommen, sagte Johnson.
14.35 Uhr: Reaktionen aus dem Bundestag – Brantner: "Der Teufel steckt im Detail"
Das Ergebnis müsse jetzt gründlich geprüft werden, sagte Grünen-Politikerin Franziska Brantner am Donnerstag t-online.de. Nordirland dürfe nicht zur riesigen Dumpingzone und nächsten Steueroase werden. "Deswegen müssen wir genau schauen, welche Binnenmarktregeln nun angewendet und auch durchgesetzt werden können." Wichtig seien hier soziale Rechte, Umweltschutz- und Verbraucherschutzstandards, aber auch steuerpolitische Fragen.
"Der Teufel steckt hier im Detail," sagt Brantner, die sich bei den Grünen um die Europapolitik kümmert. "Der Binnenmarkt ist wie ein Fahrradschlauch, beim kleinsten Loch ist er kaputt. Vorsicht geht hier vor Eile." Außerdem spricht sie sich für ein zweites Referendum aus, damit die Briten zwischen dem neuen Deal und dem Verbleib in der EU entscheiden.
14.17 Uhr: Scheitert der Brexit-Deal? Das sagen die Nordiren
Die nordirisch-protestantische DUP will das neue Brexit-Abkommen bei einer Abstimmung im britischen Parlament nicht unterstützen. Das teilte die Partei am Donnerstag mit. Damit steht der gerade erst zwischen Brüssel und London ausgehandelte Deal vor einem Scheitern, weil der britische Premierminister Boris Johnson voraussichtlich auf die Zustimmung der DUP im Unterhaus angewiesen ist.
13.41 Uhr: Schotten wollen auch gegen Deal stimmen
Die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon sagt, ihre SNP-Partei der schottischen Nationalisten werde nicht für das von Johnson ausgehandelte Abkommen stimmen.
13.34 Uhr: SPD-Politiker äußert Zweifel
Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Europäischen Parlament, Bernd Lange, äußert Zweifel an dem Abkommen: "Ich bin mir nicht sicher, ob mit der Nordirland-Lösung der Binnenmarkt hinreichend vor Dumpingprodukten aus anderen Drittstaaten geschützt ist", twittert der SPD-Politiker. "Die Verantwortung liegt nun allein bei britischen Behörden." Wie das britische Unterhaus muss auch das Europäische Parlament dem Abkommen zustimmen.
13.24 Uhr: Farage: "Das ist einfach kein Brexit"
Der Chef der britischen Brexit-Partei, Nigel Farage, hält nichts von dem zwischen London und Brüssel vereinbarten neuen EU-Austrittsabkommen. "Ich denke einfach, es sollte abgelehnt werden", sagte Farage am Donnerstag in einem BBC-Interview. Großbritannien werde durch den Vertrag verpflichtet, sich in einer ganzen Reihe von Politikfeldern an der EU zu orientieren. Er warb stattdessen für einen Austritt ohne Deal.
12.45 Uhr: Barnier hält pünktlichen Brexit in zwei Wochen für möglich
Nach der Einigung im Brexit-Streit setzt EU-Unterhändler Michel Barnier auf einen geordneten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union am 31. Oktober. Ab 1. November werde man dann über die künftigen Beziehungen sprechen, sagte Barnier am Donnerstag in Brüssel. Die Zeit für die Ratifizierung könne noch ausreichen.
Barnier appellierte an das britische Unterhaus, Verantwortung zu zeigen und das "faire und vernünftige Abkommen" anzunehmen. Da der britische Premierminister Boris Johnson dem Deal zugestimmt habe, vertraue er offenkundig darauf, eine Mehrheit im britischen Parlament zu bekommen, sagte der Unterhändler. Mehr könne er dazu nicht sagen.
12.17 Uhr: Details aus dem Brexit-Deal
Der Brexit-Unterhändler der EU, Michel Barnier, erläutert das Abkommen vor der Presse. Die Brexit-Vereinbarung schaffe Rechtssicherheit, betont er. Sie umfasse eine machbare Lösung, um eine harte Grenze in Irland zu vermeiden. Die britische Provinz Nordirland unterliege weiter einer begrenzten Zahl von EU-Regeln, vor allem bei Waren.
12.15 Uhr: Corbyn: Deal noch schlechter als der von May
Labour-Chef Jeremy Corbyn kritisiert das Abkommen. Premierminister Boris Johnson habe einen noch schlechteren Deal ausgehandelt als seine Vorgängerin Theresa May. Er sprach von einem "Ausverkauf". Deren Verhandlungsergebnis sei krachend abgelehnt worden.
12.01 Uhr: Nordirische DUP weiter gegen neuen Deal
Die nordirisch-protestantische DUP hat der BBC zufolge einem Brexit-Abkommen noch nicht zugestimmt. Eine Mitteilung vom Morgen gelte weiterhin, trotz Beteuerungen aus Brüssel und London, dass eine Einigung stattgefunden habe, berichtete die BBC unter Berufung auf DUP-Kreise am Donnerstag. Parteichefin Arlene Foster und Fraktionschef Nigel Dodds hatten am Morgen mitgeteilt, dass sie mit dem Stand der Verhandlungen nicht einverstanden seien.
