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Ungarn: EU-Bericht erhebt schwere Vorwürfe gegen Orbán-Regierung


"Systemisches Problem"
EU-Bericht erhebt schwere Vorwürfe gegen Ungarn

Von afp
24.07.2024Lesedauer: 2 Min.
imago images 0709493865Vergrößern des BildesUngarns Regierungschef Viktor Orbán führt am Rande des Nato-Gipfels in Washington ein Gespräch (Archivbild): Ein EU-Bericht wirft seinem Land ein "systemisches Problem" vor. (Quelle: IMAGO/Chris Kleponis /imago)

Das Verhältnis zwischen der EU und Ungarn ist seit Jahren belastet. Ein neuer Bericht des EU-Justizkommissars stellt dem Land nun ein schlechtes Zeugnis aus.

Ungarn verstößt laut einem EU-Bericht weiter massiv gegen die Rechtsstaatlichkeit. In Ungarn gebe es ein "systemisches Problem" mit den Grundrechten, sagte Justizkommissar Didier Reynders am Mittwoch in Brüssel bei der Vorstellung des Jahresberichts zur Rechtsstaatlichkeit in den 27 Mitgliedsländern. Mit Sorge sieht Brüssel daneben auch den Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der Slowakei. Journalistenverbände warnen vor staatlicher Einflussnahme.

In ihrem fünften Rechtsstaatsbericht gibt die Kommission nach Angaben eines EU-Beamten eine "Rekordzahl" von acht Empfehlungen an die Regierung von Viktor Orbán ab. Das ist politisch brisant, denn Ungarn hat in diesem Halbjahr den rotierenden EU-Ratsvorsitz inne.

Alle vier Säulen der Rechtsstaatlichkeit betroffen

Verstöße gibt es in Ungarn nach Angaben von Vizekommissionspräsidentin Věra Jourová bei allen vier Säulen der Rechtsstaatlichkeit: im Justizsystem, bei den Maßnahmen gegen Korruption, bei der Pressefreiheit sowie der Gewaltenteilung.

Ungarn müsse "solide Nachweise über Ermittlungen, Strafverfolgung und endgültige Urteile bei Korruptionsfällen auf hoher Ebene" liefern, heißt es etwa in dem Länderbericht zu Ungarn. Zudem müsse die Orbán-Regierung die "redaktionelle Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien" stärken und Gesetze aufheben, welche die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen einschränken.

Bereits vor einem Jahr hatte Justizkommissar Reynders dem Land "sehr große Abweichungen bei der Rechtsstaatlichkeit" bescheinigt. Die EU hatte deshalb in den vergangenen Jahren verschiedene Verfahren gegen Ungarn eingeleitet und Fördermittel auf Eis gelegt. Wegen verschiedener Grundrechtsverstöße – etwa beim Asylrecht – sind derzeit noch gut 20 Milliarden Euro an EU-Hilfen für Ungarn eingefroren, wie Reynders betonte.

"Es ist endlich an der Zeit, Viktor Orbán in die Schranken zu weisen"

"Im Lichte der seit Jahren andauernden systemischen Vergehen in Ungarn ist es endlich an der Zeit, Viktor Orbán in die Schranken zu weisen und Ungarn das Stimmrecht in der EU zu entziehen", erklärte der Europaabgeordnete Moritz Körner (FDP). Das Europaparlament hatte dazu bereits 2018 ein sogenanntes Artikel-sieben-Verfahren gegen Ungarn eingeleitet. Einem Stimmrechtsentzug im EU-Rat müssten außer Ungarn jedoch alle anderen 26 Mitgliedstaaten zustimmen, dies ist jedoch weiter nicht in Sicht.

Zur Slowakei sagte Vizekommissionspräsidentin Jourová, sie habe bereits im April mit Regierungschef Robert Fico über das beanstandete Gesetz zum Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gesprochen. Die endgültige Fassung liege allerdings bisher nicht vor, deshalb habe die EU-Kommission bisher keine Handhabe. Bei Verstößen könnte Brüssel ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten. Die Organisation Reporter ohne Grenzen hatte vor einem "harten Schlag" gegen die Pressefreiheit gewarnt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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