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Roman Abramowitsch: Luxusyacht als Steuerflucht-Instrument in Deutschland?


Abramowitsch und seine Yacht
Oligarch trickst deutsches Finanzamt aus

Von t-online, jha

Aktualisiert am 28.01.2025Lesedauer: 2 Min.
Statussymbol: Megayacht "Eclipse" des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch (Archivbild).Vergrößern des Bildes
162 Meter lang: Megayacht "Eclipse" des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch (Archivbild). (Quelle: Grgo Jelavic/PIXSELL/imago-images-bilder)
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Die Yacht eines russischen Oligarchen war Schauplatz von rauschenden Partys der Superreichen. Außerdem diente sie wohl als Instrument, um Millionen am Fiskus vorbeizuschaffen.

Der russische Milliardär Roman Abramowitsch soll in Deutschland und anderen EU-Staaten Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Das geht aus geleakten Dokumenten hervor, die dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) vorliegen und nun vom "Standard" gemeinsam mit Medien wie "Spiegel", ZDF, "Guardian" und BBC ausgewertet wurden.

Im Mittelpunkt steht die Megayacht "Eclipse" von Roman Abramowitsch, der über Stahlgeschäfte zum Milliardär aufgestiegen ist. Das mit 162,5 Metern einstmals längste Schiff der Welt verfügt über ein eigenes Kino, eine Disco, vier Motorboote und zwei Hubschrauberlandeplätze. Wie die Recherchen zeigen, war es zudem mutmaßlich Teil eines komplexen Steuervermeidungsmodells.

Das Schiff, das in den 2000er-Jahren von der Hamburger Werft Blohm & Voss gebaut wurde, soll offiziell über verschiedene Briefkastenfirmen abgewickelt worden sein. Dabei wurden Offshore-Gesellschaften genutzt, um den wahren Eigentümer zu verschleiern und Steuerzahlungen zu vermeiden.

So soll der Steuertrick funktioniert haben

Die geleakten Dokumente zeigen, dass Abramowitschs Berater versuchten, Steuern auf verschiedene Weise zu umgehen. So entwarfen sie ein Firmengeflecht, das eine unternehmerische Nutzung von Abramowitschs Yachten-Flotte vortäuschen sollte. Die "Eclipse" war wohl bis mindestens 2012 ein Teil des Konstrukts.

Demnach wurde die Yacht offiziell an eine Firma auf den Britischen Jungferninseln vermietet, um Mehrwertsteuerpflichten zu umgehen – obwohl Abramowitsch die "Eclipse" nachweislich privat nutzte, etwa für eine exklusive Silvesterfeier 2012 in der Karibik.

Auch beim Betanken der Yacht soll getrickst worden sein. Gewerblich genutzte Schiffe sind in der EU von der Steuer auf Treibstoff befreit. Interne E-Mails zeigen, dass die Verantwortlichen bemüht waren, die notwendigen Nachweise zu beschaffen. Als ein Mietvertrag nicht rechtzeitig vorlag, warnte ein Mitarbeiter, dass dadurch eine Steuerersparnis von 44.000 US-Dollar gefährdet sei – für einmal volltanken.

Abramowitsch selbst äußerte sich über seine Anwälte zu den Vorwürfen. Er habe sich stets auf professionelle Steuer- und Rechtsberater verlassen und keine Behörden vorsätzlich getäuscht.

Der Freihafen in Hamburg

Ein besonders lukratives Steuerschlupfloch ergab sich beim Bau der "Eclipse" in Hamburg. Da das Schiff im damaligen Freihafen errichtet wurde, galt der Standort steuerlich nicht als deutsches Inland. Daher wurden auf den Kauf offenbar keine Mehrwertsteuern fällig. Die Kosten werden auf etwa 300 bis 800 Millionen Euro geschätzt.

Lange Zeit gelang es Abramowitsch und seinen Beratern, behördliche Nachfragen abzuwehren. In Italien drohte 2014 ein Steuerverfahren, nachdem die Yacht in Triest betankt worden war, doch die Ermittlungen wurden eingestellt. Auch in Zypern gab es Unstimmigkeiten: Dort forderten die Behörden 2012 rund 14 Millionen Euro an Steuern auf Vercharterungen. Später zog Abramowitschs Anwalt seine Berufungen zurück, unklar bleibt jedoch, ob die Summe beglichen wurde.

Seit der Verhängung westlicher Sanktionen gegen russische Oligarchen meidet Abramowitsch die EU, um sein Vermögen vor Zugriffen zu schützen. Die "Eclipse" befindet sich nun vor der türkischen Küste, außerhalb der Reichweite europäischer Behörden.

In Deutschland könnten die mutmaßlichen Steuerdelikte inzwischen verjährt sein. Üblicherweise liegt die Verjährungsfrist in Deutschland nur bei fünf Jahren, in besonders schweren Fällen jedoch bei 15 Jahren.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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