11.52 Uhr: Chancen auf Austrittsabkommen wieder gestiegen
Mit dem Brexit-Deal zwischen der EU und Premierminister Johnson steigen die Chancen, dass beim Gipfel ein Austrittsabkommen zustande kommt und der britische EU-Austritt geregelt vollzogen werden kann. Doch wartet auch danach noch eine entscheidende Hürde: Das britische Parlament muss die Vereinbarung ebenfalls mittragen. Das Unterhaus solle die Vereinbarung nun am Samstag absegnen, sagte Johnson. Mit dem neuen Vertrag gewinne Großbritannien die Kontrolle über den Prozess zurück. Er sprach von einem "großartigen neuen Deal".
11.35 Uhr: Juncker: Brexit-Abkommen ist fertig
Die Unterhändler der EU und Großbritanniens haben sich auf einen Brexit-Vertrag geeinigt. Dies bestätigten Premierminister Boris Johnson und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Deal – wir haben einen", schrieb Juncker auf Twitter. Er spricht von einer fairen und ausbalancierten Vereinbarung sowohl für die EU als auch für Großbritannien. Er empfehle den Staats- und Regierungschefs auf dem bevorstehenden EU-Gipfel, das Abkommen anzunehmen. Auch Johnson habe Zustimmung zu dem Deal signalisiert.
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10.00 Uhr: Juncker spricht mit Johnson über Brexit: "Jede Minute zählt"
Auf der Suche nach einer Lösung im Brexit-Streit hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Donnerstagmorgen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson gesprochen. Dies teilte Junckers Sprecherin Mina Andreeva auf Twitter mit. Die Kontakte der Verhandlungsteams beider Seiten gingen weiter. "Jede Stunde und jede Minute zählt vor dem EU-Gipfel", schrieb die Sprecherin. "Wir wollen einen Deal."
9.15 Uhr: Angela Merkel zeigt sich im Bundestag realistisch
Kanzlerin Angela Merkel hat in einer Rede vor dem Bundestag klar gemacht, dass die Brexit-Vorhandlungen vorangehen. "Es gibt eine deutliche Bewegung", sagte sie am Donnerstagmorgen bei ihrer Regierungserklärung vor dem EU-Gipfel. Gleichzeitig dämpft sie zu hohe Erwartungen: "Wir sind noch nicht am Ziel". Es werde bis zur letzten Sekunde weiterverhandelt. Sie würde nicht zulassen, dass eine harte Grenze zwischen Nordirland und Irland den Frieden in der Region gefährdet. Neben dem Backstop seien auch Zoll-Vereinbarungen weiterhin Streitthemen. Deutschland und die EU seien zwar auf einen No-Deal-Brexit vorbereitet, dieser solle aber unbedingt verhindert werden.
8.00 Uhr: DUP – Können Brexit-Deal nach Stand der Dinge nicht unterstützen
Die nordirische Partei DUP erklärt, eine Brexit-Vereinbarung nach Stand der Dinge nicht unterstützen zu können. So seien die Vorschläge zum Zoll nicht hinnehmbar und auch bei der Mehrwertsteuer gebe es Unklarheiten. Die DUP werde weiter mit der Regierung daran arbeiten, eine vernünftige Lösung zu finden, teilen Parteichefin Arlene Foster und ihr Stellvertreter Nigel Dodds mit. Das britische Pfund gibt daraufhin nach.
5 Uhr: EU-Gipfel berät Brexit – Johnson will Gespräche führen
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union beraten am heutigen (Donnerstag) über den geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU. Nach Medienberichten will der britische Premierminister Boris Johnson schon früh nach Brüssel reisen, um Brexit-Gespräche zu führen. Am Mittwoch waren sich beide Seiten ein großes Stück näher gekommen. EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärte, das Fundament für diese Einigung sei fertig und könnte theoretisch gebilligt werden. Auf Seiten der EU und Großbritanniens hieß es allerdings auch, es gebe noch strittige Fragen.
Auf der Tagesordnung des EU-Gipfels steht auch die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien und Albanien. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lehnt dies entgegen Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie einer Mehrheit der EU-Mitglieder ab.
Mittwoch 16. Oktober, 21.50 Uhr: Was Barnier den Vertretern der EU-Staaten gesagt hat
Inzwischen sind ein paar mehr Details aus dem Treffen des EU-Chefunterhändlers Michel Barnier mit den Vertretern der EU-Staaten durchgesickert. Auf dem Treffen am Abend hatte er sie über den Stand der Brexit-Verhandlungen informiert. Barnier sagte nach Angaben von Diplomaten, es herrsche auf Expertenebene Einigkeit über die Zollregelung für Nordirland, die Mitspracherechte der nordirischen Volksvertretung und es gäbe britische Zusagen, EU-Umwelt- und Sozialstandards nicht zu unterbieten. Nicht geklärt war indes die Zusammenarbeit bei der Umsatz- beziehungsweise Mehrwertsteuer.
Eine Gesamteinigung gibt es deshalb noch nicht. Die britische Regierung erwartet laut Medienberichten auch nicht, dass sie noch am Mittwochabend gelingt. In Brüssel erklärten Vertreter beider Seiten, es werde weiter verhandelt und man sei noch nicht am Ziel. Barnier sagte Journalisten: "Wir arbeiten, wir arbeiten."
20.10 Uhr: Entwurf steht größtenteils – doch stimmt London zu?
Britischen Medienberichten zufolge steht ein Entwurf des Brexit-Abkommens weitgehend fest. Der EU-Chefunterhändler Michel Barnier hat die verbleibenden EU-Mitgliedstaaten inzwischen über den Stand der Verhandlungen unterrichtet, wie "Guardian" und BBC berichten. Alle Probleme sind angeblich ausgeräumt, bis auf die Frage, wie der Handel mit EU-Staaten künftig besteuert wird. Aus britischen Regierungskreisen heiße es aber auch, dass heute Nacht kein Deal mehr abgeschlossen werde. Die Gespräche sollen aber weitergehen. Als unklar gilt auch weiterhin, ob die nordirische DUP eine Einigung mitträgt. Das könnte entscheidend für eine Zustimmung im britischen Parlament sein.
19.10 Uhr: Macron und Merkel zeigen sich optimistisch
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hält eine baldige Brexit-Lösung für möglich. Er glaube, dass eine entsprechende Vereinbarung gerade fertiggestellt werde, sagte Macron bei der Pressekonferenz zum Deutsch-Französischen Ministerrat in Toulouse. Bundeskanzlerin Angela Merkel fügte hinzu: "Die Nachrichten aus Brüssel könnten schlechter sein." Die EU und Großbritannien hatten am Mittwoch versucht, letzte Hürden vor einer Brexit-Einigung abzuräumen. Ziel war ein Vertragsentwurf, den der EU-Gipfel in Brüssel an diesem Donnerstag oder Freitag billigen könnte. Ein Abschluss der Verhandlungen verzögerte sich jedoch im Laufe des Tages immer weiter.
17.30 Uhr: Tusk hält Einigung in einigen Stunden noch für möglich
Im Ringen um ein Brexit-Abkommen stehen nach Angaben von EU-Ratspräsident Donald Tusk die Grundzüge, so dass die Verhandlungen möglicherweise innerhalb einiger Stunden abgeschlossen werden könnten. "Die Grundlagen einer Vereinbarung sind fertig und theoretisch könnten wir morgen diesen Deal mit Großbritannien annehmen", sagte Tusk mit Blick auf den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel in einem Interview mit dem polnischen Nachrichtensender TVN24. In den "kommenden sieben bis acht Stunden" hält er eine Einigung demnach für möglich. "Alles geht in eine gute Richtung, aber wie Sie sicher bemerkt haben, ist beim Brexit und unseren britischen Partnern alles möglich."
16.45 Uhr: Barnier verschiebt Unterrichtung auf 19 Uhr
Der EU-Chefunterhändler Michel Barnier hat die geplante Unterrichtung der EU-Staaten zum Stand der Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien um weitere zwei Stunden auf 19 Uhr verschoben. Das verlautete aus EU-Kreisen. Auf dem am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel soll über einen weitgehend fertigen Brexit-Entwurf abgestimmt werden. Verhandlungen über Details soll es nicht mehr geben. Deshalb wurde schon am Dienstag in deutschen Regierungskreisen darauf hingewiesen, dass eine Einigung am Mittwoch dringend nötig sei – auch damit sich die EU-Staaten den Entwurf vor dem EU-Gipfel überhaupt noch anschauen können.
14.22 Uhr: TV-Sender startet Brexit-freies Nachrichtenprogramm
Der britische TV-Sender Sky News bietet Brexit-müden Zuschauern ein Nachrichtenprogramm ohne Meldungen zum Dauerthema EU-Austritt. Das neue Angebot mit dem Namen "Sky News Brexit-Free" ist an Wochentagen von 18 bis 23 Uhr (MESZ) auf Sendung. Es ist über die Bezahlplattform von Sky erhältlich. "Das neue Programm gibt den Leuten einfach die Möglichkeit, eine Pause vom Brexit zu machen", erläutert Sky-News-Chef John Ryley.
13.30 Uhr: Unterrichtung von EU-Staaten auf 17 Uhr verschoben
Die geplante Unterrichtung der verbleibenden EU-Staaten zum Stand der Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien wird um drei Stunden auf 17 Uhr (MESZ) verschoben, wie aus EU-Diplomatenkreisen verlautet. Zuvor hatte EU-Chefunterhändler Michel Barnier die Gespräche als konstruktiv bezeichnet. Allerdings müssten noch eine Reihe wichtiger Fragen gelöst werden, sagt EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos. Barnier werde die Kommission und die EU-Mitglieder im Laufe des Tages erneut über den Stand der Beratungen mit Großbritannien informieren.
12 Uhr: Irland: Noch viele Probleme bei Brexit-Gesprächen zu lösen
Bei den Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien müssen nach Einschätzung des irischen Regierungschefs Leo Varadkar noch viele Probleme gelöst werden. "Ich bin überzeugt, dass alle Seiten ernsthaft ein Abkommen bis Ende des Monats wollen", sagte Varadkar in Dublin, während in Brüssel bei manchen die Hoffnung auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen mit Großbritannien noch am Mittwoch bestand. "Es gibt einen Weg zu einem möglichen Abkommen, aber es gibt viele Probleme, die noch gelöst werden müssen."
11.26 Uhr: Briten legen EU Entwurf für Brexit-Vereinbarung vor
Großbritannien hat der EU Entwürfe für eine Brexit-Vereinbarung vorgelegt. Das teilt der britische Brexit-Minister Stephen Barclay mit. Großbritannien sei willens, eine Scheidungsvereinbarung mit der EU zu treffen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir vor dem 31. Oktober ein Abkommen ratifizieren können."
10.29 Uhr: "Konstruktive Brexit-Gespräche" - Zollgrenze in der Irischen See?
Großbritannien hat möglicherweise in den Brexit-Verhandlungen Zugeständnisse gemacht, die vor wenigen Wochen noch undenkbar schienen. Britischen Zeitungsberichten zufolge könnte demnach die Zollgrenze zwischen der Europäischen Union und Großbritannien künftig in der Irischen See verlaufen.
Ein solcher Vorschlag war schon einmal in London auf heftigen Widerstand gestoßen. Auch dieses Mal löste die Idee teils starke Kritik aus. So bezeichnete der frühere Nordirland-Minister Owen Paterson eine solche Lösung in der "Sun" als "absurd".
Im Rennen gegen die Zeit wurden die Verhandlungen am Mittwochvormittag fortgesetzt. Bei den Gesprächen in der Nacht zuvor seien Fortschritte erzielt worden, sagte ein britischer Regierungsvertreter. Er nannte die Verhandlungen konstruktiv.
Dienstag, 15.Oktober: 22.12 Uhr: "Ein Abkommen scheint in greifbarer Nähe"
Kurz vor dem EU-Gipfel am Donnerstag scheint Bewegung in die Brexit-Verhandlungen zu kommen. Zumindest Vertreter der EU äußern sich vorsichtig optimistisch. Doch viele Fragen bleiben. Lesen Sie hier den ganzen Artikel.
17.35 Uhr: Diese Termine stehen nun an
Der Termin des planmäßigen Austritts aus der EU rückt für Großbritannien näher. Doch noch sind viele Hürden zu überwinden. Oder wird der Prozess doch noch gestoppt? Ein Überblick über die kommenden Termine.
13.38 Uhr: Notfalls Sondergipfel wegen Brexit
Die Bundesregierung ist wegen der anhaltenden Brexit-Gespräche nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen zu einem EU-Sondergipfel bereit. Falls es erforderlich wäre, würde man sicher ein Sondertreffen der EU-Staats- und Regierungschefs einberufen, sagt ein ranghoher Regierungsvertreter in Berlin. Er rechne damit, dass es auch nach dem bevorstehenden EU-Gipfel noch "technische Arbeit" geben müsse.
Unterdessen soll es laut Angaben aus deutschen Regierungskreisen Fortschritte bei den Brexit-Gesprächen geben. Allerdings müsse Großbritannien sich noch ein wenig bewegen, sagt ein Regierungsvertreter.
12.46 Uhr: Barnier informiert über Verhandlungsstand
EU-Chefunterhändler Michel Barnier wird nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Abend darüber informieren, was der Stand der Brexit-Verhandlungen für den für Donnerstag und Freitag geplanten EU-Gipfel bedeutet. Sie wolle nicht weiter spekulieren, sagt Merkel. Gegebenenfalls müsse weiter gesprochen werden.
12.29 Uhr: EU fordert Brexit-Einigung bis Mittwoch
Vor dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs drückt die EU in den Brexit-Verhandlungen aufs Tempo. Wenn es am Dienstag noch eine Einigung gebe, könne sich der EU-Gipfel ab Donnerstag damit befassen, sagte der belgische Außenminister Didier Reynders in Luxemburg. "Es ist aber nicht einfach." Aus EU-Kreisen hieß es, ein Text müsse spätestens Mittwochvormittag zur wöchentlichen Sitzung der EU-Kommission vorliegen, damit die Mitgliedstaaten vor dem Gipfel noch informiert werden könnten.
11.36 Uhr: Barnier: Britische Vorschläge nicht ausreichend
EU-Chefunterhändler Michel Barnier hält die britischen Vorschläge für ein Brexit-Abkommen nach Angaben aus Diplomatenkreisen für nicht ausreichend. Er brauche eine Verständigung auf einen rechtsgültigen Text bis zum Ende des Tages, damit er dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag dessen Annahme empfehlen könne, hieß es. Anderenfalls werde er wohl zu weiteren Gesprächen mit Großbritannien nach dem Gipfeltreffen raten.
10.31 Uhr: Merkel: Werden bis zur letzten Minute verhandeln
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Lösung des Nordirland-Problems beim Brexit als extrem kompliziert bezeichnet. Sie stellt klar, man werde bis zur letzten Minute verhandeln, um ein Ergebnis zu erzielen. Allerdings wirke eine Lösung für die irische Grenze wie eine Quadratur des Kreises, sagt Merkel bei einem Maschinenbaugipfel in Berlin. Zudem scheine klar, dass Großbritannien aus der Zollunion ausscheiden wolle, was die Gespräche nicht einfacher mache.
10.18 Uhr: Unterhaus: "Die Stimmen sind nun für einen Deal"
Im britischen Unterhaus gibt es nach Einschätzung des einflussreichen konservativen Abgeordneten Jacob Rees-Mogg ausreichend Unterstützung für eine Brexit-Vereinbarung. "Ich denke, die Stimmen sind nun für einen Deal", sagt der Brexit-Hardliner Rees-Mogg dem Hörfunksender LBC. Es gebe eine Stimmung im Land, und die Politiker müssten bis zu einem gewissen Grad empfänglich dafür sein. Einer Scheidungsvereinbarung mit der EU müsste das Unterhaus zustimmen, eine Sondersitzung ist für Samstag geplant.
9.40 Uhr: Frankreich – Brexit-Verschiebung würde Probleme nicht lösen
Frankreich ist bereit, eine Verschiebung des Brexit-Termins am 31. Oktober zu diskutieren. Aber eine längere Frist werde die Probleme nicht beseitigen, sagt die Staatssekretärin für Europa-Angelegenheiten, Amelie de Montchalin. "Zeit allein ist keine Lösung." Nötig sei ein "signifikanter politischer Wechsel" in Großbritannien, um eine Diskussion über eine Fristverlängerung aufzunehmen. Ein solcher Wechsel könne die Aussicht auf eine Wahl oder ein Referendum sein, "etwas das die politische Dynamik verändert".
9.30 Uhr: Bundesregierung fordert Zugeständnisse von Großbritannien
Im Brexit-Streit fordert die Bundesregierung weitere Zugeständnisse von Großbritannien. Die EU stelle vor einer Einigung nur zwei einfache Bedingungen, nämlich den Erhalt des Friedens in Nordirland und den Schutz des europäischen Binnenmarkts, sagte Europa-Staatsminister Michael Roth am Dienstag in Luxemburg. "Jetzt liegt es wieder mal an unseren britischen Partnern, das zu tun, was nötig ist."
Ob ein Deal in Reichweite sei, könne er nicht sagen, fügte der SPD-Politiker hinzu. Doch tue die EU weiter alles für eine Einigung. "Ein harter Brexit wäre ein Desaster." Es blieben nun nur wenige Tage Zeit. Diese müssten genutzt werden.
9.10 Uhr: Barnier hält kurzfristige Lösung noch für möglich
Der Brexit-Chefunterhändler der Europäischen Union, Michel Barnier, hält eine Vereinbarung über den für Ende Oktober geplanten EU-Austritt Großbritanniens noch in dieser Woche für möglich. Allerdings werde das immer schwieriger, sagte Barnier am Dienstag in Luxemburg vor seinem Treffen mit den EU-Außenministern. Es sei höchste Zeit, dass die Regierung in London "ihre guten Absichten in einen Gesetzestext" gieße. Jede Vereinbarung müsse für alle Beteiligten tragbar sein, sagte Barnier. Er werde die Minister über den Stand der Beratungen mit Großbritannien informieren. Der polnische Europa-Minister Konrad Szymanski sagte in Luxemburg, es gebe Gründe für "vorsichtigen Optimismus". Auf beiden Seiten seien Bemühungen um eine Einigung erkennbar.
8.20 Uhr: EU-Minister beraten über möglichen Brexit-Deal in letzter Minute
Im Brexit-Streit beraten die 27 bleibenden EU-Staaten am Dienstag, ob ein geordneter Austritt Großbritanniens zum 31. Oktober doch noch gelingen kann. EU-Unterhändler Michel Barnier berichtet den zuständigen Europaministern in Luxemburg über die jüngste Verhandlungsrunde. Eine Vereinbarung mit Großbritannien soll spätestens beim EU-Gipfel Ende dieser Woche stehen. Andernfalls dürfte erneut über eine Fristverlängerung geredet werden.
Der SPD-Europapolitiker Jens Geier zeigte sich offen für einen Deal mit Großbritannien in letzter Minute. Er schränkte allerdings ein: "Machbar ist nur, was keine Fragen aufwirft. Alles muss geklärt sein, bevor wir ja sagen." Lediglich technische Details könnten noch nach einer politischen Einigung besprochen werden, sagte der Chef der SPD-Europaabgeordneten der Deutschen Presse-Agentur.
Montag, 14.Oktober, 12.55 Uhr: Queen: Brexit zum 31. Oktober hat Priorität
Queen Elizabeth hat ihre Rede vor den britischen Abgeordneten beendet. "Es war immer die Priorität meiner Regierung, den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU am 31. Oktober sicherzustellen", sagte die Königin vor den Abgeordneten. Die Regierung wolle auf eine "neue Partnerschaft mit der Europäischen Union hinarbeiten, die auf freiem Handel und freundschaftlicher Zusammenarbeit beruhen soll", so die Queen in der Rede von Premierminister Boris Johnson.
Darin werden zudem unter anderem höhere Ausgaben für das Gesundheitswesen, ein schärferes Einwanderungsgesetz und mehr Investitionen in Forschung und Wissenschaft angekündigt. Außerdem soll der Klimaschutz in Gesetze gegossen werden und die heimische Infrastruktur verbessert werden.
12.40 Uhr: Queen ist im Parlament eingetroffen – Rede startet
Die britische Königin Elizabeth II. ist zur feierlichen Wiedereröffnung des britischen Parlaments im Oberhaus eingetroffen. Wie üblich reiste die 93 Jahre alte Queen per Kutsche in einer Prozession vom Buckingham-Palast zum "State Opening of Parliament". Die vergoldete "Diamond Jubilee State Coach" wurde von sechs weißen Pferden gezogen. Begleitet wurde sie von Thronfolger Prinz Charles und dessen Ehefrau Herzogin Camilla. Im Oberhaus verliest sie in Anwesenheit der Parlamentarier die Regierungserklärung des Premierministers. Für Elizabeth II. ist es bereits die 65. "Queen's speech".
8 Uhr: Queen eröffnet Parlament – Johnson hat "No Deal" noch nicht abgeschrieben
Zum "State Opening of Parliament" gehört viel Pomp und Zeremoniell. Die Queen liest das Regierungsprogramm des Premierministers vor. Doch es dürfte nicht lange dauern, bevor wieder die Fetzen fliegen. Am Samstag wird mit einem Showdown im Brexit-Streit gerechnet.
Ob es rechtzeitig vor dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag zu einer Einigung zwischen London und Brüssel kommt, ist ungewiss. Am Wochenende war es trotz intensiver Gespräche nicht zu einem Durchbruch gekommen. Die Verhandlungen in Brüssel sollen am Montag fortgesetzt werden.
Die "Times on Sunday" berichtete unter Berufung auf eine ungenannte Quelle, Johnson wolle in diesen Tagen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen, um auszuloten, ob eine Einigung im Brexit-Streit noch möglich ist. Johnsons Botschaft sei dabei: "Lasst es uns zu Ende bringen", zitierte die "Sunday Times" eine Insider-Quelle. Andernfalls werde der Premier vorschlagen, eine "freundliche Version des No Deals" zu wählen, bei der die schlimmsten Konsequenzen eines ungeregelten Austritts abgefedert werden sollen.
4 Uhr: Noch kein Durchbruch im Brexit-Streit
Im Ringen um einen geordneten EU-Austritt Großbritanniens Ende Oktober ist am Wochenende noch kein Durchbruch gelungen. Doch bleibt Hoffnung auf einen Kompromiss in dieser Woche. Zweitägige Verhandlungen mit Großbritannien nannte die EU-Kommission am Sonntagabend konstruktiv. Ein britischer Regierungssprecher äußerte sich ganz ähnlich. Die Verhandlungen werden am heutigen Montag fortgesetzt. Ziel ist die Einigung auf einen Brexit-Vertrag beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag. Hier lesen Sie die gesamte Zusammenfassung vom Wochenende.
Sonntag, 13. Oktober, 17.15 Uhr: Chancen für ein Brexit-Referendum höher
Die Chancen für ein zweites Brexit-Referendum sind einem Bericht des britischen "Observer" zufolge besser geworden. Demnach könnten Oppositionsabgeordnete eine Volksabstimmung zur Bedingung für ihr Ja zu einem Austrittsabkommen von Premierminister Boris Johnson machen.
Die Unterhändler in Brüssel verhandeln derzeit hinter verschlossenen Türen über eine Einigung in letzter Minute. Sollte ein Deal gelingen, wäre dem Labour-Abgeordneten Peter Kyle zufolge vorstellbar, dass die Briten vor die Wahl zwischen einem Brexit zu diesen Konditionen und einem Verbleib in der EU gestellt werden könnten.
Freitag, 11.10.2019, 14.17 Uhr: Brüssel und London verhandeln wieder
Nach unerwarteten Fortschritten im Brexit-Streit sieht die Europäische Union neue Einigungschancen und startet eine weitere intensive Verhandlungsrunde mit Großbritannien. Entsprechende Berichte bestätigten Diplomaten am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel.
Donnerstag, 10.10.2019, 19.30 Uhr: Möglicher Ausweg aus Brexit-Streit
"Sehr gut", so fasste der irische Premier Leo Varadkar das zweistündige Gespräch mit seinem englischen Kollegen Boris Johnson zusammen. Sowohl Dublin als auch London wollten ein Abkommen, das die Interessen Irlands, Großbritanniens und der EU berücksichtige. Es gäbe einen Weg zu einem möglichen Deal, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Details wurden nicht bekannt.
Am 17. Oktober treffen sich die EU-Regierungschefs bei einem Gipfel. Bis 19. Oktober muss Johnson laut einem britischen Gesetz ein Abkommen durch das Parlament bringen, sonst ist er dazu verpflichtet, eine Verlängerung der Brexit-Frist zu beantragen.
10.00 Uhr: Staatssekretär warnt EU-Bürger vor Abschiebung
Der Staatssekretär im britischen Innenministerium, Brandon Lewis, hat unregistrierte Deutsche und andere EU-Bürger vor der Abschiebung gewarnt, sollten sie nicht bis spätestens Dezember 2020 eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. "Die Realität ist, dass wir für den Austritt gestimmt haben. Unsere Regierung muss diese Entscheidung umsetzen", sagte Lewis der "Welt". Großbritannien werde die EU am 31. Oktober verlassen, bekräftigte der Staatssekretär.
Wegen des bevorstehenden Brexits hatte die Regierung in London für dauerhaft in Großbritannien lebende EU-Bürger das sogenannte Settled-Status-Verfahren eingeführt. Im Falle eines ungeregelten EU-Austritts haben EU-Bürger noch bis zum 31. Dezember 2020 Zeit, eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Erzielt die Regierung in London in den kommenden drei Wochen noch ein Austrittsabkommen mit Brüssel, bleibt den EU-Bürgern noch Zeit bis zum 30. Juni 2021.
6.47 Uhr: Bei den Tories wächst offenbar der Widerstand gegen Johnson
Im Kabinett des britischen Premierministers Boris Johnson wächst einem Zeitungsbericht zufolge der Widerstand gegen einen Brexit ohne Vertrag. Fünf Kabinettsmitglieder stünden auf einer Liste möglicher Rücktrittskandidaten, berichtete die Zeitung "The Times". Sie hätten große Bedenken gegen einen Austritt Großbritanniens ohne Vertrag.
Dazu gehörten der Minister für die Provinz Nordirland, Julian Smith, Kultusminister Nicky Morgen und Justizminister Robert Buckland. Ein nicht namentlich genannter Minister sagte dem Bericht zufolge, eine große Zahl konservativer Abgeordneter würde aus der Partei austreten, sollte es zu einen ungeregelten Brexit kommen.
Bei einem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU ohne Vertrag wird mit massiven konjunkturellen Einbrüchen gerechnet. Johnson schließt einen ungeregelten Brexit nicht aus und will spätestens zum 31. Oktober sein Land aus der EU führen.
8. Oktober, 20.01 Uhr: Röttgen – Boris Johnson missbraucht Telefonat mit Merkel
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat britische Äußerungen über ein Telefonat von Premierminister Boris Johnson mit Kanzlerin Angela Merkel kritisiert. "Johnson sitzt in der Falle der Brexit-Hardliner und hat darum wohl in der Sache keine Spielräume mehr", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags. "Es sieht so aus, dass er das Telefonat mit der Kanzlerin missbraucht, um ihr die Schuld zuzuschieben."
Johnson hatte am Dienstag mit Merkel telefoniert und anschließend ein niederschmetterndes Resümee durchsickern lassen. Darüber hatte zuerst der Sender Sky News berichtet, am Regierungssitz Downing Street wurde der Deutschen Presse-Agentur die Echtheit der Mitteilung bestätigt. Darin heißt es, die EU habe eine neue Position bezogen.
Merkel habe deutlich gemacht, dass ein Brexit-Abkommen "äußerst unwahrscheinlich" sei und dass Großbritannien die Europäische Union nur verlassen könne, wenn Nordirland dauerhaft in der Europäischen Zollunion und dem Binnenmarkt verbleibe. "Wenn das eine neue, etablierte Position ist, dann bedeutet das, dass ein Abkommen prinzipiell unmöglich ist, nicht nur jetzt, sondern immer", hieß es in der Mitteilung aus London laut Sky News.
"Es gibt keine neue deutsche oder EU-Position zum Brexit", sagte Röttgen der "Welt". "Ein Deal auf der Basis der jüngsten Vorschläge von Boris Johnson ist bis Ende Oktober unrealistisch."
17.16 Uhr: Britische Regierung nennt Deal "prinzpiell unmöglich"
In einer internen Mitteilung, die an Sky News durchgestochen worden sein soll, und deren Existenz, nicht aber deren Inhalt bestätigt wurde, soll die britische Regierung auf das Merkel-Johnson-Telefonat Bezug nehmen.
Merkel habe deutlich gemacht, dass ein Abkommen "äußerst unwahrscheinlich" sei und dass Großbritannien die Staatengemeinschaft nur verlassen könne, wenn Nordirland dauerhaft in der Europäischen Zollunion und dem Binnenmarkt verbleibe.
"Wenn das eine neue, etablierte Position ist, dann bedeutet das, dass ein Abkommen prinzipiell unmöglich ist, nicht nur jetzt, sondern immer", hieß es in der Mitteilung aus London laut Sky News
13.05 Uhr: Tusk wirft Johnson "dummes Schwarzer-Peter-Spiel" vor
Im Brexit-Streit hat EU-Ratspräsident Donald Tusk den britischen Premierminister Boris Johnson mit scharfen Worten angegangen. Es gehe nicht um das Gewinnen eines "dummen Schwarzer-Peter-Spiels", schrieb Tusk auf Twitter. Es gehe um die Zukunft Europas und Großbritanniens, um die Sicherheit und die Interessen der Menschen.
"Sie wollen keinen Deal, Sie wollen keine Fristverlängerung, Sie wollen den Austritt nicht widerrufen, quo vadis?", fragte Tusk in Richtung Johnson. Kurz vorher hatte die britische Regierung nach einem Telefonat Johnsons mit Bundeskanzlerin Angela Merkel durchsickern lassen, dass London nicht mehr an eine Einigung mit der EU glaube. Tusk war am Dienstag für ein Treffen mit Merkel in Berlin.
12.30 Uhr: Merkel verlangt Kompromiss von Johnson
Kanzlerin Angela Merkel hat vom britischen Premierminister Boris Johnson Kompromissbereitschaft in der Frage der Grenze zwischen Irland und Nordirland gefordert. Merkel machte in einem Telefonat mit dem Premierminister deutlich, dass ansonsten ein Brexit-Abkommen "extrem unwahrscheinlich" sein werde, wie aus einer britischen Regierungsquelle verlautete.
In einer internen britischen Mitteilung, die Bezug auf das Telefonat nimmt, heißt es demnach, die EU habe eine neue Position bezogen. Merkel habe deutlich gemacht, dass ein Abkommen unwahrscheinlich sei und dass Großbritannien die Staatengemeinschaft nur verlassen könne, wenn Nordirland dauerhaft in der Europäischen Zollunion und dem Binnenmarkt verbleibe. "Wenn das eine neue, etablierte Position ist, dann bedeutet das, dass ein Abkommen prinzipiell unmöglich ist, nicht nur jetzt, sondern immer", heißt es in der Mitteilung aus britischen Regierungskreisen. Die Bundesregierung bestätigte nur, dass es ein Telefonat gegeben habe.
Montag, 7. Oktober, 15.15 Uhr: Gericht lehnt Zwangsmaßnahmen gegen Johnson ab
Das oberste schottische Gericht will dem britischen Premierminister Boris Johnson vorerst nicht mit Zwangsmaßnahmen drohen, sollte er sich nicht an das Gesetz gegen einen ungeregelten EU-Austritt halten. Das berichteten britische Medien aus dem Gerichtssaal in Edinburgh. Der Fall könnte bereits am Dienstag in der schottischen Stadt in Berufung gehen.
Das britische Parlament hatte im September ein Gesetz verabschiedet, das den Premier dazu verpflichtet, eine Verlängerung der Brexit-Frist zu beantragen, sollte bis zum 19. Oktober kein Abkommen ratifiziert sein.
3.12 Uhr: EU will bis Ende der Woche über Brexit-Deal entscheiden
Die Europäische Union will Berichten zufolge bis Ende kommender Woche entscheiden, ob ein Brexit-Deal mit Großbritannien möglich ist. Das habe Frankreichs Präsident Macron dem britischen Premierminister Johnson in einem Telefonat mitgeteilt, berichteten britische und französische Medien. Der Sender BBC zitierte eine Quelle aus dem Élysée-Palast, nach der Macron Johnson gesagt habe, "dass die Verhandlungen mit dem Team von (EU-Chefunterhändler) Michel Barnier in den kommenden Tagen rasch fortgesetzt werden sollten, um Ende der Woche zu beurteilen, ob ein Deal möglich ist, der die Grundsätze der Europäischen Union anerkennt".
Johnson habe Macron gesagt, die EU sollte sich nicht vom "falschen Glauben" ködern lassen, es könnte eine Verschiebung des Brexits über den 31. Oktober geben, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf eine Quelle aus dem Umfeld Johnsons berichtete. Es sei die letzte Chance, einen Brexit ohne Abkommen zu vermeiden. Allerdings ist Johnson durch ein Gesetz verpflichtet, eine Verlängerung zu erbitten, wenn bis zum 19. Oktober kein Deal abgeschlossen ist. Einer erneuten Fristverlängerung müssten aber auch alle 27 bleibenden EU-Staaten zustimmen.
Johnson habe Macron weiter gesagt, er gehe davon aus, ein Deal könne abgeschlossen werden, die EU müsse aber auf die von Großbritannien gemachten Kompromisse eingehen, berichtete die BBC. Zuvor hatte Johnson getwittert, dass der Brexit am 31. Oktober stattfinden werde. Die EU und Großbritannien versuchen, vor dem EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 17. und 18. Oktober eine Einigung zu erzielen.
6. Oktober, 11.49 Uhr: Johnsons neue Regierungsvorschläge werden nicht funktionieren
Die Frage der Grenze zwischen der Republik Irland und dem zu Großbritannien gehörigen Nordirland ist in Bezug auf den Brexit besonders heikel. Nun kritisiert der ehemalige Premierminister Tony Blair (Labour Party) die jetzige Regierung unter dem konservativen Boris Johnson in dieser Hinsicht: "Die neuesten Regierungsvorschläge werden nicht funktionieren." Blair nennt Johnsons Vorschläge gar "bizarr": "Nordirland würde ein Teil des europäischen Binnenmarktes bleiben, Großbritannien würde ihn jedoch verlassen."
Blair fürchtet, dass die Grenze in Irland zukünftig keine "offene" mehr sein wird. Dabei sei dies wichtig für die Fortdauer des Friedens auf der Insel.
10.53 Uhr: EU-Ratsvorsitzender rechnet mit erneuter Brexit-Verschiebung
Der derzeitige EU-Ratsvorsitzende Antti Rinne ist offen für eine erneute Verschiebung des Brexits. "Ich wäre bereit, eine Bitte um Verlängerung der Verhandlungen zu erwägen", sagte der finnische Premierminister der "Welt am Sonntag". Es sei wichtig, einen harten Brexit zu verhindern. Derzeit sehe es so aus, als gebe es bis Ende Oktober keinen Deal und es bestehe daher die Gefahr eines harten Brexits. Für diesen Fall rechne Rinne mit einem Verlängerungsantrag. Er gehe davon aus, dass die EU-Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober nicht über ein konkretes Austrittsabkommen mit Großbritannien, sondern vielmehr über eine erneute Verlängerung der Brexit-Verhandlungen sprechen würden.
Finnland hat von Juli bis Dezember den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. Rinne sagte, der britische Premierminister Boris Johnson habe zwar noch zwei Wochen Zeit, um neue Vorschläge für einen Deal vorzulegen. "Aber es scheint so, als habe Johnson erst jetzt verstanden, was das für ein großes Durcheinander ist und er hat Schwierigkeiten, einen Vorschlag zu machen, mit dem er da raus kommt", sagte der Sozialdemokrat. "Deswegen befürchte ich, dass es beim Gipfel im Oktober mehr um eine Verlängerung als um konkrete Lösungen für die Lage gehen könnte."
Die vorigen Brexit-Entwicklungen können Sie hier nachlesen.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP, AP, Reuters